Die Paternostererbse, Abrus precatorius, ist in Deutschland allenfalls als Gift oder Schmuck bekannt. In der Ayurveda dient sie jedoch als Heilmittel für die verschiedensten Beschwerden.
Familie
Fabaceae (Schmetterlingsblütler/Hülsenfrüchte)
Klassische Bezeichnungen
Gunja, Kakadani, Kakachinchi, Kakavallari, Krishnala, Uchchata, Kakananti, Raktika, Kakapeelu.
Landestypische Bezeichnungen
- Eng. – Indian liquorice, Wild liquorice, Jequirity, Paternoster Pea, Rosary Pea, Weather Plant
- Deu. – Paternostererbse, Krabbenaugenwein
- Hindy – Gunja, Ratti, Chirmiti, Gaurgchi,Ghughachi, Gunchi, Kunch
- Malayalam – Kunni, Kunnikuru, Gunja, Atimadhuram, Irattimadhuram, Kakani, Klitakkam, Madhukam, Madhumulam, Shekkuni
- Marathi – Gunja, Gunchi, Chanoti, Kunch
- Tamil – Kuntamani, Atti, Edalagam, Egunru, Kandam, Kunjam, Kunri, Singili, Sittilai, Madhuragam
- Arabisch – Aainuddik
- Urdu – Ghunchi, Ratti, Guriginja
Botanische Beschreibung
Die Paternostererbse ist eine verholzende Kletterpflanze mit grünlich gelben Zweigen. Die Blätter erinnern an die von Emblica officinalis. 10 bis 20 von ihnen sitzen gegenständig an einem vom Ast abzweigenden Stiel. Im Gegensatz zu Emblica officinalis sind die Blätter der Paternostererbse rund. Die Samen sind etwas kleiner als normale Erbsen. Sie sind eiförmigen und scharlachrot (Es gibt Farbvariationen). Am Ansatzpunkt für den Stiel, dem Hilum, befindet sich ein schwarzer Fleck.
Verbreitung
Die Paternostererbse, Abrus precatorius, ist in Indien und Sri Lanka heimisch. Man findet sie bis zu einer Höhe von 1050 Meter.
Verwendete Teile
In der Ayurveda werden die Wurzel, die Blätter und die Samen der Paternostererbse verwendet.
Paternostererbse Indikationen und Wirkungen
Die Wurzel und Blätter der Paternostererbse enthalten Glycyrrhizinsäure. Sie gelten als hilfreich bei der Behandlung von Entzündungen, Harndrang, Pektoralgie (Schmerzen im Brustkorb), Rachenschmerzen und Husten.
Die schön anzusehenden Samen sind hoch giftig und wirken abtreibend, abführend, wurmtreibend, haarbildend und aphrodisierend. Sie wurden als Gift oder Abtreibungsmittel benutzt. In der Ayurveda setzt man sie zur Behandlung von Stomatitis, Hautkrankheiten, Wunden, Haarausfall, Asthma, starkem Durst, Diarrhö, und Fieber ein. Zur äußerlichen Anwendung nutzt man einen Extrakt aus den Samen. Er ist insbesondere bei Geschwüren und Hauterkrankungen hilfreich.
Die Wurzel ist hilfreich bei Gelbsucht und Gonorrhö.
Chemische Bestandteile
Abruquinon- A, B, D und F, Abralin, Abrin, Hypaphorin, Cholin, Trigonellin, Precatorin, Abricin, Abridin. Das Öl der Samen enthält Palmitinsäure, Stearinsäure, Arachinsäure, Behensäure, Lignozerinsäure, Ölsäure und Linolsäure. Die Blätter enthalten Glycyrrhizin und Pinitol. Die Wurzeln Glycyrrhizin, Precol, Abrol, Abrasin und Precasin.
Pharmakologische Eigenschaften
In Studien konnte eine pilzhemmende, krebshemmende, antibakterielle, ZNS-beruhigende, schmerzlindernde, antimuskarine (Gegengift), abtreibende, entkrampfende, fruchtbarkeitshemmende, keimtötende, antimikrobielle, menstruationsbeschleunigende und weheneinleitende Wirkung nachgewiesen werden.
Toxikologie
In den Samen der Paternostererbse ist das sehr giftige Eiweiß Abrin enthalten. Reines Samenpulver überdosiert führt zu Erbrechen, Diarrhö und Herzstillstand. Die Paternostererbse solle in keinem Fall in Selbstmedikamentation eingenommen werden. In der Ayurveda wird das Gift der Samen oftmals vorher neutralisiert. Beispielsweise durch kochen der Samen.
Ein alkoholischer Extrakt aus den Samen der Paternostererbse zeigte bis zu einer Dosierung von 60mg je Kilogramm Körpergewicht keine toxische Wirkung in Rattenversuchen. Ein Wasserauszug wirkte bei einer Dosierung von 2 mg/kg injiziert und bei 25 mg/kg oral eingenommen letal bei nahezu der Hälfte der Versuchstiere.
Rezepturen
- Gunjadi taila
- Gunja pralepa
- Gunjabhadra rasa
- Gunjaphalagni churna
Ersatzstoff und Fälschungsmittel
Die Wurzeln der Paternostererbse dienen aufgrund ihres Gehalts an Glycyrrhizin als Ersatz für Glycyrrhiza glabra.
Vermehrung und Kultivierung
Die Vermehrung der Paternostererbse erfolgt über Samen oder Stecklinge. Als Erde empfiehlt sich eine Mischung aus zwei Teilen Lehmerde sowie jeweils ein Teil Kompsterde, Sand und Dung. Statt Komposterde eignen sich auch Blattreste. Die Erde sollte niemals austrocknen. Es empfiehlt sich ein feucht-warmer Standort.
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