Die im Hindi übliche Bezeichnung Gurmar bedeutet in der Übersetzung Zuckerzerstörer. Es ist ein Hinweis auf die Wirkung der frischen Gurmarlätter. Kaut man die frischen Blätter, lähmen sie das Geschmacksempfinden für süße und bittere Substanzen.
Familie
Gurmar, Gymnema sylvestre, ist eine Pflanze aus der Familie der Asclepiadaceae (Seidenpflanzengewächse), einer Unterfamilie der Apocynaceae (Hundsgiftgewächse).
Klassische Bezeichnungen
Meshashringi, Meshavishaanikaa, Meshavishanama, Meshavishani, Meshavalli, Chhaagalshrngi, Ajashringi, Vishani.
Landestypische Bezeichnungen
- Eng. – Australian Cow Plant, Ipecacuanha, small Indian Ipecacuanha, Periploca of the woods
- Deu. – Merasingi
- Hindi – Gurmar, Gudmar, Merasingi, Medhashingi, Meshasingi, Chhotadudhilata
- Malayalam – Madhunashini, Cakkarakkolli
- Marathi – Madphali, Bedaki, Bedakuli, Vakundi, Vakhande, Parapatraha, Kalikardori
- Tamil – Ayagam, Adigam, Amudupushpam, Cherukurinja, Kogilam, Kannuminnayam Kodi , Passaam, Sarkaraikolli, Shirukurumkay, Shirukurinja, Shagasharam
- Arabisch – Barkista
Botanische Beschreibung
Gurmar ist eine verholzende Schlingpflanze. Die Blätter wachsen gegenständig und sind elliptisch bis eiförmig. Die Blüten sind klein und Gelb. Die Fruchtkapsel ist bis zu 8 cm lang und rundlich.
Verbreitung
Gurmar ist in Zentral- und Südindien heimisch.
Verwendete Teile
Verwendet wird die ganze Pflanze, insbesondere die Blätter und die Wurzel.
Gurmar Indikationen und Wirkungen
Die im Hindi übliche Bezeichnung Gurmar bedeutet in der Übersetzung Zuckerzerstörer. Es ist ein Hinweis auf die Wirkung der frischen Blätter. Kaut man die frischen Blätter, lähmen sie das Geschmacksempfinden für süße und bittere Substanzen. Verantwortlich dafür ist die in den Blättern vorhandene Gymneminsäure. Es ist schon ein seltsames Erlebnis, wie Süsses nach dem Konsum von Gurmar schmeckt. Ein Löffel Zucker schmeckt danach, als hätte man sich einen Löffel Sand in den Mund geschaufelt. Hinzu kommt, dass Gymnema sylvestre die Absorbtion von Zucker ins Blut verlangsamt bzw. hemmt und die Umwandlung in Fett verlangsamt. Damit stellt Gurmar ein ausgezeichnetes Mittel zum Abnehmen dar. Insbesondere für Personen, die Süssen Verführungen nicht widerstehen können. Darüber hinaus ist Gymnema sylvestre ein extrem gutes Mittel bei Diabetes.
Gymnema sylvestre reduziert den Blutzuckerspiegel, stimuliert die Insulinausschüttung und regeneriert die Pankreas. Allgemein wirken die Blätter der Pflanze ausgleichend auf Organe wie die Leber und Cholesterinspiegelsenkend.
In der Ayurveda wird Gurmar als bitter, wärmend, schmerzlindernd, verdauungsfördernd, entzündungshemmend, leberstärkend, brecherregend, magenstärkend, entwässernd, schleimlösend, abführend, fiebersenkend, wurmtreibend, herzstärkend und gebärmutterstärkend beschrieben.
Die Blätter von Gurmar werden in der Ayurveda zur Behandlung von Madhumeha, “Honigurin” (Diabetes Typ 2), verwendet. Sie werden darüber hinaus zur Behandlung von Verdauungsstörung, Husten, Verstopfung, Entzündung, Gelbsucht, Hämorrhoiden, Harnzwang, Wurmbefall, Herzbeschwerden, Nieren- und Blasensteinen, Asthma, Bronchitis, Leukoderm, Bindehautentzündung, Amenorrhö und Fieber eingesetzt. Äußerlich aufgetragen helfen die Blätter bei Wunden. Mit Rizinusöl vermischt sind die Blätter hilfreich bei geschwollenen Drüsen und Hepatosplenomegalie.
Die Wurzel wird in der Ayurveda als Gegengift beschrieben. Sie wird als getrocknetes Pulver bei Schlangenbissen und Schmerzen verabreicht.
Die Früchte sind bitter und windtreibend. Sie werden auch bei der Behandlung von Diabetes eingesetzt. Darüber hinaus werden sie als hilfreich bei Lepra, Bronchitis, Würmern, Geschwüren und Vergiftung beschrieben.
Dosierung in der Ayurveda
Blattpulver: 2 – 6 g
Wurzelrindenpulver: 125 – 250 mg
Dekokt aus der Wurzel: 50 – 100 ml
Extrakt: 400 mg
Doshas
Gymnema sylvestre reduziert Kapha und Pitta.
Chemische Bestandteile
Gymneminsäure A-D und V-Z, Gymnemasine A-D, Gymnemaside I-VII, Gymnemoside a-f, Gymnemagenin, Alanin, Isoleucin, ?-Aminobuttersäure, Adenin, Cholin, Valin, Betain, das Alkaloid Gymnamin, Hentriacontan, Pentatriacontan, Nonacosan, Conduritol-A, Tritriacontan, Inositol, Alpha-Chlorophyll, ß-Chlorophyll, d-Quercitol, Buttersäure, Ameisensäure, Weinsäure, ß-Amyrin, Lupeol, Stigmasterol, Gymnamosaponine, Gymnemagenin, Gymnestrogenin, Gypenosid.
Pharmakologische Eigenschaften
Antidiabetisch, entwässernd, antiviral, entkrampfend, antiallergen, antiatherosklerotisch, antimikrobiell, antikarieswirkung, antioxidative Aktivität, hypoglykämisch, leberschützend.
Toxikologie
Diabetes-Patienten, die blutzuckersenkende Medikamente verabreicht bekommen, müssen diese in der Regel bei Einnahme von Gymnema sylvestre reduzieren.
Die mittlere letale Dosis eines Alkoholextraktes der Pflanze ohne Wurzel, lag bei Mäusen bei 375mg/kg intraperitoneal verabreicht (Einspritzung in den Bauchraum). Für Menschen wird Gymnema Sylvestre als nicht toxisch beschrieben.
Studien
Blutzuckersenkende Wirkung
Eine Mischung aus Cyamopsis tetragonoloba, Trigonella foneum-graceum, Cephalandra indica und Gymnema sylvestre wurde 200 Patienten über sechs Wochen, zweimal täglich a 5 g, vor den Mahlzeiten verabreicht. Der Blutzucker wurde bei den Männern nach sechs Wochen im Schnitt um über 20 % gesenkt. Bei den Frauen im Schnitt um 18 %.
Gewichtsreduktion
Eine Mischung aus Gurmar, Garcinia cambogia, Commiphora mukul, Achyranthes aspera, Zingiber officinalis und Piper longum wurde über 6 Monate an adipöse Patienten verabreicht. Klinisch konnte bei allen Patienten eine Gewichtsreduzierung aufgezeigt werden. Die Mischung ist unter der Bezeichnung OB-200G bekannt.
Retinopathy
Eine Mischung aus Gurmar, Balsamodendron mukul, Pterocarpus marsupium, Eugenia jambolana, Momordica charantia, Ocimum sanctum und Asparagus racemosus wurde 12 Wochen lang 30 Patienten mit Retinopathy bei gleichzeitigem Diabetes mellitus Typ I oder II verabreicht. Die Veränderung der Retina sowie deren Zerstörung wurde gehemmt. 60 % der Patienten zeigten bereits nach 12 Wochen eine Verbesserung der Sehkraft.
Diabetes mellitus Typ 2
Ayush-82, eine ayurvedische Medizin deren Hauptbestandteil Gurmar darstellt, wurde über sechs Wochen an 89 Patienten mit Diabetes Typ 2 (Madhumea) verabreicht. Nach sechs Wochen war der Zucker bei 25 Patienten komplett unter Kontrolle, bei 17 zeigten sich Verbesserungen. 47 Patienten zeigten nach sechs Wochen keine Verbesserung.
Rezepturen
- Agurvadi taila
- Tilvaka kalpa
- Mritasanjeevani sura
Ersatzstoff und Fälschungsmittel
Gymnema hirsutum und Gymnema montanum werden als Ersatz für Gurmar eingesetzt.
Vermehrung und Kultivierung
Gurmar wächst in tropischen und suptropischen Regionen. Als Zimmerpflanze sollte man der Pflanze einen sonnigen bis halbschattigen Standort einrichten. Ein Standort mit hoher Luftfeuchtigkeit ist vorzuziehen. Unter optimalen Wachstumsverhältnissen kann man bereits nach einem Jahr Blätter ernten. Meshashringi sollte ab einer gewissen Größe beschnitten werden. Zur Stärkung der Wurzel empfiehlt sich Riboflavin (10 mg Tabletten). Die Vermehrung erfolgt über Samen und/oder Stecklinge.
Bezugsquellen
Blattpulver kann man unter der Bezeichnung Gurmar oder Merasingiblätter erwerben. Ausgesuchte Gärtnereien bieten Pflanzen zum Kauf an.
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Christian meint
Hallo Kai!
Kennst du eine Bezugsquelle für Pflanzen? Ich hatte vor einigen Jahren mal eine Pflanze die es aber leider nicht überlebt hat. Online finde ich leider keine Händler (hatte damals bei Rühlemann bestellt).
VG
Christian
Kai Hagemeister meint
Servus Christian, Du könntest die Pflanzen in Indien kaufen. Beispielsweise bei Amazon Indien. Dort kannst Du Dich mit Deinen Amazon Daten anmelden. Allerdings liefert Amazon Indien nur an Adressen in Indien aus. Das Problem ist jedoch lösbar. Dafür kannst Du Dienste nutzen, wie IndianMailbox, die eine indische Adresse bieten und das Paket nach Deutschland weiterleiten.
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