Das Glaskraut ist ein schon seit Jahrtausenden bekanntes Heilkraut. Laut Legende wurde im 5. Jahrhundert vor Christus, dem Griechen Perikles von Athene im Traum das auf der Akropolis üppig vorkommende Glaskraut gezeigt, mit dem er die Schürfungen der Sklaven heilen konnte. Perikles setzte es ein und heilte mit ihm die Sklaven, die beim Bau des Parthenon beteiligt waren. Dioskurides lobte das Glaskraut im ersten Jahrhundert für seine reinigende, kühlende und stark adstringierende Wirkung. Plinius schrieb über diese Heilpflanze und Marcellus empfahl die Kohle des Glaskrauts zum weissen der Zähne. Paracelsus empfahl sie zur Verminderung von Steinen. Kaum ein Kräuterbuch, in dem diese Heilpflanze nicht lobende Erwähnung fand. In nahezu allen älteren Kräuterbüchern wird sie als sehr hilfreiches, wundheilendes, erweichendes und steinbrechendes Kraut beschrieben.
Im 18. Jahrhundert erfolgte dann ein Wandel. So schreibt Johann Andreas Murray 1788 im Band 4 seines Werkes Arzneyvorrath:
Murray bezieht sich mit seiner Schmähschrift auf die Aussagen von Floyer und von Haller, die die erweichenden Eigenschaften als nicht gegeben sahen. Hauptgrund für die Einschätzung, dass das Glaskraut keine nutzbringende Heilpflanze sei, war der fehlende Geruch dieser Heilpflanze. So endete die Erfolgsgeschichte des Glaskrauts. Heute ist das Glaskraut nur noch wenigen bekannt und wird kaum noch eingesetzt.
Botanik
Das zur Familie der Brennnesselgewächse gehörende Glaskraut ist eine bis zu einem Meter hohe, ausdauernde, aufrechte, kaum verzweigte Heilpflanze. Die Stengel sind leicht brüchig und flaumig behaart, allerdings ohne Brennhaare. Die Blätter sind wechselständig, gestielt, eiförmig-lanzettlich bis eiförmig rundlich und bis zu 10 cm lang. Glaskrautblüten blühen von Juni bis September. Sie sind grünlich und unscheinbar und bilden in dichten Knäueln stehende Blütenstände in den Blattachsen. Die Früchte – Nüsse – sind schwarz glänzend.
Bezeichnungen
Wissenschaftlich unterscheidet man das Ausgebreitete ,Parietaria judaica, und das Aufrechte Glaskraut, Parietaria officinalis. Beide Arten besitzen die selben medizinischen Eigenschaften. Die Bezeichnung Glaskraut könnte sich auf die Verwendung der getrockneten Blätter zum reinigen von Glas beziehen. Auch der leicht brüchige Stiel könnte für die Bezeichnung verantwortlich sein. Andere Bezeichnungen beziehen sich auf das Vorkommen dieser Heilpflanze, wie beispielsweise Mauerkraut. Weitere Bezeichnugen sind St. Peters-Kraut oder Rebhühner-Kraut.
Indikationen
Glaskraut wirkt blutreinigend, erfrischend, erweichend und harntreibend. Glaskraut wurde in der Volksmedizin zur Behandlung von; entzündeten Wunden, Nierenentzündung, Hämorrhoiden, Blasenentzündung, Steinerkrankung, Hautflecken, Verbrennungen, Albuminurie, Harnwegsinfektion, Rheuma und Husten eingesetzt.
Glaskraut Anwendung und Wirkung
Traditionell nutzte man den frischen Saft vom Glaskraut um Verbrennungen und Verletzungen zu behandeln. In manch altem Kräuterbuch wird auch das getrocknete Glaskrautpulver für diesen Zweck empfohlen. Glaskrautkohle nutzte man zum weissen der Zähne. Ein aus Glaskraut destilliertes Wasser soll hilfreich sein zur Behandlung von mit Verschleimung einhergehenden Husten, Wassersucht und Steinen. Sowohl ein Glaskrautsirup als auch ein Glaskrautinfus soll hilfreich sein bei Nierenentzündung, Blasenentzündung und Albuminurie. Äußerlich aufgebracht, soll ein Dekokt hilfreich sein um Pigmentflecken und Sommersprossen zu bleichen. Heute findet man Glaskraut nur noch in wenigen Teemischungen. Es ist eine der Heilpflanzen, die zu Unrecht in ein Schattendasein gedrängt wurden.
Anbieter und Preis
Glaskraut kann man selber sammeln. Man findet es in wärmeren Gegenden oft in alten Mauerritzen. Kaufen kann man es als Pflanze in Gärtnereien, was sich anbietet, weil es im getrockneten Zustand bei weitem nicht so wirksam ist wie frisch.
Getrocknetes Kraut kann man im Kräuterversand oder in Apotheken zu einem Preis von ca. 5 Euro je 100g kaufen. 100 ml Glaskrauttinktur bekommt man im Kräuterversand für ca. 8 Euro.
Inhaltsstoffe
Flavonoide, Kaffeesäurederivate, Bitterstoffe, Kaliumnitrat.
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Beate Böhler meint
Gute Beschreibung des Glaskrauts umfangreich. Zufriedenstellend.