Die Silberdistel ist eine sehr alte Heilpflanze. Schriftlich erwähnt wurde sie bereits von Dioskurides. Im Mittelalter findet sich kaum ein Kräuterbuch, in dem die Silberdistel nicht erwähnt wurde. Tabernaemontanus bezeichnete sie als Eberwurz und begründete die Bezeichnung damit, dass die Silberdistel von Ebern aufgesucht werde, die sich mit Bilsenkraut vergiftet haben. Nach dem Fressen der Silberdistel würden Eber ihre Gesundheit wiedererlangen.
Selbst der sonst dem Aberglauben abgewandte Hieronymus Bock liess sich bei der Silberdistel dazu hinreissen, ihr magische Kräfte zuzuschreiben. Im Volksglauben wurde sie zu allerlei Bräuchen verwandt. So sollte sie an den Schweinetrog genagelt Krankheit vom Vieh abhalten. Menschen die sie bei sich trugen sollte sie Kraft verleihen. Dem Mitwandernden sollte sie die Kraft entziehen und auf den Besitzer der Silberdistel übertragen. Allein die Berührung der Silberdistelwurzel sollte Schmerzen nehmen und Sodbrennen vertreiben.
Es ist nicht verwunderlich, dass diese Heilpflanze im Volksglauben und der Sagenwelt eine große Rolle spielte. Nimmt man sich die Zeit und beobachtet die Silberdistel eingehend, fällt schnell auf, dass sie keinen sichtbaren Stengel hat.
Silberdistel zur Wettervorhersage
Besonders eindrucksvoll ist das Verhalten der Silberdistelblüte. Am Tage, in warmer trockener Luft, sind die Deckblätter auswärts gebogen und weit ausgebreitet. Sie wenden ihre silberweisse Innenseite dem Himmel zu und schimmern im Licht der Sonne. Sie wirken dann als Anlockmittel für Insekten, welche eingeladen sind, aus den unscheinbaren, röhrenförmigen Blüten der Scheibe den Blütenhonig zu saugen und dadurch den Pollen zu verbreiten. Fiele jetzt ganz unvermittelt Regen ein, so würden die Scheibenblüten unvermeidlich benetzt werden und der Pollen wäre vernichtet. Die Blüten reagieren jedoch auf eine Veränderung der Luftfeuchtigkeit. Sobald sich die Luftfeuchtigkeit erhöht, was die Regel ist vor Regen, richten sich die Deckblätter der Silberdistel auf, krümmen sich einwärts und vereinigen sich zu einem schützenden Zelt an dessen glatter Aussenseite der Regen abprallt. Aus dieser Eigenschaft heraus, wird die Silberdistel auch als Hygrometer verwendet, denn mit ihr lässt sich das Wetter vorher sagen.
Botanik
Die zur Familie der Korbblütler gehörende Silberdistel ist eine bis zu 20cm hohe, ausdauernde Staude mit einem sehr kurzen Stengel. Die Blätter der Silberdistel sind rosettenartig aufliegend, tief eingeschnitten und stechend. Der auf dem kurzen Stengel sitzende Blütenkopf ist bis zu 12 cm breit und von einem Kranz silbriger Deckblätter umgeben. Die gelblich braune Wurzel ist stinkend, dick und führt Milchsaft. Die Silberdistel findet man bevorzugt auf trockenen Gebirgswiesen und an kalkhaltigen Abhängen.
Bezeichnungen
Wissenschaftlich bezeichnet man diese Heilpflanze als Carlina acaulis. Die Bezeichnung soll auf eine Sage zurück gehen, nach der der Kaiser Karl der Große sein Heer vor der Pest durch die Silberdistel bewahrte. Im Traum erschien ihm ein Engel, der einen Pfeil abschoss und ihn in dieser Heilpflanze versenkte. Für Kaiser Karl ein Zeichen, dass er mit der Silberdistel sein Heer vor der Pest retten kann. Heute weiss man, dass die Pflanze antibiotisch wirkt. Eine Wirkung gegen Pest dürfte aber reichlich übertrieben sein. Im Volksmund gibt es unzählige Bezeichnungen für diese Pflanze. So bezeichnet man sie als Pferdedistel, Wetterdistel, Bergdistel, Eberwurz, Stengellose Eberwurz, Eberdistel, Roßwurz, Wilde Artischocke, Mariendistel um nur einige zu nennen.
Indikationen
Traditionell wurde die Silberdistel zur Behandlung von Ekzemen, Leberbeschwerden, Grippe, Wassersucht, Nieren- und Blasenleiden, flechten, Grind, Schorf, Bronchitis, Prostatitis, Verdauungsbeschwerden, Wunden und Hauterkrankungen eingesetzt.
Silberdistel Anwendung und Wirkung
Traditionell wird die von April bis Oktober geerntete, säurlich schmeckende, Wurzel der Silberdistel verwendet.
Silberdisteltee
Über den Silberdisteltee liest man in alten Kräuterbüchern über seine reinigende Wirkung für die Gedärme und die Nieren und seine stärkende Wirkung auf den Magen und die Nerven. Eins bis zwei kleine Tassen Silberdisteltee werden als hilfreich bei Wassersucht, Milzleiden und Würmern beschrieben. Darüber hinaus setzte man Silberdisteltee traditionell zur Behandlung von Verschleimungen der Brust und Katarrhen ein.
Zur Zubereitung von einem Tee nimmt man 30g Silberdistelwurzel auf einen halben Liter Wasser. Die Wurzel wird 6 Stunden in das Wasser gelegt und anschließend kurz aufgekocht.
Silberdistelwurzelpulver
Die zu Pulver vermahlene Wurzel wird bei den gleichen Beschwerden eingesetzt, wie der Tee. Von dem Wurzelpulver nimmt man zwei mal täglich eine Messerspitze.
Bauern verwendeten das Wurzelpulver, aufgrund seiner appetitanregenden Wirkung, zum mästen des Viehs.
Silberdisteltinktur
Für eine Silberdisteltinktur setzt man 20g Silberdistelwurzel 10 Tage mit Branntwein oder 60%-igen Alkohol an. Von dieser Tinktur nimmt man, bei bereits beschriebenen Beschwerden, zwei mal täglich 15 Tropfen.
Silberdistelwein
Zur Bereitung von einem Silberdistelwein legt man 50g Wurzel 12 Tage in einen Liter trockenen Weißwein ein. Anschliessend durchsieben und jeweils ein kleines Glas vor den Mahlzeiten bei Magenbeschwerden einnehmen.
Dekokt
Einen Dekokt erhält man durch Abkochung der Silberdistelwurzel in zwei Teilen Wasser und einem Teil Essig oder einer Mischung aus Wasser und Wein im Verhältnis 1:1. Der Silberdisteldekokt wird als heilsam bei Ausschlägen und Wunden beschrieben. Der Dekokt wird äußerlich in Form von Auflagen und Waschungen verwendet. Innerlich nutzte man eine Abkochung aus Silberdistelwurzel und Wasser zur Behandlung von Wassersucht, Bronchitis und Prostatitis. Dazu werden 7 Teelöffel Silberdistel-Wurzel mit 500ml Wasser 10 Minuten lang gekocht. Anschliessend eine halbe Sunde lang ziehen lassen. Dosierung: 3 bis 4 Tassen täglich.
Silberdistel als Gemüse
Die Silberdistel wird auch als Wilde Artischocke bezeichnet. Die Bezeichnung ist ein Hinweis auf die Verwendung als Gemüse. Die jungen Blütenböden wurden ehemals wie Artischocken gekocht und gegessen.
Silberdistel in der Schulmedizin
Der Silberdistel gesteht man heute eine schweisstreibende, diuretische, antibiotische und krampflösende Wirkung zu. Die Nutzung zur Behandlung von Erkältungen oder der Einsatz zur Wundheilung ist heute jedoch nicht mehr gebräuchlich. Wissenschaftlich ist sie nicht ausreichend untersucht, so dass Belege für die Wirksamkeit nicht vorliegen. Pharmakologisch wurde eine antibiotische Wirkung nachgewiesen.
Gegenanzeigen und Nebenwirkungen
Die Silberdistel steht unter Naturschutz. Die Einnahme großer Mengen Silberdistelwurzel kann zu Erbrechen und Durchfall führen. Das in der Pflanze enthaltene Carlinaoxid wird als stark toxisch beschrieben.
Anbieter und Preis
Silberdistel wird im Kräuterhandel meist unter der Bezeichnung Eberwurz – Carlinae radix – geführt. Silberdistelkraut kann man zu einem durchschnittlichen Preis von 5,50 Euro pro 100g kaufen. Pulverisiert schwanken die Preise für Silberdistelwurzel zwischen 4,50 Euro und 7,50 Euro für 100g. Geschnittene Silberdistelwurzel aus biologischen Anbau liegt preislich bei gemahlener Silberdistelwurzel.
Inhaltsstoffe
Die Wurzel enthält zu 20% Inulin. Darüber hinaus ein ätherisches Öl mit dem Hauptbestandteil Carlinaoxid, einem antibiotisch wirkenden Polyin. Carlinaoxid gilt als stark toxisch ist in der Drogenbreitung aber nur in geringen Mengen vorhanden.
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