Die zur Familie der Papaveraceae (Mohngewächse) gehörende Staude wird traditionell zur Behandlung von krampfartigen Beschwerden im Bereich der Gallenwege und des Magen-Dram-Trakts eingesetzt. Äußerlich gilt Chelidonium majus als effektives Mittel zur Behandlung von Warzen.
Lebensraum
Chelidonium majus findet man in ganz Europa bis nach Asien. Sie wird als typische Ruderalpflanze bezeichnet, weil man die Pflanze bevorzugt in Wohnsiedlungen, an Zäunen, Wegrändern und Gärten findet.
Beschreibung
Chelidonium majus ist eine 30 – 70cm hohe, ausdauernde Pflanze mit hohlem Stengel, der einen gelb- bis orangefarbenen, giftigen Saft enthält. Die Blätter erinnern an Eichenblätter. Sie sind zwei- bis vierfach gefiedert, an der Oberseite grün und an der Unterseite grau-grün. Die gelben Blüten, mit abfallenden Kelchblättern, sitzen an langstieligen Trugdolden. Blütezeit ist von Mai bis Oktober. Schmale, bis zu 5cm lange, schotenartige Kapseln, enthalten die schwarzen Samen.
Bezeichnung
Bei Chelidonium majus handelt es sich um das Schöllkraut
Traditionelle Verwendung
Hauptverantwortlich für die Wirkung des Schöllkrauts sind die in ihm enthaltenen Alkaloide. So konnte bereits 1939 für das Alkaloid Chelidonin, eine Gallenproduktion steigernde Wirkung nachgewiesen werden. In Tierversuchen zeigten 2mg/kg eine Steigerung der Galleproduktion um 60% (Fintelmann & Weiss). Dabei wurde die Gallenproduktion langsam und kontinuierlich gesteigert.
Fintelmann & Weiss schlussfolgern aus den im Schöllkraut enthaltenen Alkaloiden, eine schwach analgetische, zentral-sedative und spasmolytische Wirkung was es zur Behandlung von krampfartigen Beschwerden im Gastrointestinaltrakt einschließlich der Gallenwege und Gallenblase prädestiniert. Fraglich ist diesbezüglich die in den meisten Heilpflanzenbüchern angegebene Sammelzeit während der Blütezeit. Denn gerade in der Blütezeit ist der Alkaloidgehalt des Schöllkrauts am niedrigsten. Aufgrund des schwankenden Alkaloidgehalts im Schöllkraut, wird in Fertigarzneimitteln meist standardisierter Extrakt verwendet.
Warzen
Traditionell wird das Schöllkraut zur Behandlung von Warzen eingesetzt. Dazu betupft man die Warze täglich mit dem frischen gelb- bis orangefarbenen Saft des Schöllkrauts. Ursache für die Wirkung könnte eine zellteilungshemmende und zellwachstumshemmende Wirkung verschiedener Alkaloide wie dem Chelidonin sein. Lingen beschreibt als mögliche Nebenwirkung die Bildung von Geschwüren.
Augenleiden
Maria Treben beschreibt in ihrem Buch “Gesundheit aus der Apotheke Gottes” eine Verwendung des Schöllkrauts zur Behandlung von Grauem Star und Netzhautblutungen. Dazu soll man ein Blatt Schöllkraut zwischen den Fingern verreiben und auf die Augenlieder auftragen (Nicht in die Augen kommen lassen!). Damit nimmt sie Bezug auf eine traditionelle Verwendung von der auch die Bezeichnung Augenwurz herrührt. Traditionell wurde Schöllkraut zur Linderung von Augenleiden und zur Besserung von Sehschwäche eingesetzt. Dazu legte man gewalkte Blätter auf die Augenlieder oder verwendete sie nach der Beschreibung von Maria Treben.
Die Verwendung von Schöllkraut sollte erfahrenen Anwendern vorbehalten sein. Siehe dazu Toxikologie. Eine positive Wirkung des Schöllkrauts bei der Behandlung von Sehschwäche oder Netzhautablösung ist bisher nicht nachgewiesen und aufgrund der Gefahr für die Augen nicht zu empfehlen.
Zubereitungen
Schöllkrauttee
Für einen Tee nimmt man zwei Teelöffel fein geschnittenes Schöllkraut und überbrüht es mit einer Tasse heißem Wasser. Den Tee lässt man 5 bis 10 Minuten ziehen, bevor man ihn abseiht. Von dem so zubereiteten Tee trinkt man drei mal täglich zwischen den Mahlzeiten. Aufgrund des stark schwankenden Alkaloidgehalts und der unter Toxikologie beschriebenen Nebenwirkungen ist die Einnahme unter fachlicher Anleitung anzuraten.
Schöllkrauttinktur
Zur Bereitung einer Tinktur nimmt man oberirdisches, klein geschnittenes Schöllkraut und übergießt es mit hochprozentigen Schnaps. Die so erhaltene Mischung lagert man mindestens 10 Tage in einer gut verschlossenen, abgedunkelten Flasche. Nach dieser Zeit filtert man die Lösung und verwahrt die Tinktur kühl in einer dunklen Falsche. Bei Leber- und Gallebeschwerden nimmt man von dieser Tinktur 3 mal täglich 5 Tropfen in Wasser gelöst. Aufgrund von lebertoxischen Nebenwirkungen sollte die Tinktur nicht länger als 14 Tage eingenommen werden.
Inhaltsstoffe
Schöllkraut enthält etwa 30 Alkaloide (Benzylisochinolinderivate). Insbesondere Benzophenanthridine und Protoberberine. Das Hauptalkaloid des oberirdischen Krauts ist Coptisin (Protoberberin). Das Hauptalkaloid der Wurzel ist Chelidonin (Benzophenanthridin). Darüber hinaus findet man im Schöllkraut Chelerythrin, Sanguinarin, Berberin, Chelidonsäure, Protopin, Flavonoide und Carotinoide.
Toxikologie
Schöllkraut ist aufgrund der enthaltenen Alkaloide schwach giftig. Überdosierung kann zu Reizungen des Magen-Darm-Traktes mit Begleiterscheinungen wie Erbrechen, blutigen Durchfällen und Kreislaufstörungen bis hin zum Tod durch Kreislaufversagen führen. Bei regelmäßiger Einnahme von Schöllkraut häuften sich in der Vergangenheit lebertoxische Nebenwirkungen mit Anstieg der Leberwerte.
Alternative Bezeichnungen
- Warzenkraut
- Schwalbenkraut
- Marienkraut
- Goldwurz
- Gilbwurz
- Augenwurz
- Gottesgabe
- Herrgottesgnade
- Hexenmilch
- Krätzenkraut
- Maikraut
- Ogenklar
- Rotlaufgras
- Schälkraut
- Schellkraut
- Schillkraut
- Schwalbenwurz
- Teufelskraut
- Wulstkraut
Weiterführende Links
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