Den Salbei schätzten die Heilkundigen des ausgehenden Mittelalters und der beginnenden Renaissance ganz besonders. Ähnlich wie Rosmarin konnte ihn jeder leicht im Garten anbauen. Er war die kleine Apotheke im Garten, die obendrein auch noch zur Zubereitung von Speisen verwendet werden konnte. Durch diese leichte und unmittelbare Verfügbarkeit, machte der Salbei keinen Unterschied zwischen arm und reich. Er war für jedermann jederzeit verfügbar und erfuhr dadurch seine hohe Wertschätzung. Die Wertschätzung die dem Salbei im allgemeinen entgegengebracht wird, findet sich auch in seinem lateinischen Namen Salvia, was sich von salvare, heilen, ableitet.
Seinen Siegeszug trat die Pflanze recht zügig an, denn sie wurde erst im beginnenden Mittelalter aus dem Süden über die Alpen in unsere Regionen gebracht. Kurze Zeit darauf war der Salbei nicht nur eine hoch geschätzte Heilpflanze sondern auch ein sehr beliebtes Kräutlein für die Küche das oft in Kuchen und fetten Speisen verwendet wurde.
Ein Umstand dem die Pflanze seine Bezeichnung als Kuchenwurz verdankte. Es zeigt wie experimentierfreudig unsere Vorfahren waren und wieviele Geschmacksnuancen ein Kuchen wohl ursprünglich in sich geborgen haben mag.
Innerliche Verwendung von Salbei
Als besonders heilkräftig wurde der Echte Salbei geschätzt. Man ordnete ihn den warmen und trocknenen Kräutern zu. Als Kräutlein, das für jederman allzeit verfügbar war, stieg Salbei schnell im Ansehen. Er wurde nicht nur zur Heilung eingesetzt sondern auch um sich mit ihm vor schlechten Einflüssen zu schützen. So glaubte man, dass mit Salz vermischte Blätter, auf nüchternen Magen gegessen, vor Gift und bösen Einflüssen schützen könnten.
Die grundsätzliche Zubereitung als Heilpflanze glich dem damaligen Standardverfahren. Die Pflanze wurde in Weißwein gekocht oder ein Auszug mit Weißwein bereitet. Für einen Auszug füllte man eine Flasche mit den Blättern und Blüten der Pflanze und fügte Weißwein hinzu, bis alle Blätter und Blüten vom Wein bedeckt waren. Die Flasche wurde mit einem Korken verschlossen und 4 Wochen in die Sonne gestellt. Anschliessend filterte man den Wein und bewahrte ihn an einem dunklen und kühlen Ort auf.
Dieser Wein wurde bei vielerlei Beschwerden eingesetzt. Er galt allgemein als entgiftend, erwärmend, schweißhemmend, entzündungshemmend, verdauungsfödernd, schmerzlindern und harntreibend. Die Indikationen bei denen Salbei verwendet wurde sind dementsprechend vielfältig. Bei Seitenstechen war er das Mittel der Wahl.
Abkochungen der Pflanze wurden zur Behandlung von Blutruhr, Schmerzen in den Gedärmen und bei Halsschmerzen verwendet. Wobei beachtet werden sollte, dass Salbei zur Familie der Lippenblütler gehört und seine wirksamen Öle sich leicht verflüchtigen. Abkochungen sollten daher immer mit etwas Fett oder in geschlossenen Gefäßen vorgenommen werden.
Aus Sicht der heutigen evidenzbasierten Medizin sollte Salbei innerlich nicht hoch dosiert und längerfristig eingesetzt werden. Als Grund wird das in der Pflanze enthaltene Thujon angeführt. Eine Zubereitung als Auszug, wie durch die alten Heilkundigen beschrieben, wird daher heute nicht empfohlen. Bereits die reglemäßige Einnahme als Kräutertee gilt als gesundheitsschädlich.
Äusserliche Verwendung von Salbei
Heute kennt man die Verwendung von Salbei als Gurgellösung gegen Entzündungen und Halsschmerzen. Unsere Vorfahren zogen auch hier meist eine Abkochung mit Wein der mit Wasser vor.
Zur Kräftigung des Zahnfleischs und Säuberung der Zähne rieben sie sich Zähne und Zahnfleisch mit den Blättern ab.
In Wasser gekocht nutze man die Pflanze in Form von Umschlägen oder direkt aufgebracht zur Behandlung von Wunden, Bissen und schwer heilenden Geschwüren. Die Abkochung wurde auch gegen Milben verwendet und zum schwarz färben der Haare.
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