Die Kräuterkundigen des ausgehenden Mittelalters unterschieden den Schwarzen Andorn, Weißen Andorn, Feldandorn und Wasserandorn. Als besonders wirkungvoll wurde jedoch der Weiße Andorn hervorgehoben, der heute allgemein als gewöhnlicher Andorn bezeichnet wird. Er ist aufgrund seiner Wirkung und dem süß lieblichen Geruch den anderen vorzuziehen.
Wirkung
Heute findet der Andorn kaum noch Verwendung. Durch den in der Pflanze enthaltenen Bitterstoff Marrubiin billigt man ihm eine förderliche Wirkung zur Speichel-, Magensaft- und Gallensekretion zu. In früheren Zeiten nutzte man den Andorn für ein enormes Spektrum an Beschwerden. Die Liste erinnert an ein Panazee, ein Universalheilmittel, wenn auch einige Anwendungen sehr allgemein gehalten wurden.
So verwendete man die Pflanze bei Leberleiden, Gelbsucht, Beschwerden mit der Milz, Husten, Bronchitis, Darmbeschwerden, Abmagerung, Schuppen, Hautflecken, Feigwarzen, Ohrenschmerzen, Hundebissen, Würmern, Schlangenbissen, Beschwerden mit den Augen und als Mutterkraut. Die Pflanze wurde verwendet um die Mütter nach der Geburt zu reinigen, die Nachgeburt auszubringen, Schmerzen während der Schwangerschaft zu lindern aber auch ausserhalb einer Schwangerschaft die Menstruation zu fördern.
Die innerliche Verwendung von Andorn
Innerlich wurde bevorzugt ein Saft aus den Blättern verwendet, von dem man täglich drei Löffel einnahm. Alternativ nutzte man einen Tee der aus den Blättern und Wasser oder Wein gekocht wurde. Meist gab man diesem Tee Honig hinzu oder kochte im Falle der nachgeburtlichen Behandlung Veilchenwurzel mit.
Zur Behandlung von Husten mischte man Fenchel, Dill und Andorn im Verhältnis 1:1:1 in Wein. Entweder kochte man den Wein mit diesen Zutaten oder man erstellte einen Auszug indem der Wein mit diesen Zutaten 4 Wochen in der Sonne stand.
Bei Darmschmerzen kochte man Andorn, fügte Honig oder Süßholz und Fenchelsamen hinzu.
Bei Gelbsucht empfahl man eine Mischung aus vier Teilen Weißen Andorn, jeweils ein achtel Teil Ochsenzungenwurzel, Alant, Odermennig, ein viertel Teil Rhababer und Paradiesholz (Aloehoz).
Die äusserliche Verwendung von Andorn
Äusserlich nutzte man einen Sud aus Weißen oder Schwarzen Andorn. Die Pflanze wurde 10 Minuten in Wasser gekocht. Bäder aus diesem Sud wurden den Frauen in der Schwangerschaft bei Rücken- und Gliederschmerzen verabreicht. Der Sud wird auch als hilfreich beschrieben zur Behandlung von Schuppen, Grind und Hautflecken.
Zu Pulver vermahlene Blätter dienten zur Behandlung von Feigwarzen.
Die Blätter des Schwarzen Andorn im Mörser zerstossen und mit Salz vermischt, wurden auf Bisswunden von Hunden gelegt.
Olivenöl mit Andornsaft vermischt wurde zur Behandlung von Ohrenschmerzen in die Ohren geträufelt.
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