Eine Pflanze die dreissig mal so süss wie Zucker ist, dabei kalorienfrei, blutdrucksenkend und als Pflanze ohne viel Aufwand zu kultivieren. Wäre solch eine Pflanze interessant für Sie?
Stevia, Stevia rebaudiana, ist ist eine von ca. 150 Arten der Gattung Stevia. In Paraguay verwenden die Guaraní Stevia schon seit Jahrhunderten als Süssungsmittel und Geschmacksverstärker. In Europa ist die Gattung Stevia seit dem 16. Jahrhundert bekannt. Die erste eindeutige und ausführlich überlieferte Beschreibung der Art Stevia rebaudiana findet man jedoch erst aus dem Jahre 1899. Sie wurde von dem Schweizer Botaniker Moisés Santiago Bertoni verfasst. 1931 entdeckten Bridel and Lavieille die für die aussergewöhnliche Süsskraft verantwortlichen Substanzen der Steviapflanze, wobei sich die als Steviosid und Rebaudiosid bezeichneten Glycoside als hauptverantwortlich herausstellten. Erst ca. 40 Jahre später begann man in Japan Stevia zu kultivieren um einen Ersatz für die als krebserregend geltenden künstlichen Süssstoffe einzuführen. Mittlerweile weist Japan den weltweit grössten Verbrauch an Stevia auf.
Stevia in Europa
In Europa durfte Stevia lange Zeit nicht als Lebensmittel vertrieben werden. Als Grund wurden Studien angeführt, bei denen ein Abbauprodukt von Steviosid und Rebaudiosid, das Steviol, fruchtschädigende und mutagene Wirkungen bei Hamstern und Ratten aufgewiesen haben soll. Die Verfahren der Studie wiesen jedoch erhebliche Mängel auf. Darauf folgende weitere Studien konnten die mutagene Wirkung nicht bestätigen oder zeigten eine sehr geringe mutagene Wirkung auf. Meist bei Einsatz absurd hoher Konzentrationenen, bei denen man, übertragen auf den Menschen, über die Hälfte seines Körpergewichts an Steviablättern auf einmal konsumieren müsste.
Hinzu kommt, dass Stevia seit fast 40 Jahren in Japan konsumiert wird, ohne dass eine der durch vereinzelte Studien behaupteten negativen Nebenwirkungen ausgemacht werden konnten.
Eindeutig nachweisen konnte man jedoch eine zunehmende Insulin Produktion. Womit sich Stevia als hervorragende Pflanze zur Diabetes-Prophylaxe erweist. Auch zeigen vereinzelte Studien eine blutdrucksenkende Wirkung auf. Hinzu kommen nachgewiesene Wirkungen gegen Karies, Zahnbelag, Zahnfleischbluten, Candida und Ekzeme.
Traditionell wird Stevia von den Guaraní als herzstärkende Medizin und als Verhütungsmittel genutzt. Der Verzehr grösserer Mengen wirkt sich demnach auf die Fruchtbarkeit des Mannes aus.
Interessant ist, dass in Spanien ein von der EU genehmigter gross angelegter Versuchsanbau von Stevia stattfand. Ein Fakt, der für eine baldige Zulassung als Lebensmittel sprach. Man wollte sich offensichtlich vor einer Zulassung so positionieren, dass die damit einhergehenden Einnahmen durch die EU stattfinden und nicht durch Länder wie Japan oder China.
Stevia kaufen
Steviaprodukte kann man in Europa ohne Probleme erwerben. Allerdings durften sie früher nicht als Lebensmittel angepriesen werden. Auch Aussagen zur Süsskraft waren beim Verkauf untersagt. Trotzdem fand man schon damals Stevia in allen Veriationen in vielen Reformhäuser. Von kleinen Pillen,über Blätter bis hin zum konzentrierten Extrakt. Meist standen Steviaprodukte bei den Kosmetikartikeln.
Heute finden sich zunehmend Stevia und Steviaprodukte in jedem Supermarkt. Allerdings handelt es sich in den meisten Fällen um synthetisch hergestelltes Steviosid, Steviolglycosid E960.
Wer Stevia lieber günsitg, gesund und frisch haben möchte, sollte sich die Pflanze kaufen. Aktuell günstige Bezugsquellen sind im Forum zu erfragen.
Pflege und Vermehrung
Stevia rebaudiana ist eine ausdauernde aber nicht winterharte Pflanze. Man sollte ihr einen ausreichend großen Topf zur Verfügung stellen und die Pflanze den Sommer über in den Garten oder auf den Balkon stellen. Stevia ist nach meiner Erfahrung sehr anspruchslos. Am besten ist ein sehr sonniger Platz, der ruhig auch etwas windig sein kann. Die Erde nicht komplett austrocknen lassen. Gerade die Kombination aus Wind und Sonne führt zu besonders kräftigen Pflanzen. Viele Gärtnereien scheitern damit, Stevia zu vermehren und kräftige Pflanzen anzubieten. Der Grund liegt nach meiner Erfahrung darin, dass die Pflanzen unter vermeintlich optimalen Bedingungen, im Gewächshaus gehalten werden. Gönnen Sie Ihrer Steviapflanze einen sehr sonnigen und nicht windgeschützten Platz und sie wird es Ihnen mit einem kräftigen Wuchs danken. Für kräftige Pflanzen sollte die verwendete Erde nicht zu Nährstoffreich sein. Gegebenenfalls etwas Sand untermischen.
Überwintern kann die Pflanze an einem sonnigen Platz im Haus, bei Raumtemperatur.
Die Vermehrung erfolgt am leichtesten durch Stecklinge. Dazu schneidet man im Frühjahr Triebspitzen ab. In dieser Zeit sollte man vermehrt düngen. An den Triebspitzen bilden sich buschige neue Triebe. Die buschigen Triebe schneidet man einen halben Zentimeter unter dem Knoten ab und stellt sie in frisches Wasser. Das Wasser am besten täglich wechseln. Die Wurzelbildung ist bei diesem Vorgehen rasant. Oft schon nach wenigen Tagen. Sobald sich Wurzeln gebildet haben, pflanzt man die Stecklinge ein und stülpt die erste Zeit eine Plastiktüte oder Glas über, um ein optimales Klima zu gewährleisten und den Wasserverlust über die Blätter zu minimieren.
Geschmack von Stevia
Stevia schmeckt ein wenig wie künstlicher Süssstoff und besitzt einen leicht bitteren Nachgeschmack. Beim süssen sollte man anfangs vorsichtig sein und sich langsam an die richtige Dosis herantasten. Ist man im Besitz der Pflanze, empfiehlt es sich einen Auszug aus den Blättern zu erstellen. Die Lösung ist dann einfacher zu dosieren. Einen Auszug kann man aus getrockneten oder frischen Blättern herstellen. Bei frischen Blättern kocht man Wasser und die Blätter im Verhältnis 2:1 für ein paar Minuten und filtert die so erhaltene Lösung, die man im Kühlschrank für ca. 6 Monate aufbewahren kann. Bei getrockneten Blättern reduziert sich die Menge der Blätter je nach gewünschter Süssstofflösung.
Landesspezifische Bezeichnungen: Honigblatt, Süßblatt, Süßkraut, Zuckerpflanze.
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