Cannabis sativa ist weitaus mehr als eine berauschende Pflanze. In der Ayurveda ist Cannabis ein geschätztes Heilkraut. Auch in Europa war die heilende Wirkung von Cannabis bekannt, bevor die Holz-, Textil- und Papierindustrie eine Hetzkampagne starteten.
Familie
Cannabinaceae (Hanfgewächse)
Klassische Bezeichnungen
Vijaya, Bhanga, Ganja, Matulani, Madani, Jaya, Shakrashana, Mohini.
Hanf Landestypische Bezeichnungen
- Eng. – Indian hemp, True hemp, Soft hemp
- Deu. – Hanf, Cannabis, Marihuana
- Hindi – Bhang, Bhanga, Ganja, Charas, Siddhi, Phulganja
- Malayalam – Kanchavu, Tsjeru cans-java, Kanchava-chetti, Kanchanchotti, Sivamuli
- Marathi – Bhang, Ganja, Charas
- Tamil – Ganja, Ganja-chedi, Bhangi, Kalpam
- Urdu – Qinaab, Bhang
- Arabisch – Kinnab, Hinab, Nabatul-gunnab, Kanab
Hanf Botanische Beschreibung
Hanf, Cannabis sativa, ist eine aromatische, harzreiche, einjährige Pflanze die Wuchshöhen von einem bis zu 5 Metern erreichen kann. Weibliche Pflanzen sind im Durchschnitt generell größer. Cannabis sativa ist wenig verzweigt und besitzt die größten Blätter im Vergleich zu Cannabis indica oder Cannabis ruderalis. Die einzelnen “Finger” der Blätter sind sehr schmal, wodurch Cannabis sativa gut von den beiden anderen Arten zu unterscheiden ist. In der Literatur wird eine Verwechslungsgefahr mit Vitex agnuscastus beschrieben, die aus meiner Sicht in keinster Weise gegeben ist.
Cannabis Verbreitung
Cannabis ist im westlichen Himalaya heimisch. Kultiviert wird es in den warmen Tälern des Himalayas von Himachal Pradesh bis Assam. Cannabis wird ebenfalls in Uttar Pradesh, Madhya Pradesh, Orissa, Bihar, Rajasthan, Tamilnadu und Kerala angebaut.
Verwendete Teile
Blätter, Rinde, Harz der weiblichen Pflanze, die weiblichen Blüten mit Triebspitzen.
Cannabis Indikationen und Wirkungen
Hanfblätter sind bitter, adstringierend, tonisch, berauschend, magenstärkend, schmerzstillend, abtreibend und aphrodisierend. Sie werden eingesetzt zur Behandlung von Krämpfen, Ohrenschmerzen, Unterbauchbeschwerden, Malaria, Dysenterie, Diarrhö, Durchfall, Hauterkrankungen, Hysterie, Übelkeit, Gonorrhö, Koliken, Tetanus und Tollwut. Maßloser Gebrauch kann zu Verdauungsstörungen, Husten, Impotenz, Wassersucht, Melancholie, Rastlosigkeit und Vergesslichkeit führen.
Die Rinde ist tonisch und wird bei Entzündungen, Hämorrhoiden und Wasserbruch eingesetzt.
Der Blütenstand der weiblichen Hanfpflanzen wirkt berauschend, magenstärkend, einschläfernd und abtreibend. Er ist hilfreich bei Krämpfen.
Das Harz mildert geraucht Schluckauf und Bronchitis. Darüber hinaus ist es hilfreich bei Übelkeit, Kopfschmerzen, Neuralgie, Migräne, Manie, Keuchhusten, Asthma, Dysurie, Schmerzen verursacht durch Dysmenorrhö oder Menorrhagie sowie grüner Star.
Hanfsamen sind windtreibend, adstringierend, aphrodisierend, entzündungshemmend und hilfreich zur Unterdrückung von Übelkeit.
Chemische Bestandteile
Delta-9-Tetrahydrocannabinol, Cannabidiol, Cannabinol, Caryophyllenoxid, Cholin, Trigonellin, Piperidin,
Betain, Prolin, Neurin, Hordenin, Cannabisativin, Muscarin, Cannabamine A-D, ß-Phenethylamin Hordenin, Glykoproteine, Serin-Ogalactosid, Hydroxyproline, Eugenol, Guaiacol,
Sesquiterpene, Caryophyllen, Humulen, Farnesen, Selinen, Phellandren, Limonen.
Pharmakologische Eigenschaften
Für Hanf wurde pharmakologisch eine nematizidische, antiepiletische, abtreibende, beruhigende, entkrampfende, antibakterielle, antimykotische, entwässernde, brechreizunterdrückende, entzündungshemmende, fiebersenkende, schmerzstillende, tumorhemmende, entkrampfende, hypotonische, ZNS-beruhigende, antibiotische, stresslindernde und euphorisch Wirkung nachgewiesen.
Toxikologie
In seltenen Fällen kann es nach dem Konsum von Hanf – Cannabis sativa – zu Tinnitus kommen. In Tierversuchen führte tägliches Rauchen von Hanf bzw. Marihuana – Cannabis sativa – zu einer gesteigerten Atemfrequenz und einem schnelleren Herzschlag. Nach Erhöhung der Dosis entwickelte sich leichte Muskelschwäche und der Verlust von Reflexen.
Hanfrauch und Tetrahydrocannabinol (THC) wirken in hohen Dosierungen toxisch auf die Lunge und das Gehirn. Als besonders problematisch wird bei Dauerkonsum von Hanf – Cannabis sativa – die Entwicklung des sogenannten Amotivationalen Syndroms beschrieben. Wobei es durchaus Argumente gibt, dass Hanf dem widersprechend auch motivierend wirken kann und keinesfalls ausnahmslos zum Amotivationalen Syndrom führen muss.
Weitere für Hanf beobachtete Nebenwirkungen sind Herzrasen, Bindehautentzündung, gesteigerte Pulsfrequenz, leichter Anstieg des Blutdrucks und des Blutzuckers, trockener Mund und Rachen, Übelkeit, Schlafstörung, Impotenz und Veränderung der Persönlichkeit. Hohe Dosierungen oral eingenommen führen temporär zur Beeinträchtigung rationalen Denkens und zum Verlust des Kurzzeitgedächtnisses.
Studien
1999 veröffentlichte das IOM (Institute of Medicin) einen Report mit dem Titel “Marihuana and Medicin”. Darin empfahl es den Einsatz von Hanf – Cannabis – als Medizin zur Behandlung von Übelkeit, Erbrechen und den verschiedensten chronischen Krankheiten. Dem Report waren bis dahin unveröffentlichte Studien vorausgegangen, in denen sich Hanf – Cannabis – als äußerst effektives Medikament erwies. So zeigte eine Studie mit 748 Patienten, dass rauchen von Hanf vor und/oder nach einer Chemotherapie vor Übelkeit und Erbrechen schützt. Fast alle Patienten zeigten keine Übelkeit während der Chemotherapie.
Rezepturen
- Sarpagandha ghana vati
- Pushpadhanva rasa
- Jeerakadi modaka
- Vijayadi vati
- Tryushanadya churna
- Takramandura
- Manmathabhra rasa
Vermehrung und Kultivierung
Hanf, Cannabis sativa, wird in den gemäßigten und tropischen Regionen Indiens angebaut. Am besten gedeihen die Hanfpflanzen in krümeliger Lehmerde bei mild, feuchten und sonnigen Klima. Die Vermehrung von Hanf erfolgt duch Samen oder vegetativ duch Stecklinge. Wobei durch Stecklinge vermehrte Hanfpflanzen eine bis zu viermal höhere Delta-A-Tetrahydrocannabinol (THC) Konzentration aufweisen als mittels Samen gezogene Pflanzen.
Die Hanfsamen werden im August ausgebracht, 5 – 8 kg/ha. Haben die gezogenen Jungpflanzen eine Größe von über 15 cm erreicht, werden sie in Reihen aufs Feld ausgepflanzt. Die unteren Verzweigungen werden während des Wachstums meist entfernt. Im November haben die Hanfpflanzen eine Wuchshöhe von bis zu 180 cm erreicht. Geerntet wird Hanf in den Bergregionen zwischen Juni und Juli. Im Flachland wird Hanf zwischen Mai und Juni geerntet.
(38 mal besucht, 1 mal heute)
Schreibe einen Kommentar