Wer ist dieses Ich, das nahezu alle Menschen nutzen, um ihre Individualität hervorzuheben?
Schon als kleiner Junge interessierte mich dieses “Ich”, mit dem ich mich abgrenzte und das mir wichtiger schien, als alle anderen Menschen. Gab es dieses “Ich” schon vor meiner Geburt oder hat es mein Geist erschaffen? Wer bin ich? Weshalb nehmen so viele Menschen dieses “Ich” als so selbstverständlich hin, ohne sich Gedanken darüber zu machen? Führt es doch zu Trennung und Zerstörung. Erst das Streben nach maximaler, materieller Befriedigung dieses “Ichs” hat zum derzeitigen Zustand unserer Erde geführt. Einem Kampf “Ich” gegen die “Anderen”. Es bildet die Grundlage unseres Gesellschaftsytems und ist die Wurzel eines Weltbildes in dem der Mensch das Zentrum beansprucht.
Die Frage “Wer bin ich?” führte zu der Feststellung, dass mein Körper eine Anhäufung dessen ist, was er gegessen hat und mein Geist eine Anhäufung dessen, was er erlebt hat. Beides ist dabei in stetiger Veränderung und liegt immer in der Vergangenheit. Wenn mein “Ich” jedoch einer stetigen Veränderung unterliegt, kann es nur eine geschaffene Illusion sein. Könnte es sein, dass es dieses “Ich” überhaupt nicht gibt?
Wäre nicht unsere ganze Existenz eine Illusion? Ein selbst geschaffenes “Ich” in einer Welt, die aus dieser Illusion heraus nicht mehr wahrgenommen werden kann, wie sie ist. Denn nahezu alles nehmen wir nur in Bezug auf dieses “Ich” wahr. Und so erfolgt eine Teilung in “gut” und “böse”, “oben” und “unten”, “Dunkelheit” und “Licht”. Doch was sollen beispielsweise “Dunkelheit” oder “Licht” sein, wenn es nur in Bezug auf ein “Ich” einen Sinn ergibt. Und wo soll auf einer Erde, die sich im Universum dreht, “oben” oder “unten” sein? Wenn überhaupt könnte es nur ein “Innen” und “Aussen” geben. Und auch das löst sich auf, wenn sich mein “Ich” auflöst.
Wieviel Trost könnten wir darin finden, wenn sich das “Ich” oder “Selbst” auflöst. Ist es nicht kurios, dass der Geist ein “Selbst” erschafft und dieses dann durchs Leben reist und alles analysiert, trennt und beurteilt. Um am Ende allein und isoliert dazustehen und sich nach Einheit zu sehnen? Denn am Ende ist es die Sehnsucht nach Einheit, die unser Leben bestimmt. Doch hat man einmal etwas getrennt, dann ist es schwer möglich beides zusammenzuführen.
Und so steht am Ende meiner Betrachtung die Gewissheit, dass es mein “Selbst” nicht gibt. Nichts worum man sich intensiv kümmern müsste. Und nichts, was glücklich werden könnte indem es im “Aussen” nach maximaler Befriedigung sucht. Dauerhaftes Glück kann es dann nur geben, wenn sich das “Selbst” in Luft auflöst. Denn mit ihm verschwindet die Trennung und der Dualismus. Verschwinden Einsamkeit und Urteil. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass alles in diesem Universum einer Energie entspringt, die sich in allen Formen manifestiert. Kein Tod und kein Leben. Kein Gut und kein Böse. Keine Dunkelheit und kein Licht. Einfach nur göttliche Existenz, deren Spiel ein Geist nie erfassen kann, sondern nur das Erleben.
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