Die Wilde Möhre ist eine schon sehr lange genutzte Heilpflanze. Hinweise liefern Samenkörner der Wilden Möhre, die in steinzeitlichen Pfahlbauten gefunden wurden. Wen wundert es also, dass unsere germanischen Vorfahren die Wilde Möhre als Nahrungs- und Heilpflanze nutzten. Sie kultivierten die Wilde Möhre schon in vorchristlicher Zeit.
Auch die alten Griechen und Römer kannten die Wilde Möhre. Dioskurides beschrieb die Wilde Möhre und empfahl die Samen getrunken oder im Zäpfchen eingelegt zur Förderung der Menstruation, gegen Harnverhaltung, Wassersucht, Brustfellentzu?ndung sowie vorbeugend gegen Bisse und Stiche giftiger Tiere. Die Wurzel indes ist nach Dioskurides harntreibend und fördert den Geschlechtstrieb. Als Zäpfchen eingelegt soll sie abtreibend wirken. Die fein gestoßenen Bla?tter der Wilden Möhre mit Honig vermischt, beschrieb Dioskurides als gutes Mittel zur Reinigung krebsartiger Geschwüre. Möhrenwein, den Dioskurides aus den Wurzeln der Wilden Möhre und Most bereitete, setzte er zur Behandlung von Brustschmerzen, Unterleibsbeschwerden, Geba?rmutterleiden, Husten, Krämpfen und inneren Rupturen ein. Darüber hinaus diente Dioskurides Möhrenwein zur Beförderung des Harns und der Menstruation.
Wen wundert es, dass im ausgehenden Mittelalter und der Rennaissance die Wilde Möhre in nahezu jedem Kräuterbuch Erwähnung findet, beziehen sich die alten Kräuterbücher doch überwiegend auf die Medica Materia des Dioskurides. Bereits im frühen Mittelalter, im 9. Jahrhundert, empfahl Karl der Große die Wilde Möhre in seinem Capitulare de villis zum Anbau.
Im 16. Jahrhundert schrieb Hieronymus Bocks Schüler, Jacobus Theodorus, der sich selber Tabernaemontanus nannte, über den innernen Gebrauch der Wilden Möhre:
1685 empfahl Hippokrates Mohrrübenwasser gegen erfrorene Füße und als Gurgelwasser. 1730 weist der Kräutermannsche Zauberarzt auf einen ähnlichen Gebrauch des Möhrrübensaftes hin. Der Simmentaler Volksarzt empfahl für den selben Zweck eine Gemüsesalbe, deren Hauptbestandteil Wilde Möhre war. Im 20. Jahrhundert schätzte Kräuterpfarrer Künzle die Möhre nicht nur als gute, milde und nahrhafte Speise, sondern auch als nützliche Arznei gegen alle Schwächen in Leber, Nieren, Milz und Blase, weil die Möhre den Urinabgang fördere. Wobei der Wilden Möhre ein weitaus höherer Heilwert zugesprochen wurde, als den kultivierten Formen. Künzle empfahl die klein geraspelten Wurzeln der Wilden Möhre äußerlich bei Furunkeln, Brandwunden und zur Milderung von Krebs und Lupus. Gekocht und eingenommen bezeichnete Künzle die Wurzeln der Wilden Möhre als gutes Mittel gegen Gelbsucht und Gallenfieber. In Milch gekocht empfahl er die Wurzel der Wilden Möhre den Schwindsüchtigen. Die frischen zerstossenen Blätter der Wilden Möhre verwandte Künzle als Auflage zur schnellen Heilung frischer Wunden. Einen Absud des Krauts von Wilden Möhren nutzte Künzle äußerlich zum Heilen von Frostbeulen, aufgesprungenen Wunden, als Gurgelwasser bei Zahnweh, Mundfäule und Mundgeschwulsten. Rohe Möhren empfahl Künzle als Wurmmittel.
Botanik
Die Wilde Möhre gerhört zur Familie der Doldenblüter (Umbelliferae). Sie ist die Urform aller kultivierten Möhren und wird in vielen Ländern als Heilpflanze geschätzt.
Die wilde Möhre wächst bevorzugt auf Magerwiesen. Optisch unterscheidet sie sich von ihren kultivierten Formen. Das oberirdische, verzweigte Kraut erreicht eine Wuchshöhe von bis zu 120 cm. Die Wurzel selbst ist weiss während kultivierte Formen ein vielfältiges Farbspektrum aufweisen. Man findet Möhrenwurzeln in weiss, gelb, leicht rosa, tief rot bis hin zu dunkelviolett.
Wilde Möhre Bezeichnungen
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