Die Weißtanne wird bereits im 1. Jahrhundert von Dioskurdes in seiner De Materia Medica als Heilmittel erwähnt. Hippokrates geht später auf die hilfreiche Verwendung des Tannenharzes ein und im frühen Mittelalter beschreibt die Äbtissin Hildegard von Bingen den Geruch der Tannennadeln als balsamisch und belebend. Sie geht in ihrer Physica insbesondere auf die Verwendung des Tannenharzes ein, das als sehr hilfreich zur Behandlung von frischen Wunden, das diese nicht nur heilt sondern auch zusammenhält, beschrieben wird. Im 19. Jahrhundert nahm sich der Pfarrer und Naturarzt Sebastian Kneipp der Weißtanne an. In seinem Werk Medizinal-Pflanzen geht er ausführlich auf sie ein.
Die in Mittel- und Südeuropa heimische Weißtanne wird oft mit der Fichte verwechselt, obwohl sie sich eindeutig durch ihre hellgraue Rinde, der storchennestartigen Kronel, den aufrecht stehenden Zapfen und die zwei weißlichen Streifen auf der Unterseite der Nadeln unterscheiden lässt. Sie kann bis zu 500 Jahre alt und bis zu 70 Meter hoch werden.
Bezeichnungen
Wissenschaftlich bezeichnet man die zur Familie der Kieferngewächse gehörende Weißtanne als Abies alba. Die landestypische Bezeichnung ist eine genaue Übersetzung von Abies -> Tanne und alba -> abgeleitet von abities – die Weiße. Vereinzet wird sie auch als Edeltanne bzw. Edel-Tanne bezeichnet.
Indikationen
Die Weißtanne wird traditionell zur Behandlung von Skorbut, Blasenentzündung, Bronchitis, Frostbeulen, Hautgeschwüren, Krampfadern, Lungenblähung, Transpiration und Weißfluss eingesetzt.
Weißtanne Anwendung und Wirkung
Das ätherische Öl der Weißtanne wirkt auswurffördernd, antimikrobiell und durchblutungsfördernd, harntreibend, krampflösend, schweißtreibend und antiseptisch. Verwendet wird hauptsächlich das ätherische Öl der frischen Nadeln und der Fruchtzapfen. Traditionell sammelte man das frische Harz, die Nadeln und die Knospen.
Tannenharz gekaut, sollte vor Zahnverfall schützen und das Zahnfleisch kräftigen.
Im 16. Jahrhundert setzte man das Tannenbier, ein Aufguss aus Tannennadeln, zur Behandlung von Skorbut ein.
Sebastian Kneipp empfahl Tannentee aus frischen Trieben zur Förderung des Auswurfes bei Husten und Verschleimung. Den Absud empfahl Kneipp bei Nervosität und Unruhe und ein Sitzbad in abgekochten Nadeln und jungen Zweigen bei Erkältungen, Blasenentzündung und Ausfluss. Ein Tee aus den grünen Tannenzapfen empfahl Kneipp um die Stimmbänder geschmeidig zu machen.
Verwendet werden die im Frühjahr gesammelten, jungen Tannenzweigspitzen, die Nadeln und die jungen Zapfen.
Aus heutiger Sicht ist die Verwendung der Weißtanne zur Behandlung offener Wunden, wie sie Hildegard von Bingen empfahl, nicht mehr zu empfehlen.
Die jungen Tannenzweigspitzen
Ein Tees aus den jungen Tannenzweigspitzen wirkt sekretolytisch und schwach antiseptisch. Er wird bei Katarrhen der Luftwege verabreicht. Äußerlich aufgebracht lindert der Infus leichte Muskel- und Nervenschmerzen.
Inhaltsstoffe
Ätherisches Öl – Bornylacetat, Pinen, Limonen, Camphen, Phellandren.
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