Gold ist Geld, alles andere ist Kredit. Dieses Zitat soll von J. P. Morgan stammen. Doch hat J.P. Morgan das wirklich so gesagt? Und was bedeutet es, wenn Gold Geld ist?
Sagte J.P. Morgan Gold ist Geld?
Um es vorweg zu nehmen, das Zitat: Gold ist Geld, alles andere ist Kredit, wurde so von John Piermont Morgan nie gesagt. Im Jahre 1912, kurz vor seinem Tod, stand J.P. Morgan vor einem Untersuchungsausschuß. Er wurde von Samuel Untermyer befragt.
Untermyer fragte: The control of credit involves a control of money, does it not?, was J. P. Morgan verneinte. Untermyer hakte nach: But the basis of banking is credit, is it not?
Auf diese Frage Untermyers, folgte der oft zitierte Satz von J.P. Morgan, indem er sagte: Not always. That is an evidence of banking, but it is not the money itself. Money is gold, and nothing else.
Bei dem oft angebrachten Zitat von Morgan handelt es sich also um eine Verteidigungsrede, in der Morgan die Auffassung vertritt, dass Geld nicht kontrolliert werden könnte. Insbesondere nicht über Kredite. Denn Geld ist Gold, nichts anderes.
Ist Gold Geld?
Die Rede von J.P. Morgan stammt aus dem Jahre 1912. Einer Zeit, die schwerlich mit den heute herrschenden Verhältnissen zu vergleichen ist. 1912 gab es noch den Goldstandard in den USA, den Franklin Delano Roosevelt 1933 aufhob. Gleichzeitig wurde ein Goldverbot erlassen und ein fester Umtauschkurs, 35US$ die Unze, festgelegt.
Noch bis 1971 konnten Staaten sich ihre US-Dollar, zu dem festgelegten Kurs von 35$ je Unze, in Gold auszahlen lassen. Obwohl auch das mehr Schein als Wirklichkeit war. Denn als Frankreich sich das Gold 1966 liefern lassen wollte, offenbarte sich, dass nicht annährend so viel Gold vorhanden war, wie im Ausland Dollarnoten gehalten wurden. Der US-Präsident Nixon stoppte am 15. August 1971 die nominale Bindung des Dollars an Gold.
Was ist eine Banknote
Was blieb, sind Banknoten. Doch sind Banknoten Geld? Banknoten sind eigentlich eine recht junge Entwicklung. Sie dienten einst einzig als Nachweis dafür, dass der Inhaber über eine bestimmte Menge an Münzgeld verfügt. Man kann sich gut vorstellen, dass Gold und Silber recht schwer und größere Mengen sehr unpraktisch im Handling sind. Aufgrund dessen trat die Banknote ihren Siegeszug an. Allerdings war sie ursprünglich lediglich ein Stück Papier, das dem Besitzer die garantierte Ausgabe einer bestimmten Menge Gold und Silber zusicherte.
Eine Banknote war demnach kein Geld. Vielmehr war sie ein Schuldschein, mit dem man sich Geld ausgeben lassen konnte.
Die Frage, ob Gold Geld ist, sollte sich daher eigentlich nicht stellen. Sie tauchte überhaupt nur aus einem einzigen Grund auf. Der Loslösung vom Goldstandard und der Umtauschgarantie. In der heutigen Zeit wird die eigentlich offensichtliche Tatsache dadurch verschleiert, dass Gold an der Börse gehandelt wird und der Eindruck geschaffen wird, der Wert von Gold und Silber würde steigen oder fallen. Man könnte also mit Gold spekulieren und damit Gewinne in Form von Geld einstreichen.
Gold steigt oder fällt nicht im Wert
Doch die Sichtweise ist falsch. Sie wurde von den Füssen auf den Kopf gestellt. Gold steigt oder fällt nicht in seinem Wert, denn Gold ist Geld. Was schwankt, sind die Banknoten, das Papier.
Sie können am Kurs des Goldes ablesen, wie die Kaufkraft der Banknoten ist. Gold ist ein Inflationsanzeiger. Erhöht sich die Geldmenge und sinkt das Vertrauen in das Papiergeld, steigt der Kurs des Goldes.
Gold ist daher kein Spekulationsobjekt. Sie können damit eigentlich nichts gewinnen. Sie können immer nur ihre aktuellen Werte sichern. Weshalb Gold als Krisenschutz bezeichnet wird. Ich schreibe eigentlich, da Gold an der Börse stark manipuliert wird. Beispielsweise durch Leerverkäufe. An der Börse wird wesentlich mehr Gold gehandelt, als physisch existiert. Und natürlich besteht auch ein Interesse, Gold zu manipulieren, um beispielsweise den Grad der Inflation zu verschleiern.
Alles andere ist nur Kredit?
Wie sieht es mit dem zweiten Teil des Zitates aus? Sie wissen bereits, dass Morgan diesen Satz so nie in die Welt gesetzt hat. Doch ist er nicht falsch. Ganz im Gegnteil, bringt er unser heutiges Geldsystem bestens auf den Punkt. Dabei beziehe ich mich nicht nur auf den Umstand, dass Banknoten lediglich Schuldscheine sind. Um das genauer zu verstehen, muss ich Ihnen darlegen, wie Geld geschöpft wird.
Geld wird ausschliesslich gegen Schuld ausgegeben
Geld wird ausschliesslich durch die Notenbanken geschöpft, die nicht im Besitz des Staates sind. Notenbanken geben Geld an Geschäftsbanken gegen den Leitzins aus. Geschäftsbanken geben das Geld weiter gegen Zinsen an Staaten, Firmen oder Privatpersonen. Geld wird demnach immer gegen Schuld ausgegeben. Ich möchte an dieser Stelle nicht auf die Konsequenzen eingehen. Das habe ich bereits in anderen Beiträgen ausführlich getan. Siehe den Artikel Schuldgeldsstem. Hier geht es einzig darum, was Geld ist. Und an dieser Ausführung dürfte Ihnen bereits klar sein, dass Geld nichts anderes als Schuld ist. Und zwar heute in umfassenderen Masse, als ursprünglich, wo es noch seine Bedeutung als Schuldschein im öffentlichen Bewusstsein zeigte.
Doch was macht eigentlich Gold und Silber zu Geld? Welche Gewissheit haben Sie gegenüber dem Papiergeld?
Der Goldwert
Der Wert des Goldes sollte sich erst einmal ganz einfach am Aufwand bemessen, der benötigt wird, um es zu erhalten. Braucht es 1000 Euro um eine Unze Gold zu fördern, sollte der Wert auch 1000 Euro pro Unze betragen.Allerdings kommen weitere Komponenten hinzu. Gold braucht nicht nur einen Wert, der durch seine Erzeugung bemessen wird. Es muss auch eine Nachfrage geben.
Da sieht es über die letzten jahrhunderte recht gut aus. Gold und Silber waren und sind begehrt. Doch warum ist das so? Schliesslich kann man mit so einem Goldklumpen wenig anfangen. Vielleicht etwas mehr, als mit dem Papier der Banknoten, doch eigentlich ist es nutzlos. Sie können sich damit schmücken. Vielleicht gibt es auch ein paar technische Einsatzmöglichkeiten. Ja Sie können es sogar essen, aber welchen Wert hätte es noch, wenn niemand bereit wäre, dagegen Güter des wirklichen Bedarfs einzutauschen. Gold und Silber können also durchaus nur einzig aus dem Grund einen Wert haben, weil wir es gesellschaftlich so vereinbart haben und das schon viele jahrhunderte.
Das muss jedoch nicht heissen, dass das auch so bleibt. In der Germania von Tacitus können Sie lesen, dass unseren pantheistischen Vorfahren Gold nichts wert war. Ob ein Krug aus Gold oder Holz ist, war ihnen einerlei. Wichtig war der Krug und sein Nutzen.
Auf einen unveränderlichen Wert von Gold und Silber zu setzen, dürfte also nicht risikolos sein. Wenn auch viele Jahrhunderte dafür sprechen, dass man zukünftig auf eine vereinbarte Wertbeimessung setzen kann.
Unterscheidet sich Gold dann eklatant von Papiergeld?
Damit unterscheidet sich Gold aber nicht mehr so eklatant von Papiergeld. Auch hier gibt es eine gesellschaftliche Vereinbarung, nach der alle dem Papier einen bestimmten Wert zusprechen. Doch gibt es beim Papiergeld einen fatalen Unterschied, der ihm sehr schnell zum Verhängnis werden kann. Es kann beliebig vermehrt werden.
Dabei muss die Notenbank nicht einmal ihre Art der Geldschöpfung ändern. Geld nur gegen Schuld auszugeben. Es reicht vollkommen, viel Geld zu schöpfen und gegen nicht gedeckte Schuld auszugeben. Das wird dann als faule Kredite bezeichnet oder es handelt sich um Staatsanleihen, die durch den ausgebenden Staat aufgrund von Überschuldung nie eingelöst werden können.
Die Menge des Papiergeldes ist nicht begrenzt. Gold und Silber sind es hingegen, weshalb Menschen auch heute noch in Edelmetallen eine Absicherung suchen.
Phänomen Digitalwährung
Erst vor wenigen Tagen sprach mich ein Freund zu den Digitalwährungen an. Er hielt es für vollkommen nutzlos, dass riesiger Rechenaufwand betrieben werden muss, um einen Bitcoin zu schöpfen und die Menge obendrein begrenzt ist. Es wäre eine vollkommen unsinnige Ressourcenverschwendung.
Ich musste ihm durchaus recht geben. Doch gerade diese Ressourcenverschwendung macht den Bitcoin erst zur Digitalwährung. Denn auch beim Bitcoin bestimmt der Aufwand ihn zu schöpfen seinen Wert. Ich möchte jetzt nicht auf die vollkommen absurden Auswüchse bei den Digitalwährungen eingehen. Sie sind derzeit Spekulationsobjekt und weniger Währung. Hinzu kommt, dass die meisten Digitalwährungen so schnell verschwinden werden, wie sie gekommen sind. Wenige werden sich durchsetzen. Dass das Urgestein Bitcoin dazu gehört, darf aufgrund seiner Nachteile mehr als bezweifelt werden.
Ich erwähne die Digitalwährungen an dieser Stelle nur aus einem Grund. Sie zeigen, dass auch etwas vollkommen wertloses, im Fall von Digitalwährungen sogar immaterielles, als vereinbarte Wertgrundlage dienen kann. Solange die Menschen davon ausgehen, dass es andere Menschen gibt, die ihnen gegen die vereinbarte Tauschwährung, reale güter aushändigen, werden sie ihre Funktion als Geld erfüllen.
Gold ist Geld und Geld ist immer Kredit
Jetzt wo Sie wissen, dass Gold Geld ist und Geld sowohl materiell, als auch immateriell sein kann, stellt sich nur noch die Frage, ob nicht Gold als eine Art von Geld auch nichts anderes als Schuld ist.
Lebenszeit der wahre Wert hinter Geld
Lässt sich nicht alles Geld am Ende auf eingebrachte Lebenszeit reduzieren. Diese mag durchaus unterschiedlich gewichtet sein. So wird die Lebenszeit eines Studierten eventuell höher bewertet, als die eines Ungelernten. Nicht, weil beide Menschen unterschiedlich wertige Arbeit leisten würden. Sondern einzig aus dem Grund, dass der Studierte Lebenszeit für seine Ausbildung aufwenden musste, während der Ungelernte diese Zeit bereits nutzbringend im Tausch anbieten konnte.
Lebenszeit ist Geld, alles andere ist Kredit
Betrachten Sie unsere Gesellschaft von dem Standpunkt aus, dass Lebenszeit die wahre Tauschgröße ist, entzaubert sich alles andere als Kredit. Eingebrachte Lebenszeit, die im Tausch eingefordert werden kann. Wie vertraunsvoll das Tauschmittel ist, hängt dabei von mehreren Faktoren ab.
Ist das Tauschmittel, das als Geld benutzt wird, begrenzt oder lässt es sich beliebig vermehren? Hat es selbst einen inneren Wert? Wie stark ist das gesellschaftliche Vertrauen in das Geld? Wer kann es schöpfen? Ist es dezentral oder zentral? Materiell oder immateriell?
Es versteht sich von selbst, dass Geld massive Auswirkungen auf unser Leben hat. Umso interessanter ist die Entwicklung hin zu einem immer gerechteren Geld. Dezentral sollte es sein. Nicht beliebig vermehrbar. Im besten Fall ist es matteriell und hat einen inneren Wert.
Sie können nun selbst beginnen, all die Arten von Geld nach ihrer Eignung zu ordnen. Sie werden sicher zu dem Schluss kommen, dass von privaten Insitutionen gegen Schuld geschöpftes Papier da am schlechtesten abschneidet und sicher nicht von Dauer ist.
Ob Gold eine Alternative ist, müssen Sie für sich entscheiden. Doch ich möchte Ihnen meine Auffassung nicht vorenthalten.
Gold, Geld und Lebenszeit
Ist Gold ein sicherer Hafen? Um ehrlich zu sein. Diese Frage kann ich Ihnen nicht beantworten. Die jüngere Geschichte lässt das vermuten. Doch Gold als Geld anzusehen, das unumstösslich weiterexistiert, ist sicher falsch. Ich wies bereits auf unsere pantheistischen Vorfahren hin. Persönlich hatte ich nie eine sonderliche Affinität zu Gold.
Doch hätte ich lediglich die Wahl zwischen Papiergeld und Edelmetallen, so würde ich Edelmetallen immer den Vorzug geben. Doch was tauschen wir denn am Ende gegen das Gold? Wir tauschen Güter des täglichen Bedarfs.
So meinte ein Freund zu mir, er würde von einer ungeheuren zukünftigen Krise ausgehen. Aufgrunddessen würde er Gold und Silber kaufen, um im Krisenfall Lebensmittel wie Getreide kaufen zu können.
Können Sie sich meine Frage denken? Ich fragte, warum er sich nicht gleich Getreide einlagert. Schliesslich wird es im Fall einer Krise kaum noch jemanden geben, der etwas produziert. Zumindest dann nicht, wenn die Krise in dem Ausmass eintritt, wie er sie sich vorstellt. Und wenn er Gold so verführerisch findet, dann kann er es in der Krise gegen sein Getreide eintauschen. Die Chancen stehen gut, dass es mehr Menschen mit Gold als mit Getreide gibt.
Getreide können Sie viele Jahre lagern und Sie werden es im Fall einer Krise sicher mehr zu schätzen wissen, als Edelmetalle.
Aus meiner Sicht besteht die beste Investition darin, sich weiterzubilden und die Grundlage zu schaffen, vieles selber zu erschaffen. Das hat den schönen Nebeneffekt, dass man in seinem Leben sehr viel lernt und diesdurchaus lebenserfüllend sein kann.
Sollten Sie also, wie die meisten Menschen, nicht über die nötigen Mittel verfügen um in Edelmetalle anzulegen, dann machen Sie es wie ich und nutzen Sie es für Ihre Entwicklung.
(1.046 mal besucht, 1 mal heute)
Dr. Frank Richter meint
Danke für den sehr guten Artikel.