Die Avocado wird derzeit in höchsten Tönen als Superfood gepriesen. Doch es gibt auch kritische Stimmen. So verweist der Lebensmittelchemiker Udo Pollmer auf einen hohen Mannoheptulosegehalt. Einen unverdaulichen C7 Zucker, der die Insulinausschüttung hemmt. Mannoheptulose soll in der Vergangenheit dazu genutzt wurden sein, Diabetes bei Versuchstieren auszulösen. Ist die Avocado nun ein Superfood oder ein potentiell gefährliches Lebensmittel?
Grundsätzlich macht mich allein die Bezeichnung “Superfood” stutzig. Sie ist allgemein unangebracht. Suggeriert sie doch, es gäbe eine Art Panazee, ein Allheilmittel. Ein Nahrungsmittel, das uns gesund hält oder gesunden lässt. Meist ist genau das Gegenteil der Fall. Zwar zeigen sogenannte “Superfoods” in klinischen Studien oft interessante Ergebnisse, doch gibt es meist auch eine Kehrseite. Gefährlich werden sie insbesondere dadurch, dass der Glaube an ein Superfood zu einer übermässigen Einnahme verleitet.
Beispiele für Superfoods gibt es viele. So schützen Gojibeeren die Netzhaut bei einem Glaukom, indem sie die schützenden Eigenschaften der Mikrogliazellen aktivieren. Wir berichteten darüber beim Biooptiker. Doch wird es Ihnen schwer fallen, Gojibeeren zu finden, die nicht extrem stark mit Pestiziden belastet sind. In einem Test zeigten alle Proben darüber hinaus Enterobakterien und 3 Produkte enthielten Blei. Von einem gesunden Nahrungsmittel kann da keine Rede sein.
Nicht besser sieht es bei Chiasamen aus. Sie zeigen immer wieder in Tests besonders hohe Rückstände, so dass man sie tunlichst meiden sollte. Die Liste liesse sich unendlich fortführen. Von Moringa über Hanfsamen, bis hin zum Weizengraspulver. Superfoods sind meist super mit Pestiziden, MOSH, MOAH, Diethyltoluamid, Blei, Cadmium, Aflatoxin und vielen weiteren Giften belastet.
Hinzu kommt, dass die Beweislage für die gesundheitlich förderlichen Eigenschaften, vieler Superoofs recht dürftig ist. Für die Avocado habe ich durchaus Studien gefunden, die für eine gesundheitlich förderliche Wirkung sprechen.
Superfood Avocado
Wenn Sie sich die Mühe ersparen wollen, verschiedene Studien und Abhandlungen zur Avocado zu lesen, empfehle ich Ihnen den Artikel Hass Avocado Composition and Potential Health Effects von Mark L. Dreher and Adrienne J. Davenport. Er bietet eine Zusammenfassung der bis dahin vorliegenden Literatur und Studien zur Avocado.
Die Liste der dabei angeführten gesundheitlich förderlichen Wirkungen ist durchaus beeindruckend. Danach unterstützt die Avocado die Herz-Kreislauf-Gesundheit, unterstützt die Erhaltung eines gesunden Körpergewichts, schützt die DNA, verhindert oxidativen Stress und Entzündungen, ist gut für die Augen, die Haut und zeigt Wirkung zum Schutz vor Krebs.
Diabetes bei Labor-Tieren
Dem entgegen steht die Behauptung Udo Pollmers, dass Avocados den C7 Zucker Mannoheptulose enthalten. D-Mannoheptulose, so Pollmer, wurde früher bei Versuchstieren genutzt, um Diabetes zu erzeugen.
Zu diesem Thema gibt es durchaus Studien, die zeigen, dass Mannoheptulose Hexokinase kompetitiv hemmt und somit als glykolytischer Hemmer wirkt.
Hunde, denen 1-2g Mannoheptulose pro Kilogramm Körpergewicht intravenös verabreicht wurden, zeigten einen vorübergehenden diabetischen Zustand, gekennzeichnet durch eine ausgeprägte Hyperglykämie, ein dramatisch verringertes Insulin: Glucagon-Verhältnis und eine erhöhte hepatische Glucoseproduktion.
Da stellt sich natürlich die Frage, wieviel Mannoheptulose eine Avocado enthält. Der Gehalt an Mannoheptulose sinkt mit dem Reifeprozess und beträgt durchschnittlich 4g D-Mannoheptulose und seine reduzierte Form Perseitol je Avocado. Als 70 Kg schwere Person müssten Sie demnach zwischen 18 und 36 Avocados intravenös zugeführt bekommen, um dieselbe Erfahrung zu teilen, wie die Hunde in der angeführten Studie.
Neben der aufgeführten D-Mannoheptulose enthält eine Avocado keine nennenswerten Mengen an Zucker, wie Glukose oder Fruktose. Die Avocado selber weist daher einen glykämischen Index von 0 auf.
Mannoheptulose in vivo
Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Studie von Leslie L. McKnight und seinem Team, Mannoheptulose has differential effects on fasting and postprandial energy expenditure and respiratory quotient in adult Beagle dogs fed diets of different macronutrient contents. Im Gegensatz zu früheren Berichten beeinflusste Mannoheptulose in vivo Serumglukose oder Insulin nicht. Mannoheptulose scheint Änderungen in den Energieerkennungswegen und der Makronährstofftreibstoffauswahl hervorzurufen.
Eine Avocado am Tag?
Entgegen der Aussage von Herrn Pollmer nutzt die Avocado mehr, als sie schadet. Denn ihre hemmende Wirkung kann zur Insulinkontrolle und Gewichtskontrolle genutzt werden. Dennoch möchte ich Herrn Pollmer nicht grundsätzlich widersprechen. In einem Punkt hat er durchaus recht. So bezeichnete Superfoods verleiten dazu, sie im Übermass zu verzehren. Und an diesem Punkt wird es meist super ungesund. Die Empfehlung, eine Avocado am Tag zu essen, ist eine Anleitung zum ungesunden Leben. Und auch in der Ausführung zum Kern der Avocado würde ich mich Herrn Pollmer anschliessen. Den sollten Sie besser nicht essen.
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