Die Arnika ist eine Heilpflanze, die nicht immer gebührend beachtet und teils als solche verleugnet wurde. In den antiken Heil- und Kräuterbüchern wird die Arnika überhaupt nicht aufgeführt. Einzig Hildegard von Bingen erwähnt sie im 12. Jahrhundert in ihrem Werk Physica.
Sie bezeichnete die Arnika als “Wolfesgelegena” – “Wolfstod” woraus über die Jahrhunderte die verschiedensten Abwandlungen und Fehlinterpretationen entstanden, wie beispielsweise “Wohlverleih” oder “Wohl für Allerlei”. In der Volksheilkunde wird die Arnika seit dem Mittelalter intesiv genutzt. Man verwendete die Arnika bei Entzündungen, als Wundheilmittel und als Abtreibungsmittel.
Botanik
Die Arnika begegnet uns auf ungedüngten, kalkarmen, sauren Bergwiesen. Entgegen ihrer Artbezeichnung montana, wächst sie, wie man vermuten könnte, nicht nur auf den Bergen von Schwarzwald und Alpen. Man findet Arnika auch in Norddeutschland auf Ebenen, jedoch nur auf sumpfigen Böden. Ihr kriechender Wurzelstock bildet am Boden eine Rosette aus vier bis sechs hellgrünen, eiförmigen, behaarten Blättern. Die Blühstengel werden bis zu 60 cm hoch und tragen nur wenige gegenständige Blätter. Die leuchtendgelbe Blüte, die Blumen gleich aussieht, besteht aus vielen röhrenförmigen Einzelblüten, die in einem ausgeprägten grünen Hüllenkelch stehen. Gleich einem Korb. Ein Umstand, dem die Arnika ihre Familienzugehörigkeit verdankt. Zwischen den Einzelblüten steckt meist eine Fülle von Insekten, wie die Arnikafliege, auch Bohrfliege genannt. Möchte man die Blüten für Heilzwecke einsetzen, müssen diese Insekten herausgelesen werden, indem man die Einzelblüten aus dem Hüllenkelch sammelt. Andernfalls erhöht sich die Gefahr von allergischen Reaktion bei der Verwedung. In Gesellschaft der Arnika findet wir oft ähnlich aussehende Korbblütler wie die Habichtskräuter, den Berg-Löwenzahn, das Ferkelkraut, die Gemswurz oder Haferwurzel. Unterscheiden kann man die Arnika aufgrund der wenigen gegenständigen Blätter am Stengel. Bei anderen Korbblütlern stehen die Blätter wechselständig am Stengel.
Bezeichnungen
Man kann davon ausgehen, dass die heute gebräuchlichen Bezeichnungen für die Arnika, auf die verschiedensten Irrtümer zurückzuführen ist. Im Mittelalter bezeichnete man sie als Armica, Arnica, Artinea. Bezeichnungen, die sicher auf eine Verstümmelung der durch Dioskurides bezeichneten, zum Niesen anregenden, Pflanze Ptarmike (griechisch ptarmos ? Niesen) zurückzuführen sind.
Namensgebungen wie Wolfesgelegena, Wolfstod oder Wolfsblume erfolgten nach dem Wolf. Auch hier gibt es zwei Variationen. So soll die Arnikawurzel einen Wolf töten können. Gleichzeitig wird aber auch das Wesen der Arnika als wild, ungestüm und dem Wolfe nah beschrieben. In vielen Gebieten ist eine Beziehungssetzung zum Wolf nicht gelungen, so dass man Wolf in Wohl umdeutete und verleihen anhängte. Womit eine weitere gebräuchliche Bezeichnung, Wohlverleih, erklärt wäre. Dank ihres Rufes als eine der bekanntesten deutschen Heilpflanzen findet man für die Arnika noch viele weitere Namensgebungen. Auf die Heilkraft der Pflanze beziehen sich Namen wie Krafttropfen, Wundkraut oder Stichkraut. Auf ihre Verwendung als Schnupfpulver beziehen sich Bezeichnungen wie Schnupftabaksblume und Tabaksblume. Weitere Namen sind Johannisblume, Donnerblume, Engelwurz oder Mutterblume. Der gebräuchlichste Name war und ist jedoch Arnika.
Wissenschaftlich bezeichnet man die zur Familie der Korbblütler gehörende Pflanze als Arnica montana ? lat. mons = Berg.
Indikationen
Arnika verwendet man in der Volksheilkunde innerlich und äusserlich als Wundheilmittel bei Verletzungen, Wunden, Quetschungen, Verstauchungen, Blutergüssen und Brüchen. Darüber hinaus setzt man Arnika bei Muskelschmerzen und Entzündungen (Bursitis, Tendovaginitis), Nervenlähmung, Epilepsie nach Fall, Krämpfen, Angina pectoris, Herzmuskelschwäche, Arteriosklerose, Grippe, Angina und anderen Hals- und Sprachaffektionen, Karbunkeln, Analfissuren, Ulcera cruris, Rheuma, Lumbago, Gicht, Haarausfall und Blutungen in den Augenlidern ein. Arnikatee bei Magen- Darmkatarrh, Magenleiden, Magengeschwüren, Leibschmerzen, Übelkeit, Herzschwäche und Arnikatinktur oder mit Weingeist aufgesetzte Arnikablüten bei Gicht oder zum Spülen und Gurgeln bei Mandelentzündung und Heiserkeit.
Arnika in der Homöopathie
In der Homöopathie verwendet man Arnika bei abnormen Blutandrang, Erweiterten Gefäßen, Hämorrhagien, Keuchhusten, Magenkrampf, Heißhunger, Blähungskolik, unwillkürlichen Wasserlassen, Blasenkrampf, Blutharn, Heiserkeit und Furunkulose ein.
Arnika Anwendung und Wirkung
Verwendet werden die im Sommer gesammelten Blüten und die im Frühjahr gesammelte Wurzel. Die Blüten und die Wurzel müssen bei mässiger Sonnen- oder Ofenwärme getrocknet werden, da sonst zuviel Wasserstoff in den Arzneien verbleibt und die Tinktur ihre Haltbarkeit verliert.
Traditionelle Anwendungsformen
Arnikawurzel – Radix arnicae: 1 Teelöffel auf ein Glas Wasser oder 0,3 – 1,2g pulverisierte Wurzel zwei- bis dreimal täglich.
Arnikablüten – Flores arnicae: 1 Teelöffel auf ein Glas Wasser
Arnikatinktur – Tinctura arnicae: 2 – 20 Tropfen drei- bis fünfmal täglich. Für Umschläge und als Wundmittel 2 bis 20 Tropfen auf 1 bis 2 Liter Wasser.
Arnikatinktur
Für die meisten Anwendungen empfiehlt sich eine Arnikatinktur. Unverdünnte Tinktur dient zum Einreiben zur Behandlung von Rheuma, Rückenschmerzen, Lumbago, Gicht und Blutstauungen. Verbessern kann man zur äusserlichen Anwendung gebrauchte Arnikatinktur durch die Zugabe von Ameisenspiritus oder Kampferspiritus. Hergestellt wird Arnikatinktur am besten, indem man getrocknete Arnikablüten in ein Gefäß mit guten Spiritus gibt und das Gefäss zugekorkt 14 Tage zum Destillieren in die Sonne stellt. Bei Quetschungen und Geschwülsten wirkt die Tinktur aus Arnika schmerzstillend und heilend.
Zum Auswaschen von Wunden verdünnte man die so erstellt Arnikatinktur in der Volksmedizin. Dazu mischte man 1 Liter Wasser mit 4 Esslöffeln der zuvor beschriebenen Arnikatinktur.
Bei Kehlkopfleiden und Mandelentzündung nutzte man ebenfalls Auflagen aus der zuvor beschriebenen, verdünnten Tinktur. Gleichzeitig wurde empfohlen, den Hals mit der unverdünnten Arnikatinktur einzureiben.
Bei Heiserkeit gilt die Arnika als ein bewährtes Hausmittel. Zur Behandlung nimmt man einen halben Esslöffel Tinktur auf ein Glas Wasser und gurgelt alle 10 Minuten damit.
Ein Teelöffel Arnikatinktur auf ein Glas Wasser und davon 2 Teelöffel eingenommen soll die Sprachorgane stärken.
Ein Tee aus Baldrian und Wacholderbeeren im Verhältnis 1:1 und 15 bis 20 Tropfen Arnikatinktur je 150ml wurde bei Schwächezuständen, Lähmungen, Epilepsie, Gehirnerschütterung und Herzschwäche verabreicht. Anfangs gab man 100ml, anschliessend stündlich einen Esslöffel bei Herzschwäche wurde gleichzeitig trockene Diät empfohlen. Der Tee fördert auch die Harn- und Schweissabsonderung.
Verdünnte Arnikatinktur im Verhältnis 1:1 mit Birkenwasser gemischt diente zur Pflege der Kopfhaut und sollte den Haarwuchs fördern und lästige Schuppen entfernen. Wöchentlich musste bei der Verwendung dieser Mischung das Haar und die Kopfhaut zwei mal wöchentlich mit Klettenwurzelöl eingerieben werden.
Ein Tee aus Arnikatinktur, Wasser und Eibischsirup wurde bei Gicht, aufgeblähten Unterleib, Rheuma, Darmträgheit, Lungenentzündung und Bauchfellentzündung eingesetzt.
Bei Übelkeit nahm man 3 bis 4 Tropfen Arnikatinktur mit 6 Esslöffeln Wasser ein.
Arnikaöl
Um ein Öl zu erhalten, mischt man einen Teelöffel Arnikatinktur mit einer Tasse Olivenöl. Arnikaöl wurde insbesondere als Haaröl eingesetzt aber auch äusserlich bei wunden Stellen verwendet.
Arnikatee
Arnikatee bereitet man aus den Blüten. Er wurde zur Anregung des Nerven- und Gefäßsystems eingesetzt.
Wurzelpulver
Die pulverisierte Arnikawurzel dient als Niesmittel. Arnikawurzel gekocht in einer Mischung zu gleichen Teilen aus Wasser und Essig wurde als Auflage bei Leibschmerzen, Magenkrämpfen und Unterleibsschmerzen verwendet.
Arnikawein
Zur Herstellung von einem Wein setzte man 5g Arnikablüten mit einem Liter Weißwein an und lies diese Mischung mit einem Korken versehen 14 Tage in der Sonne destillieren.
Der Wein wird als nervenstärkend und magenstärkend beschrieben. Bei Epilepsie, Gicht, Lähmung und Arterienverkalkung verabreichte man täglich 1 Esslöffel Wein.
Arnika in der heutigen Medizin
Arnikablüten werden aufgrunde ihrer entzündungshemmenden, schmerzlindernden, antimikrobiellen, antiarthritischen, antiarteriosklerosen Eigenschaften bei Blutergüssen, Prellungen, Quetschungen, Verstauchungen, rheumatischen Gelenkbeschwerden, entzündeten Insektenstichen, Mund- und Zahnfleischerkrankungen und Venenerkrankungen eingesetzt. Die innerliche Anwendung bei Herzproblemen oder Kreislaufproblemen wird nicht empfohlen. Aufgrund der Vergiftungsgefahr durch Überdosierung werden nur Fertigpräparate empfohlen.
Gegenanzeigen und Nebenwirkungen
Arnika sollte ohne ärztliche Verordnung nur äusserlich und in verdünnter Form angewendet werden. Innerliche Einnahme kann bei Überdosierung zu schweren Vergiftungen führen. Äußerlich kann die Pflanze zu Kontaktallergien führen. Verantwortlich sind die in ihr enthaltenen Helenalinester.
Anbieter und Preis
Arnika wird im Handel in allen Variationen zum Kauf angeboten. Über den Kräuterhandel kann man Blüten, Kraut, Tinktur und Wurzel beziehen. Arnikablüten werden zu einem durchschnittlichen Preis von 13 Euro je 100g angeboten. Arnikakraut ist bereits zu einem durchschnittlichen Preis von 7 Euro für 100g zu erwerben. 100ml Tinktur werden für durchschnittlich 8 Euro je 100ml zum Kauf angeboten.
Inhaltsstoffe
Sesquiterpenlactone wie das Helenalin und das 11,13-Dihydrohelenalin sowie deren Ester. Flavanoide wie Astragalin, Isoquercitrin und Luteolin-7-glukosid, Ätherisches Öl, Polyacetylene, Xantophyle, Cumarine und Cholin.
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