Basisch durch Natron, sollte das so einfach gehen?
Glaubt man so mancher vermeintlicher Gesundheitsseite im Internet, so würde die regelmäßige Einnahme von Natron den Körper basisch machen und gesunden lassen. Doch die Wahrheit sieht ganz anders aus.
Basisch durch Natron entspringt einer falschen Vorstellung
Basisch durch Natron klingt einfach und naheliegend. Schliesslich handelt es sich bei Natron um Natriumhydrogencarbonat, eine Base. Man glaubt also, dass die Einnahme einer Base, ein saures Millieu im Körper hin zum basischen verschieben könnte.
Allerdings vergisst man bei dieser Vorstellung, was mit Natron im Magen passiert, wo es auf Salzsäure trifft. Natron wird also direkt nach der Einnahme im Magen in Natriumchlorid, also Kochsalz, und Kohlendioxid aufgespalten.
Das Resultat ist, dass man nicht basisch durch Natron wird sondern eine große Menge Kochsalz aufnimmt. Die im Magen gebundene Salzsäure wird in Reaktion auf das Natron vermehrt ausgeschüttet und das Kohlendioxid führt zu Blähungen und Aufstossen.
Würde man es schaffen, mehr Natron zu sich zu nehmen, als der Magen Magensäure vermehrt bilden kann, dürften viele weitere Komplikationen auftauchen. Mal ganz abgesehen vom extrem ungesund hohen Salzkonsum, verliert der Magen seine eigentliche Funktion der Verdauung und des Schutzes durch das Abtöten pathogener Keime. Auch das wichtige Vitamin B12 würde dem Körper fehlen.
Den Körper basisch durch Natron zu bekommen entspringt also einer Vorstellung, die vor dem Magen endete. Zumindest oral eingenommen schadet Natron in größeren Mengen dem Körper und nutzt ihm nicht.
Wenn es nicht so einfach ist, den Körper basisch zu bekommen, was kann man dann tun?
Basisch durch Natron oder andere Basen
Es gibt durchaus die Möglichkeit, den Körper basisch zu bekommen. Allerdings muss die Base entweder intravinös oder mittels magenresistenter Schutzkapsel eingenommen werden, so dass sich die Base erst im Dünndarm freisetzt.
Diese Art schildert den vermeintlich bequemen Weg einer Übersäuerung des Körpers zu begegnen. Man könnte ihn auch als medizinischen Weg bezeichnen, bei dem der Patient möglichst nicht viel mehr tun muss, als etwas hinunterzuschlucken.
Sicher ein Grund für den Erfolg der evidenzbasierten Medizin, denn wer ist schon bereit, sein Leben zu ändern und ungesunde, lieb gewonnene Gewohnheiten über Board zu werfen. Doch meist sorgen die bequemen Wege für neue Probleme, die an anderer Stelle wieder hervorbrechen. Wer also einen nachhaltigen und ganzheitlichen Weg gehen möchte, der sollte darüber nachdenken, seine Lebens- und Ernährungsgewohnheiten zu ändern.
Basisch durch Fasten und Ernährungsumstellung
Ein langsamer und erfolgreicher Weg, fernab von der einfachen Vorstellung basisch durch Natron zu werden, ist das regelmäßige Fasten. Dabei sollte man das Fasten wie jede andere Herausforderung sehen, an der der Körper wächst. Es geht also keinesfalls darum gleich 1 Woche am Stück zu fasten, denn auch das schadet dem Körper mehr als es ihm nutzt. Vielmehr sollten Sie ganz langsam beginnen und anfangs maximal einen Tag fasten, wobei Sie diesen Tag in immer kürzeren Abständen einführen, bis Sie es ohne Probleme schaffen, jeden zweiten Tag zu fasten.
Das hört sich erst einmal sehr schwierig an, ist es jedoch nur am Anfang. Der Körper wächst an dieser Herausforderung. An den Tagen an denen Sie fasten, trinken sie basische Kräutertees und Wasser, sonst nichts. An schwierigen Tagen können Sie auch einmal ein Salatherz oder Gurke essen.
Ihr Körper wird durch dieses Training nicht nur basisch und entgiftet. Auch Ihr Immunsystem, Ihr Darm und Ihr Fettgewebe verändern sich. Ihr weißes ungesundes Fett verschiebt sich zu Gunsten von gelben und braunen Fett. Letzteres erzeugt Wärme und schützt Sie vor allseits bekannten Zivilisationskrankheiten. Aber auch Ihr Immunsystem verändert sich. Es bilden sich vermehrt Makrophagen vom Typ M2 zu Ungunsten von M1 Makrophagen. Letztere greifen Gewebe an, die nun vermehrt neu gebildeten M2 Makrophagen sind auf Gewebereparatur und Wundheilung spezialisiert.
Auch wenn sich dieser Weg schwierig anhört, kann ich Ihnen versichern, dass er es nicht ist. Wenn Sie sich dafür interessieren zu joggen, würden Sie sicher nicht gleich mit einem 10 Kilometer Lauf beginnnen, sondern Ihren Körper trainieren, bis er diese Herausforderung leicht meistert und so ist es auch mit dem Fasten.
Eine Alternative gibt es kaum. Sie können nicht glauben, eine Substanz einnehmen zu können und ein aus dem Gleichgewicht gekommenen Organismus wieder ins Lot zu schieben. Dafür braucht es eine Neuausrichtung des Gesamtsystems.
Statt also basisch durch Natron werden zu wollen, fordern Sie Ihren Körper und bringen ihn in ein gesundes Gleichgewicht durch eine gesunde Lebensführung.
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Sonnenkind meint
Toller Artikel! Danke! Ja das konnte ich auch immer nicht glauben das Natron “basisch” macht. Nun habe ich auch noch die genaue Erklärung dazu. Und klasse auch die Ergänzung mit dem Fasten!
Heike meint
Danke für die Aufklärung. Eigentlich so simpel, dass man auch hätte selbst draufkommen können, dass das Schlucken von Natron nicht die Lösung sein kann. Bei einer Bekannten von mir gab es eine Abflusstotalverstopfung, weil sie regelmäßig viel Natron hineingeschüttet hat. Um den Abfluss freizuhalten. Das Ergebnis waren allerdings knochenharte Brocken, die den gesamten Abfluss verstopften. Nun gibt es im Abfluss zwar keine Salzsäure, aber allein das gab mir schon zu denken. Was könnte denn da in unserem Körper erst passieren? Natron, was verklumpt, kristallisiert…. Und da wundert sich mancher über Gelenkbeschwerden oder Arteriosklerose trotz Natroneinnahme.
Heiko meint
Ich will hier mal was ganz einfaches posten. Der Unterschied zwischen basisch und sauer ist nichts weiter als die Ladung von Elektronen. Nun zur Praxis , es geht immer um einen Elektronenausgleich!
Hat man nun ein Basenpulver oder auch Natron in Wasser gelöst, ist es bestrebt die Elektronen in einem sauren Millieu auszutauschen. Basische Lebensmittel haben sehr wenig Elektronen, wogegen Basenpulver, auch Natron, sehr viele haben . Alleine ein Bad in Natron ändert die Körperchemie, denn auch über die Haut findet ein Elektronenaustauch statt. Trinkt man Natron beginnt der Elektronenaustauch schon im Mund und endet je nach Konzentration im Magen oder Darm, was ja jeder nachvollziehen kann , schluss ist wenn die Base neutral ist. Um es klar und deutlich zu sagen, die Einnahme von Natron oder Basenpulver verändert auf jeden Fall den PH Wert des Körpers, das geht ja gar nicht anders. Und wer etwas anders behauptet erzählt Unsinn. Soweit erst mal zur Chemie und Physik. Noch etwas, wir haben im Magen keine 98 Prozentige Salzsäure, je nach Zustand des Körpers reichen kleine Mengen zur Neutralisation aus, da sprechen wir hier über eine Messerspitze voll Natron . Bei starken Sodbrennen reicht ein Tellöffel locker aus, nebenbei senkt er den PH Wert des gesammten Körpers. Selbst basische Lebensmittel senken auf Grund der Ladung den PH wert. Man kann sogar barfuss im Sommer laufen, auch das senkt den PH Wert des gesammten Körpers und des Blutes. Das soll nur ein Denkanstoss über Sinn oder Unsinn von Behauptungen sein, welche keiner physikalischen Grundlage entsprechen. Jeder kann sich da selbst eine Meinung bilden, auch eine Batterie besitze eine Ladung, je nach dem sauer oder basisch, der Elektronenausgleich ist unser Strom!
Kai Hagemeister meint
Zur Chemie:
NaHCO3 + HCl -> NaCl + CO2 + H2O
Weitere Auführungen finden Sie unter: Natron und Zitrone, Salz statt Natron
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