Den Frauenmantel sucht man in den Büchern der alten griechischen und römischen Ärzte vergebens. Unsere germanischen Vorfahren kannten den Frauenmantel jedoch. Für sie war diese Heilpflanze ein heiliges Kraut der Frigga, der ewigen Mutter des Lebens. Mit dem Einzug des Christentums verwebte man viele germanische Sagen mit christlichen Elementen um altes germanisches Wissen und überlieferte Traditionen in Vergessenheit zu bringen.
So wurde aus der heiligen Pflanze der Frigga ein Kräutlein der Jungfrau Maria, dessen reich gefalteten Blättchen als Abbild des heiligen Marienmantels unserer lieben Frauen ausgegeben wurde. Als Heilpflanze für die Frauen wurde der Frauenmantel weiterhin genutzt nur in einem neuen Kontext. So bildeten sich Gebete, die sich an die Heilkraft des Frauenmantels wendeten:
Wobei in dem ursprünglichen Gebet der Frauenmantel als Sinau bezeichnet wurde.
Im 11. Jahrhundert schrieb die Äbtissin Hildegard von Bingen in der Physika über den Frauenmantel. Sie beschreibt ihn als ein die Monatsblutung regulierendes, adstringierendes und entwässerndes Heilkraut, dass in Form von Aufgüssen, Mundwässern, Bädern und Umschlägen bei Kehlgeschwüren, Brüchen und Frauenleiden eingesetzt werden sollte.
Otto von Brunfels schrieb 1532 über diese Heilpflanze:
Es sei bemerkt, dass Otto von Brunfels den Frauenmantel als Sinau bezeichnete. Der Verständnis halber habe ich die Bezeichnung ähnlich wie im überlieferten Gedicht auf den heute gebräuchlichen Namen Frauenmantel geändert.
Auch wenn der Genuss von zerstossenen Regenwürmern nicht jedermanns Geschmack ist, so schildert Brunfels hier die zwei hauptsächlichen Verwendungen der Heilpflanze als Frauenkraut und Wundkraut, die man auch in den anderen Kräuterbüchern der Alten wiederfindet.
Eine der schönsten Beschreibungen findet sich im Kräuterbuch des Hieronymus Bock indem er schreibt:
Bei Hieronymus Bock taucht auch erstmals die lateinische Bezeichnung Alchemilla auf, die noch heute in dem wissenschaftlichen Namen für den Frauenmantel Verwendung findet. Hieronymus Bock empfiehlt die Pflanze in Wein gekocht bei allen innerlichen Wunden und Brüchen für die auch Sanickel und Tormentill eingesetzt werden sowie bei Epilepsie. Gegen Epilepsie empfahl Bock Frauenmantelsaft mehrere Tage hintereinander morgens warm zu trinken. Äußerlich empfahl Bock die Pflanze als Mundwasser bei Mundfäule, oder Auflage bei Wunden. Für ein Mundwasser gibt er auch gleich ein Rezept. Eine handvoll Frauenmantel in 2 Maß Wasser und 6 Loth Honig gekocht und anschließend durch ein Sieb gegeben.
Nach der Beschreibung von Hieronymus Bock liest man in den Kräuterbüchern kaum noch etwas Neues über den Frauenmantel. Matthiolus schreibt über ihn:
Frischen Wind bringt in den 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts Kräuterpfarrer Künzle indem er sagt:
Künzle berichtet auch über eines von vielen Beispielen.
Botanik
Der Name Frauenmantel bezeichnet keine Art sondern eine Gattung, der verschiedene Arten zugehörig sind. Allgemein versteht man unter der Bezeichnung meist den Gewöhnlichen Frauenmantel, der von den Alten als Sinau oder nach Hieronymus Bock Alchemilla genannt wurde. Der ausdauernde und bis zu 30 cm hohe Frauenmantel gehört zur Familie der Rosengewächse. Die mit 8 oder 9 runden und gezackten Spältchen ausgestatteten Blätter erinnern an kleine Bären- oder Löwenpfoten. Die Blätter entspringen einer, im Alter rot gefärbten, fingerdicken Wurzel. Vom Mai bis in den Herbs hinein bilden sich kleine gelbe Blüten in doldigen Rispen. Ein besonderes Merkmal sind die, wie eine glitzernde Perlenreihe erscheinenden, Wasserperlchen die sich morgens am Rand der zierlich gelappten Blätter sammeln und in der Mitte einen Tropfen bilden.
Madau berichtet, dass die Esten diesem Tropfen eine heilende Wirkung bei Augenentzündungen zuschreiben und dass in der Schweiz das Waschen mit den betauten Blättern als gutes Mittel zum Vertreiben der Sommersprossen gilt.
In der Alpenregion wird in der Volksheilkunde der Alpenfrauenmantel, Alchemilla alpina, genutzt. Die Blätter des Alpenfrauenmantels sind unterseitig silbrig behaart. Der Gerbstoffgehalt soll höher liegen als der des Gewöhnlichen Frauenmantels.
Bezeichnungen
Der Frauenmantel wird wissenschaftlich als Alchemilla vulgaris bezeichnet. Der Gattungsname Alchemilla, Alchemilla -> Zauberkraut, ist sicher darauf zurückzuführen, dass die in der Morgensonne funkelnden Wassertropfen unseren Vorfahren rätselhaft, ja zauberhaft erschienen haben muss. Ähnlich ist es um den Namen bestellt, den die Alten nutzten. Sie nannten ihn Sinau oder Sinnau, sin -> ewig au -> immer.
Die Bezeichnung Frauenmantel kann sich sowohl auf die Gestalt des Blattes beziehen, die einem Frauenmantel gleicht, als auch auf die Verwendung als Frauenkraut, dass der Frau, wie ein Mantel, Schutz verleiht.
Weitere Namen sind Frauenhilf, Taubecher, Tauschüsselchen, Alchemistenkraut, Aschnitzkraut, Bettlermantel, Frauenbißkraut, Frauennachtmantel, Helfkraut, Marienmantel, Löwenfußkraut, Ohmkraut, Silberkraut, Sindaukraut, Taurosenkraut oder Taublatt.
Indikationen
Traditionell wurde Frauenmantel innerlich bei Magen- und Darmstörungen, Darmkatarrh, Durchfällen, Blähungen, Kopfschmerzen, Benommenheit, Wassersucht, Angina, Arteriosklerose, Augenbindeheutentzündung, Diabetes, Juckreiz, Weißfluß, Menorrhagie (gestörter Regelblutung), akuten Entzündungen, Entbindungen (Anschließend), Schwangerschaft (zur Stärkung des Uterus), und Fettleibigkeit infolge ovarieller Dysfunktion verabreicht.
4 Wochen vor der Entbindung dreimal täglich eine Tasse Frauenmanteltee getrunken, soll zu einer guten und leichten Geburt verhelfen.
Frauenmantel wurde auch zur Blutreinigung und zur Entwässerung empfohlen.
Äußerlich dient die Pflanze in der Volksheilkunde als Wundmittel und Mundwasser. Die sich in den Blättern bildenden Tropfen werden Augenentzündung und als Mittel gegen Sommersprossen genutzt.
Verwendung in der Homöopathie
In der Homöopathie nutz man Frauenmantel bei Krämpfen im Unterleib und als Diureticum.
Frauenmantel Anwendung und Wirkung
Frauenmantel wird traditionell innerlich meist als Tee benutzt. Zur Blütezeit von Mai bis in den Spätsommer hinein, sammelt man das frische Frauenmantelkraut. Man findet den Frauenmantel häufig in Laubwäldern, in feuchten Gebüschen, auf Wiesen und an Bächen. Für einen Tee nimmt man 4 Teelöffel Frauenmantelkraut auf 200ml kochendes Wasser und läßt es 10 Minuten ziehen. Von diesem Tee trinkt man traditionell bei den unter Indikationen genannten Beschwerden 2 Tassen täglich.
Äußerlich verwendet man den frischen Frauenmantelsaft bei Wunden und Geschwüren sowie als Schönheitsmittel und gegen Sommersprossen. Eine Abkochung dient für Waschungen bei Wunden und Geschwüren sowie für Sitzbäder bei schmerzhafter Periode, Weißfluß und Beschwerden in den Wechseljahren.
Rezepte nach Madaus 1938
Frauenmantel zur Kräftigung des Uterus, bei inneren Blutflüssen u. Fluor albus (Weißfluß):
- Rp.:
Frauenmantel bei Geschwüren und Wunden äußerlich (nach Droz):
- Rp.:
Frauenmantel bei Fluor albus (Weißfluß) (nach Meyer):
- Rp.:
Frauenmantel zur Regulierung der Menstruation (nach Kroeber):
- Rp.:
Frauenmantel in der Schulmedizin
In der evidenzbasierten Schulmedizin gesteht man dem Frauenmantel eine Wirkung bei Durchfallerkrankungen zu.
Gegenanzeigen und Nebenwirkungen
Bei massvoller Verwendung sind keine Nebenwirkungen für den Frauenmantel bekannt.
Frauenmantel Anbieter und Preis
Frauenmantel kann man leicht selber sammeln. Im Kräuterhandel kann man 100g Frauenmantelkraut zu einem durchschnittlichen Preis von 3,50 Euro kaufen. 100ml Frauenmanteltinktur kann man für einen durchschnittlichen Preis von 6,50 Euro kaufen.
Inhaltsstoffe
Gerbstoffe, Bitterstoffe, Lecithin, Ölsäure, Linolsäure, Flavonoide.
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