Die Dach-Hauswurz wird auch als Echte Hauswurz oder Dachwurz bezeichnet. Ursprünglich soll diese Heilpflanze aus Südeuropa stammen. Vieles spricht jedoch dafür, dass sich die Hauswurz in früheren Zeiten auch bei uns heimisch fühlte.
Unseren animistischen Ahnen war die Hauswurz bestens bekannt. Sie weihten diese Heilpflanze dem Donnergott Donar und nutzten sie als Schutz für ihre Bauten. Der Glaube war so tief verwurzelt, dass Karl der Große in seiner Verordnung Capitulare de villis, von 812, die Hauswurz auf allen Bauten angepflanzt haben mochte.
Dabei war es Karl der Große, der den animistischen Glauben unserer Ahnen zerstörte und das Christentum zwangsverordnete. Denn Karl der Große war begeistert von dem vermeintlichen römischen Fortschritt und längst dem naturnahen Leben entfremdet.
Die tiefe Verwurzelung der Hauswurz im germanischen Glauben legt nah, dass diese Heilpflanze ursprünglich in unseren Breiten zu finden war. Und noch heute findet sich die diese Heilpflanze in den Alpen, wo sie mir auf meinen Wanderungen begegnete.
Ich möchte Ihnen jedoch weitere Bezeichnungen nicht vorenthalten, die eine andere Schlussfolgerung zulassen. So nennt man diese Heilpflanze auch Jovis barba, was übersetzt soviel bedeutet wie Jupitersbart.
Die Götter der römischen Mythologie wurden ursprünglich als Personifikationen von Naturereignissen verstanden. Ähnlich der Vorstellungswelt unserer animistischen Ahnen, die in den Göttern die segensreichen Naturereignisse sahen und in den Riesen, die bedrohlichen Naturgewalten. So kann es durch das Vordringen der Römer zu Vermischungen gekommen sein, in deren Zuge die Germanen die Hauswurz Donnar zusprachen.
Diese Vermischung muss in sehr früher Zeit stattgefunden haben, denn der Glaube, dass die Hauswurz ein Gebäude vor Feuer und Blitz schützen könnte, lässt sich weit in der Zeit zurückverfolgen. Er hielt sich bis in die Rennaissance hinein.
1922 schreibt Marzell in seinem schönen Werk “Die heimische Pflanzenwelt”: Du Hauswurz bist als Deck, halt Feuer und Flammen weg. Und spekuliert darüber, dass der kühlende Saft dieser saftreichen Heilpflanze zu seinem feuer- und blitzabwehrenden Ruf geführt haben könnte.
Doch die Hauswurz diente nicht nur als Schutz. Sie war unseren Ahnen auch eine Orakelpflanze. Unsere Ahnen beobachteten achtsam die Blüten, die sich entwickelten. Denn schimmerten sie rötlich, liessen freudige Ereignisse auf sich warten. Schimmerten sie weißlich, kündigte das den Tod an. Letztere Voraussage führte dazu, dass manch Hausbesitzer die Pflanze nicht zur Blüte kommen liess, um Unheil zu vermeiden oder es einfach nicht vorausgesagt zu bekommen.
Hauswurz Anwendung und Wirkung in der Volksheilkunde
In der Volksheilkunde wurde vornehmlich der Saft der Hauswurz verwendet. Der Saft galt als wahre Panazee und wurde sowohl äußerlich, als auch innerlich angewendet.
Äußerlich
Äußerlich verwendeten unsere Ahnen den Saft bei Warzen, Sommersprossen, Augenentzündung, Quetschungen, Hühneraugen, Wundrose, Herpes, Geschwüren, Wunden, Insektenstichen, Hämorrhoiden, entzündeten Brustdrüsen, Hautkrebs und Schwerhörigkeit.
Bei Schwerhörigkeit tröpfelte man den Saft in die Ohren.
Eine Salbe aus den in Fett gestossenen Hauswurzblättern verwendete man bei Quetschungen, Prellungen und Kropf.
Innerlich
Innerlich bereitete man einen Tee aus den Hauswurzblättern. Doch auch der Saft wurde eingenommen.
Ein Hauswurzblatt über Nacht in kaltes Wasser eingelegt führt zu einem kühlenden Getränk, das bei Fieber und Verschleimung der Atemwege hilfreich sein sollte.
Hauswurzsaft oder Hauswurztinktur verabreichte man bei Zungenverhärtungen.
Sowohl Hauswurztee als auch Hauswurzsaft galt als hilfreiches Heilmittel bei Steinen, Rheuma, Fieber, Krämpfen, Halsentzündung, Mundfäule, Blasenleiden, Ruhr, Herz- und Nervenleiden, Würmern, Ruhr und Magengeschwüren.
Gegen Übelkeit verabreichte man stündlich einen Löffel Hauswurztee.
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