Jedes Jahr können wir weltweit eine zunehmende Wüstenbildung beobachten. Schätzungen gehen von bis zu 12 Millionen Hektar fruchtbaren Boden aus, der jedes Jahr verloren geht.
Die Ursachen dafür sind vielfältig. Man muss sie nicht einmal in fernen Ländern suchen. Es reicht oft, im eigenen Umfeld einmal genauer hinzuschauen.
Zugegeben, manchmal verstehe ich die Menschen nicht. Sie denken oft in Formen von Anfang und Ende. Dabei besteht nahezu alles aus Kreisläufen, die durch geradliniges Denken zerstört werden. Wie kann man beispielsweise regelmäßig seinen Garten mähen und den dabei entstehenden Grünkompost wegfahren? Egal wohin, hauptsache heraus aus dem vermeintlich akurat gepflegten Garten. Welches Gedankengut steckt hinter solch einem Vorgehen? Der Glaube an ein Perpetuum mobile? Der Glaube, dass der Boden aus dem Nichts neuen Humus entwickelt und so den schick gepflegten Rasen in schönsten, grünen Glanz auferstehen lässt?
Was verspricht sich jemand, der Bäume fällt, um einen fruchtbaren Acker bewirtschaften zu können? Glaubt er wirklich, die Bäume würden dem Boden Nährstoffe entziehen? Gut, dieser Gedanke ist zumindest nachvollziehbar, jedoch falsch. All diese Handlungen im kleinen, wie im großen Rahmen, sind es, die weltweit für eine ständig zunehmende Wüstenbildung verantwortlich sind. Die United Nations Convention to Combat Desertification (UNCCD) führt dementsprechend als Gründe für eine zunehmende Wüstenbildung nahezu ausschliesslich anthropogene Faktoren (von Menschen verursacht) an. Dazu zählen Abholzung, Übernutzung, Überweidung und falsche Bewässerungsmethoden.
Im Jahr 2000 verbrachte ich ein Jahr in einer semiariden Zone Indiens. Vielen dürfte die Region, in der ich arbeitete, aus der Literatur bekannt sein. Schrieb doch Rudyard Kipling hier sein Dschungelbuch. Heute ist von diesem damaligen Dschungel, von dem sich Kipling inspirieren liess, nichts mehr übrig. Stattdessen findet sich dort die größte Wüste Indiens, mit ihren semiariden Ausläufern, weit bis in den östlichen Teil Indiens hinein.
Ein jüngeres Beispiel, für die schnell fortschreitende Verwüstung, die der Mensch in seinem vermeintlich vernunftgeführten Handeln hinterlässt. Das klingt nun alles sehr frustrierend, doch es gibt Lichtblicke. So arbeitete ich bereits im Jahr 2000 an der Renaturierung semiarider Flächen. Dazu kam uns eine Pflanze zu Hilfe, die Salz aus dem Boden zieht und so die Grundlage dafür bietet, dass Bäume wieder gepflanzt werden können. Es handelt sich um Calotropis procera.
In unseren damaligen Versuchen schaffte ein Anbau dieser Pflanze eine gravierende Entsalzung des Bodens. Die Pflanzen wurden anschliessend geerntet und als Futtermittel, den in der Landwirtschaft gehaltenen Tieren verfüttert. Die zeigten dadurch eine bessere Leistung. Die anschliessende Anpflanzung von Bäumen war in allen semiariden Testgebieten erfolgreich.
Und warum pflanzten wir gerade Bäume im Anschluss auf die Flächen?
Bäume sind wahre Lebensspender. Tiefwurzler ziehen die Nährstoffe aus tiefen Bodenschichten und geben sie in den oberen Schichten ab. Sie sorgen durch Biomasse, die sie ständig erzeugen, nicht nur dafür, dass diese Biomasse entsteht. Sie verhindern auch, dass sie durch Erosion verloren geht. Dabei kann man durchaus Baumarten wählen, die zusätzlich Stickstoff aus der Luft im Boden einlagern.
Das identische Prinzip lässt sich im hiesigen Garten umsetzen. Statt Bäume zu entfernen, bietet es sich an, sie zwischen die Beete oder Äcker zu pflanzen. Wobei dieser Ansatz wohl ausnahmslos für den ökologischen Landbau gilt. Reagieren doch viele Bäume äusserst empfindlich auf Giftstoffe. Allerdings sind sie diesen nicht schutzlos ausgesetzt. Denn Pilze bilden Symbiosen mit den Bäumen. Sie leben von der Energie, die diese ihnen bereitstellen. Im Gegenzug ziehen sie über ihr weit verzweigtes Mycel die Gifte aus dem Boden und entsorgen sie über die Fruchtkörper, die Pilzfans eifrig suchen, um sie gierig zu verschlingen. Ich frage mich dann regelmässig, ob sie denn wirklich wissen, was sie da als kostbare Schätze nach Hause tragen und essen.
Neben Bäumen gibt es hervorragende Pflanzen, die ausgezeichnete Stickstoffeinträger sind. So ziehen Süßlupinen aus der umgehenden Luft den Stickstoff heraus um ihn dann folgend im Boden einzulagern. Süßlupinen sind eine ausgezeichnete Quelle für ein sehr hochwertiges, basisches Eiweiß. Sie verstehen, worauf ich hinaus will?
Deserfikation beginnt mit einer falschen Sichtweise natürlicher Prozesse. Schauen Sie sich in Ihrem Garten um. Sie werden schnell Kreisläufe entdecken. Nutzen Sie diese, statt sie mit vermeintlich korrekten Ordnungssinn zu zerstören. Mal davon abgesehen, dass Sie am Ende weitaus weniger Arbeit und Kosten mit Ihrem Garten haben, werden sie auf Dauer mit einem sich im Gleichgewicht befindlichen Stück Natur belohnt.
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ernst fiala meint
Trockenes Land zu begrünen scheitert oft an der Versalzung des Bodens. Zur Entsalzung gibt es verschiedene Möglichkeiten: Pflanzen oder mechanisches Trennen von abzuführendem Salz und genuzten Boden. Durch Entsalzen können wir neuen Boden gewinnen.
Monika Elsen meint
Hallo Kai, ich bin gerade über deinen Artikel gestolpert. ich recherchiere u.a. nach geeigneten entsalzungsmethoden für das grundwasser in der Wüste marokkos.
Die Pflanze, diese zitierst (oscher), wächst dort schon. Doch sie ist als hichgiftig bekannt. Du schreibst, dass diese als Futtermittel genutzt wurden. Wie? Kannst du mir mehr Informationen geben? Vielen Dank!
Viele grüsse
monika