Zu viel Zucker tut auf Dauer niemanden gut. Doch wie sieht es mit den Alternativen aus? Gibt es einen Zuckerersatz, der gesund ist?
Grundsätzlich kann man wohl sagen, dass der Mensch am gesündesten lebt, wenn er auf Zucker verzichtet. In der Praxis fällt das jedoch den meisten Menschen schwer. Von Fertigprodukten kann man sich dann wohl komplett verabschieden. Und auf Dauer wird man geradezu isoliert. Kein Eis essen mit Freunden. Kaffee mit Kuchen ist nicht mehr drin und auch die vielen süssen Verlockungen auf manchen Markt sind tabu. Die Belohnung dieser Kasteiung erscheint erst einmal ganz offensichtlich in Form einer anderen Wahrnehmung. Mit Früchten gesüsste Speisen schmecken plötzlich sehr süss. Speisen, die Zuckerjunkies aufgrund ihrer geringen Süsse ablehnen und als sauer bezeichnen. Der Geschmackssinn wird also gesünder. Ob dieser Trost ausreicht, um dauerhaft auf Zucker zu verzichten, wird die Zukunft zeigen. Denn sobald, im Zuge einer Ausnahme, die ersten Zuckerprodukte verspeist werden, gewöhnt sich der Geschmackssinn schnell wieder an extreme Süsse.
Warum ist Zucker ungesund
Warum ist Zucker denn nun eigentlich ungesund? Und welcher Zuckerersatz könnte eine gesunde Alterntive darstellen?
Warum Zucker ungesund ist, wird Ihnen niemand mit Gewissheit sagen können. Dass er ungesund ist, ist sehr wahrscheinlich. Das zeigen Tierversuche und die Zivilisationskrankheiten, die mit dem gesteigerten Zuckerkonsum einhergehen. Persönlich glaube ich, dass es in der Natur ein Grundprinzip gibt. Pflanzen enthalten Giftstoffe. In den meisten Fällen jedoch auch Schutzmechanismen. Ein Beispiel dafür ist beispielsweise das in der Weide und im Mädesüss vorkommende Salicin. Es wird in der Leber zu Salicylsäure umgewandelt und hilft gegen leichte Schmerzen. Mit dem Magen, den die Salicylsäure schädigen würde, kommt diese nicht in Berührung. Früher isolierte man Salicylsäure und verabreichte sie als Schmerzmittel. So gelangte sie direkt in den Magen. Die Folge waren starke Nebenwirkungen, weshalb man die Salicylsäure mit einer Acetylgruppe verband. So entstand das heute gebräuchliche Medikament Aspirin. Die Acetylgruppe wirkt blutverdünnend. Kräuterkundige, wie Wolf Dieter Storl haben sich dadurch verleiten lassen zu behaupten, Weide und Mädesüss würden blutverdünnend wirken. Das ist nicht der Fall, denn den Pflanzen fehlt die Acetylgruppe, die für diese Wirkung verantwortlich ist.
Dieser Exkurs sollte Ihnen kurz aufzeigen, dass isolierte Stoffe eine ganz andere Wirkung auf unseren Körper haben, als eine komplexe Pflanze. Es gibt unzählige weitere Beispiele. Kaffee wirkt anders als reines Koffein. Ein Bier anders, als reiner Alkohol. Die Beobachtungen haben zu meiner Überzeugung geführt, dass die eigentlich gesundheitsschädliche Wirkung durch industrielle Verarbeitungsprozesse entsteht, bei der eine Substanz aus einer komplexen Pflanze isoliert wird. Das gilt nicht nur für Zucker, sondern nach meiner Überzeugung auch für alle anderen Lebensmittel. Ein Weissmehl ohne Keim ist beispielsweise ein totes Produkt. Es kann den Körper sättigen, jedoch nicht nähren.
Mir ist bewusst, dass die Betrachtung von Zucker aus dieser Perspektive heraus ungewöhnlich ist, denn für gewöhnlich spricht man sonst über Kalorien und die verschiedenen, enthaltenen Zucker. Eventuell noch über die enthaltenen Mineralien oder Ballaststoffe. All das spielt sicher auch eine Rolle. Die Kalorien gelten jedoch nicht explizit für den Zucker. Es ist ein Grundsatz, dass nicht mehr Kalorien aufgenommen werden sollten, als der Körper verbraucht. Ist das der Fall, sind verschiedene Zuckeralternativen auch nicht ungesund. Hierzu zählt beispielsweise der Agavendicksaft, mit seinem hohen Fruchtzuckeranteil. Ungesund wird Agavendicksaft erst, wenn der Zucker nicht verbraucht wird und der Körper sich damit auseinandersetzen muss, ihn zu speichern.
Was die Arten von Zucker betrifft, so glaube ich, dass Saccharose eine Zuckerform ist, die dem Körper nicht gerecht wird. Er muss einen Mehrfachzucker wie die Saccharose erst in Einfachzucker aufspalten, während er Fruchtzucker und Traubenzucker direkt nutzen kann. Aus diesem Grund glaube ich, dass Fruchtzucker und Traubenzucker die Zuckerformen sind, an die der Mensch bestens angepasst ist.
Welcher Zuckerersatz ist gesund
Wie ich zu meiner Überzeugung gelangt bin, habe ich im vorherigen Abschnitt erklärt. An dieser Stelle möchte ich Ihnen auf dieser Grundlage ausführen, welchen Zuckerersatz ich für gesund und welche ich für ungesund halte.
Birkenzucker
Birkenzucker klingt erst einmal sehr natürlich. Ein aus Birken gewonnener Zucker. Man könnte meinen, er entsteht durch anzapfen von Birkensaft wobei der Birkensaft einfach eingedickt würde. Leider ist diese Vorstellung vollkommen falsch. Birkenzucker wird in den meisten Fällen aus Holz isoliert. Ein aufwändiger, chemischer Prozess. Die so gewonnene Substanz Xylit sei dann mal nicht schädlich, weil sie in Gemüse und Obst vorkommen würde. Das mag wohl sein, doch dort ist sie in ein komplexes Gebilde aus Stoffen eingebunden. Isoliert und in hohen Mengen verabreicht kann Xylit nicht gut sein. Und meine Beobachtungen geben mir recht. Denn Menschen in meinem Umfeld die Xylit längere Zeit in grösseren Mengen einnehmen, berichten über dauerhafte Probleme mit ihrem Darm. Persönlich empfinde ich bereits den kühlen Geschmack auf der Zunge als abstossend. Gesünder als Zucker? Wohl kaum.
Stevia
Im Fall von Stevia gilt es zu unterscheiden ob Sie die Pflanze oder Steviolglycoside, wie Steviosid zum Süssen verwenden. Sie können es aus den vorherigen Ausführungen erahnen. Letzteres halte ich für ungesund. Die Verwendung von Steviablätter halte ich jedoch für eine gesunde Alternative. Jedoch mit einigen Nachteilen. Die Blätter weisen einen bitteren Nachgeschmack auf. Und zum Haltbarmachen oder backen sind Steviablätter nicht wirklich gut geeignet. Allerdings können sie die Blätter zur Reduktion von anderem Zucker einsetzen. Am einfachsten kommen Sie an die Blätter, wenn Sie sich eine Steviapflanze kaufen. Sie wird bei Sonne und frischer Luft schnell kräftig und groß. Beim Kauf von Fertigprodukten sollten Sie darauf achten, dass es sich bei Stevia um gemahlene Blätter handelt und kein Steviolglycosid.
Datteln, Agavendicksaft, Apfeldicksaft, Obst
Datteln, Agavendicksaft und Obst sind als Beispiele für Fruchtzucker aufgeführt. In der natürlichen Form scheint mir der Fruchtzucker ein guter Zuckerersatz zu sein, wenn die Einnahme nicht übertrieben wird. Es gibt allerdings Menschen mit einer Fruktose-Intoleranz, denen Obst nicht gut tut. Welcher Zucker für Sie geeignet ist, hat also immer auch etwas mit Ihrer Konstitution zu tun. Die hier gemachten Angaben sind also nicht allgemein gültig zu verstehen. Der Vorteil von Fruktose in der gebundenen Form ist, dass meist viele Vitalstoffe mit eingenommen werden und insgesamt nicht so viel Zucker aufgenommen werden kann. Von isolierter Fruktose, Sie ahnen es, rate ich ab.
Interessant ist, dass viele Menschen, die auf Zucker verzichten, durchaus oft Datteln essen. Behauptet wird trotzdem, dass man komplett auf Zucker verzichten würde. Fruchtzucker weist eine intensivere Süsse als Saccharose auf. Und auch gesundheitlich bietet er keine Vorteile mehr, wenn der Konsum übertrieben wird. Also mehr verzehrt wird, als der Körper verbrauchen kann. Vor diesem Hintergrund sind Früchte weitaus besser als Haushaltszucker. Jedoch nur, wenn Sie es nicht übertreiben.
Honig
Honig gebe ich persönlich den Vorzug vor allen anderen aufgeführten Zuckeralternativen. Ich imker naturgemäss, also bienengerecht. Durch die Beobachtung meiner Bienen habe ich ihr Produkt schätzen gelernt. Der Honig scheint geradezu blutbildend zu sein, denn die Bienen nehmen ihn im Winter auf und brauchen sich in dieser Zeit nicht ein einziges mal zu entleeren. Die Grundlage für den Honig bieten Pflanzen. Wenn die Pflanzen an Ihrem Höhepunkt angekommen sind, bieten sie den Nektar feil, den die Bienen einsammeln. Die gesammelte Kraft des Pflanzenreiches ist es, welche die Bienen in ihre Beute tragen und dort als Honig in den Waben einlagern. Als schlauer Kopf werden Sie sagen, dass so ein Honig nur aus den zwei Einfachzuckern Glukose und Fruktose besteht und der Anteil an Mineralien im Vergleich so gering wäre, dass er nicht ins Gewicht fallen kann. Das ist eine sehr moderne Sicht auf den Honig. Man kann dieser Sichtweise folgen oder man geht weg von der Zerlegung und sieht den Honig als Gesamtprodukt des Pflanzenreiches. Und wenn Sie glauben, dass Honig über die Einfachzucker hinaus kaum mehr zu bieten hätte, empfehle ich Ihnen den Kauf von Erdbeerbaumhonig. Sie werden bei diesem bitteren Honig schnell feststellen, dass Honig nicht einmal sonderlich süss schmecken muss. Und, dass die Stoffe über die Einfachzucker hinaus doch sehr wirksam sind.
Dementsprechend wird Honig auch bei vielen Beschwerden eingesetzt. Sowohl innerlich, als auch äusserlich. So diente er als Wundpflaster. Honig zieht viel Feuchtigkeit und kann so das übschüssige Wasser aus einer Wunde herausziehen. Darüber hinaus wirkt er antibakteriell. Das ganze Spektrum aufzuführen, wofür Honig gut ist, würde wohl ein Buch füllen. Noch eine Anmerkung am Schluss. Honig ist das älteste Süssungsmittel überhaupt. Und damit vermutlich das Süssungsmittel, an das der Mensch bestens angeasst ist.
Doch auch beim Honig gilt, dass nur soviel gegessen werden sollte, wie der Körper auch verbraucht. Und auch Ihre persönliche Konstitution muss mit einbezogen werden. Honig war früher eine rare Delikatesse. So sollten Sie ihn auch heute verwenden.
Kokosblütenzucker
Beim Kokosblütenzucker handelt es sich um den getrockneten Nektar der Kokosblüte. Also ein wenig verarbeiteter Zucker. Glaubt man den Werbeversprechungen, weist Kokosblütenzucker einen niedrigen glykämischen Index auf. Allerdings habe ich für diese Behauptung keinen Beweis finden können. Geschmacklich ist der Zucker karamellartig und nicht jedermanns Sache. Preislich ist er sehr teuer. In der Zusammensetzung ähnelt er sehr stark dem Haushaltszucker. Einziger Unterschied, er ist nicht stark industriell verarbeitet. Bestätigt sich die Behauptung, dass dieser Zucker einen geringen glykämischen Index aufweist, würde dieser Zucker die These stützen, dass die industrielle Verarbeitung Zucker ungesund macht.
Yacon
Yacon bietet sich für all diejenigen an, die auf Kalorien verzichten wollen und einen natürlichen Zuckerersatz mit niedrigen glykämischen Index suchen. Der Zucker wird aus der Knolle der Yaconpflanze gewonnen. Die Knolle enthält einen hohen Anteil an Fructooligosacchariden, unverdauliche Stoffe, denen gesundheitsfördernde Wirkungen zugesprochen werden. Insbesondere eine prebiotische oder bifidogene Wirkung und eine Verbesserung der Calciumabsorption. Leider ist die Knolle recht teuer. Der Preis steht damit in keinem Verhältnis zum zugeschriebenen Nutzen.
Fazit
Für Menschen, die auf den glykämischen Index achten müssen scheint Yacon ein geeignetes und natürliches Süssungsmittel zu sein. Ein leicht, fruchtiger Malzgeschmack macht diese Alternative zum Favoriten vor den Alternativen wie Steviablättern, die doch einen sehr bitteren Beigeschmack aufweisen.
Geht es nur darum Haushaltszucker durch einen natürlichen Zucker zu ersetzen, so ist Honig mein Favorit. Geschmacklich kaum zu übertreffen. Der gesundheitliche Wert ist diskussionswürdig.
Wer nervenstark ist und sich der süssen Versuchung widersetzen will, kann dem Zucker und den Zuckeralternativen entsagen. Mal abgesehen von etwas Obst. Gesund lebt er damit allemal.
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