Guten Honig können Sie nur erkennen, wenn Sie im Ansatz verstehen, wie Honig gewonnen wird. Dieses Verständnis und ein paar einfache Tests, vermittelt Ihnen dieser Artikel.
Bienengerechte Haltung
Um es vorweg zu nehmen. Ich halte Bienen und trotzdem würde ich mich nicht als Imker bezeichnen. Meine Arbeit mit den Bienen entspricht in keinster Weise der, die ich von “industriell” arbeitenden Imkern her kenne. Ich schreibe “industriell”, weil die Honiggewinnung der meisten Imker heute einer industriellen Produktion von Honig gleicht. Die Bedürfnisse des Bien stehen dabei im Hintergrund. Im Vordergrund steht die Maximierung des Honigertrages. Kein Wunder, kostet die Ausstattung eines “industriell” arbeitenden Imkers doch viel Zeit und Geld.
Meine Bienen halte ich unter minimalen Kostenaufwand. Die Art der Haltung wird dem Bien weitgehend gerecht. So nehme ich beispielsweise nur den Honig, der tatsächlich nicht von den Bienen benötigt wird. Die Bienen bauen ihre Waben selber im Stabilbau. Es gibt also keine Rähmchen und keine Wachsplatten. Die Bienen bauen so, wie sie es für richtig halten. Entnommener Honig wird nicht geschleudert, sondern ich lasse ihn austropfen. Die Beute der Bienen wird nur einmal im Jahr geöffnet. All das ist im Interesse des Bien. Aber auch in meinem Interesse. Denn die Bienen sind gesünder. Sie liefern einen unbelasteten Honig, das Wachs ist immer frisch und ohne Gifte und meine Bienen sind glücklich. Dadurch stechen sie auch nicht.
Sie werden mich für verrückt halten, aber ich bin sicher, dass Bienen genau erkennen, wer an ihre Beute geht. Stundenlange, meditative Beobachtungen meiner Bienen haben mich viel über sie gelehrt. Ich bin davon überzeugt, dass Bienen, die auf diese Weise gehalten werden, den besten Honig liefern.
Heutige konventionelle Haltung von Bienen
Leider sieht die Haltung der Bienen heute ganz anders aus. Bienen werden maximal ausgebeutet und die Art der Haltung wird den Bedürfnissen des Imkers angepasst, nicht denen der Biene. Dementsprechend bezeichne ich diese Art der Honigproduktion als industrielle Honigproduktion.
Was ist anders? Die Bienen sitzen in der Regel auf Rähmchen, in die eine Wachsplatte ingelötet wurde. Das erleichter dem Imker die Arbeit und ermöglicht ihm, die Honigwaben auszuschleudern. Auch kann er so jederzeit von oben die Beute öffnen und nachsehen. Bei jedem Öffnen wird das geschaffene Klima des Bien zerstört. Das Volk muss viel Energie verbrauchen, um die Brut wieder zu erwärmen. Anfänger schaffen es auf diese Weise sogar Bienen totzugucken. Die Wachsplatten werden oft zugekauft und sind stark belastet. Die Bienen sind nicht frei in der Art ihres Wabenbaus.
Die Drohnenbrut wird in der konventionellen Haltung oft ausgeschnitten. So reduziert der konventionell arbeitende Imker Varroamilben und meint das Volk damit zu entlasten. In seinen Augen haben Drohnen keinen Nutzen. Wenn man von der einmaligen Befruchtung einer Königin absieht.
Eine bienengerechte Haltung kommt ohne dem Ausschneiden der Drohnenbrut aus. Ich habe beobachtet, dass die Drohnen durchaus eine Aufgabe haben. Ein Bienenvolk leistet sich ohnehin nur soviele Drohnen, wie es tragen kann. Darüber hinaus wärmen die Drohnen die Brut. Zumindest ist das meine Beobachtung.
Oft erntet der industriell arbeitende Imker zwei mal im Jahr. Er entnimmt den meisten Honig und füttert im Winter eine Lösung aus Zucker. Das schwächt die Bienen. Und selbstverständlich gelangt dieser Zucker teilweise auch in den Honig, der verkauft wird. Denn die Brutwaben werden oft aus dem Brutraum in den Honigraum gehängt. Dort vermischt sich dann der aus Zucker und der aus Blüten entstandene Honig.
All diese Punkte sollten Sie wissen, um einen guten Honig zu erkennen. Denn nur durch Fragen können Sie herausfinden, ob ein Produzent Ihnen schöne Werbesprüche verkauft, oder wirklich einen guten Honig liefert. Ein teurer Preis ist dabei keinesfalls ein Garant für einen guten Honig.
Wie finden Sie heraus, ob es sich um einen guten Honig handelt?
Dazu ein kurzes Beispiel. Ich kaufte vor kurzer Zeit zwei Gläser Honig. 2 kg für 44 Euro. Also schon sehr hochpreisig. Die Werbeaussagen waren vielversprechend.
Da hiess es: Rohhonig aus unberührter Natur. Die Waben werden in Edelstahlpressen gepresst. Ein reiner Rohhonig. Die Bienen würden bienengerecht gehalten. Sie selber wären seit hunderten von Jahren Imker. Alles Natur und das Wohl des Bien würde im Vordergrund der Honigproduktion stehen.
Bei mir angekommen probierte ich den Honig. Mal davon abgesehen, dass darin ein Fremdkörper war, der da nicht hineingehörte, schmeckte er auch nicht so, wie ich es von unserem Rohhonig kenne. Auf dem Glas stand “aus EU und nicht EU-Landwirtschaft”. Ein Hinweis auf einen zusammengemischten Honig, wobei oftmals Honig oder Bienenprodukte aus China mit im Glas sind. China ist dafür bekannt, dass dort kein Blütenhonig, sondern nur Honig geliefert wird. Dazu später mehr.
Also kontaktierte ich den Verkäufer. Ich fragte ihn, ob Rähmchen mit Mittelwänden verwendet würden und wie die Varroamilbenbehandlung stattfindet. Die Antwort kam einen Tag später. Ja, sie würden Rähmchen mit Wachsplatten verwenden und die Varroamilbenbehandlung erfolgt durch Ausschneiden der Brut.
Bereits diese beiden Aussagen, zusammen mit den Informationen auf dem Etikett, zeigten mir, dass es sich um keinen guten Honig handeln kann. Vermutlich ein aus mehreren Ländern zusammengemixter Honig, der billig eingekauft und unter traumhaften Lobpreisungen exorbitant verkauft wird. Wie ich darauf komme?
Nun, der Honig kam aus mehreren Ländern und nicht wie versprochen, aus einer einzigen, unberührten Region. Das zeigte das Etikett. Die Waben wurden mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gepresst. Denn wie sollte man Rähmchen mit eingelöteten Wachsplatten auspressen? Die Varroamilbenbehandlung wird nicht so sein, wie man sie beispielsweise bei Honig erwarten würde, der nach BIO-Richtlinien erzeugt wird. Denn offenslichtlich wollte der Verkäufer nicht mitteilen, wie sie erfolgt. Denn wie bereits geschrieben, kann man den Varroamilbenbefall durch Ausschneiden der Drohnenbrut reduzieren. Diese Massnahme allein reicht jedoch nicht aus. Mal ganz davon abgesehen, dass die Antworten des Verkäufers eine nicht bienengerechter Haltung offenbarten. Sie standen im absoluten Gegensatz zu den Werbeversprechungen auf der Seite des Händlers.
Sie sehen, allein schon durch Fragen können Sie einen guten Honig erkennen.
Gibt es einen Unterschied zwischen Honig und Blütenhonig?
Ja, den gibt es. Honig kann ich ganz leicht und billig produzieren. Ich kann die Bienen in ein Gebiet ohne Tracht stellen und einfach einen Block Zucker in die Beute legen. Die Bienen werden ihn in die Waben einlagern. Durch die Bienen wurde daraus Honig. Doch auch eine Biene kann aus Mist kein Gold machen. So produzierter Honig kommt oft aus China. Deshalb sollten Sie von Honig die Finger lassen, welcher die Produktionsländer nicht aufführt.
Blütenhonig hingegen, muss auch von Blüten stammen. Eine Ausnahme bildet der Waldhonig. Er entsteht aus den Absonderungen von Blattläusen, welche die Bienen einsammeln und in die Waben eintragen.
Auf sortenreinen Honig setzen
Wenn Sie sicher sein wollen, dass es sich bei einem Honig um einen guten Honig handelt, können Sie auf intensiv schmeckende, sortenreine Honige setzen. Honige wie Leatherwood, Löwenzahn, Erbeerbaum, Buchweizen oder Callunaheide haben einen ganz intensiven Geschmack. Sie sind kaum verfälschbar. Der Erdbeerbaumhonig ist der bitterste von allen Honigen. Mit solch einem Honig können Sie zumindest sicherstellen, dass es sich um einen Blütenhonig handelt. Persönlich bevorzuge ich einen nicht sortenreinen Blütenhonig. Ich halte ihn schlichtweg für gesünder, weil er die Kraft von vielen verschiedenen Blüten enthält. Allerdings ist es in dem Fall schwieriger, einen guten Honig zu erkennen. Nur durch Tests und die richtigen Fragen können Sie bei einem nicht sortenreinen Honig die Qualität herausbekommen. Wenn Sie sich auf die Antworten nicht verlassen wollen, bleibt noch die beste Variante für den Kauf von Honig. Sie können regional einen Imker aufsuchen.
Honig regional kaufen
Regional Honig zu kaufen ist ein sehr guter Weg, um einen guten Honig zu kaufen. Aber auch hier sollten Sie wissen, wie guter Honig entsteht und was bienengerecht bedeutet.
Gehen Sie zum Imker und schauen Sie sich seine Art der Honiggewinnung an. Werfen Sie einen Blick auf die Beuten. Wenn möglich auch hinein. Sind die Waben Goldgelb oder schwarz? Sind sie schwarz, suchen Sie sich besser einen anderen Imker.
Erlaubt er Stabilbau? Können die Bienen also die Waben selber bauen? Das wird zwar in der Regel nicht der Fall sein, denn es erschwert die Honigernte, wäre jedoch eine Voraussetzung für einen sehr guten Honig. Das Wachs ist in solch einem Fall immer frisch. Der Imker hat jedoch wesentlich weniger Ertrag und viel mehr Arbeit. Solch ein Honig rechtfertigt dann auch einnen weitaus höheren Preis.
Wie und wann erfolgt die Varroamilbenbehandlung? Sie sollte erst nach der Honigernte mit Ameisensäure oder als Winterbehandlung mit Oxalsäure stattfinden. Schwärme kann der Imker mit Milchsäure behandeln.
Lässt er den Bienen Honig als Winterfutter oder schwächt er sie durch die Gabe von Zucker, während er den maximalen Honigertrag herauszieht?
Und Sie werden lachen. Aber wie sind seine Bienen drauf? Ist der Imker nur in Vollschutzanzug unterwegs? Sind die Bienen gereizt? Das Verhalten der Bienen kann Ihnen einen Hinweis darauf geben, wie die Haltung erfolgt.
Empfehlen würde ich einen Imker der naturgemäß imkert oder einen Imker der nach Demeter Richtlinien imkert. Bereits damit setzen sie beste Vorraussetzungen um einen guten Honig zu erhalten. Schauen Sie sich auch die Umgebung an. Wo stehen die Bienen? An Feldern mit konventioneller Landwirtschaft? Da werden Sie kaum mit einem guten Honig rechnen können.
Sie haben Ihren Honig gefunden und möchten sich auf die Antworten die sie erhalten haben oder das was Sie gesehen haben, nicht verlasen? Dann können Sie testen, ob Ihr Honig gepanscht ist.
Honig testen
Nehmen Sie etwas von dem zu testenden Honig und erhitzen ihn in einem Wasserbad bis er flüssig ist.
Ein Teelöffel mit dem Honig in 150ml kalten Wasser auflösen und stark schütteln. Anschliessend ruhen lassen. Bildet sich ein weisslicher Niederschlag, enthält der Honig einen mineralischen Zusatz wie Kreide. Schäumt er, enthält er Gelatine.
Alternativ können Sie 2 Eßlöffel Honig mit 6 Eßlöffeln Alkohol mischen. So lange schütteln, bis sich der Honig ohne Rückstand auflöst. Bleibt ein Rückstand, ist der Honig verfälscht.
Ein Teelöffel Honig in 150ml Wasser gelöst und anschliessend 3 Tropfen Jodtinktur hinzugegeben zeigt eine gelbe Farbe, wenn der Honig unverfälscht ist. Violett zeigt Stärke, Blau Mehl und Braun Dextrin im Honig an.
Zusammenfassung
Guten Honig erkennen Sie, wenn Sie die Beschriftung auf dem Etikett beherzigen und Werbeaussagen skeptisch gegenüber stehen. Durch Fragen können Sie erfahren, ob es sich wirklich um einen guten Honig handelt. Die richtigen Fragen können Sie stellen, wenn Sie wissen, wie Honig in Grundzügen entsteht. Das vermittelt Ihnen der Artikel und die dazugehörigen Videos. Wirklich sicher können Sie sein, wenn Sie Ihren Honig regional kaufen und den Imker besuchen.
Wer dann immer noch zweifelt, kann den Honig auf Zusatzstoffe hin testen.
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Matthias meint
Sehr geschätzter Herr Hagemeister,
über die Suche “Pektin selbst herstellen” bin ich auf der Wikipedia-Seite zu Pektin auf einen Link zu Ihrem Blog gestoßen.
Nachdem ich kreuz und quer das Blog durchstöbert habe, bin ich bei diesem, ebenfalls sehr erhellenden Artikel über Honig gelandet und danke ihnen dafür sehr.
Wir kaufen als Familie nur beim heimischen Imker und nun können wir den Kreis potentieller Hersteller guten Honigs sicher enger schließen und somit Bienen-freundlich erzeugte Qualität genießen und dieses Wissen im Freundeskreis weitergeben.
Herzliche Grüße aus Bautzen
Matthias Müller
Aquiles Rösner meint
Lieber Herr Hagemeister,
als Kind und Jugendlicher in der chilenischen Patagonia groß geworden, habe ich Vieles aus dem Einfachen Leben kennengelernt und ich sehe darin auch eine große Chance, unserem konsumistischen Leben zu entwachsen. Ihre vielen Berichte haben mich fasziniert.
Jetzt möchte ich meinen lang gehegtem Wunsch verwirklichen, Bienen zu haben. Haben Sie Pläne oder Skizzen ihrer Holzbeuten? Auf dem Video konnte ich sie nicht gut erkenen.
Viele Grüße
Aquiles Rösner
Kai Hagemeister meint
Liebe Frau Rösner,
bei den Beuten handelt es sich um Warré Beuten.