Ist Glyphosat der Hauptgrund für das Insektensterben? Wohl kaum
Neulich war ich im Biomarkt um ein paar Dinge zu kaufen, die wir nicht selber herstellen. Dazu gehören beispielsweise fermentiertes Soja oder Algen wie Kombu oder Wakame. Am Regal für fermentiertes Soja sprach mich eine ältere Dame an. Sie trug eine Liste bei sich und bat mich, diese zu unterschreiben. Die Dame sammelte Unterschriften um ein Verbot von Glyphosat durchzusetzen. Als ich Ihr diese verweigerte, war sie ein wenig entrüstet, denn jemanden in einem Biomarkt anzutreffen, der scheinbar für Glyphosat ist, war eine Überraschung für sie.
So einfach ist es dann auch nicht. Nur weil man nicht gegen etwas ist, bedeutet es nicht, dass man dafür ist. Im Grunde bin ich sogar durchaus gegen den Einsatz von Glyphosat. Ich halte jedoch den Weg,den diese Dame beschritt, für falsch. Und zwar aus zwei Gründen.
Verantwortung von sich schieben
Sie ahnen es bereits, was jetzt kommt. Die Abgabe der eigenen Verantwortung. Es ist so wunderbar leicht, eine Unterschrift zu leisten und automatisch zu den Guten zu gehören. Schliesslich ist der Aufwand gering und andere müssen die Suppe auslöffeln. Ich persönlich habe aber maximal Gutes geleistet. Doch ist das wirklich so? Ich meine nein. Denn durch die Einholung solcher Unterschriften, wird die Verantwortung von sich geschoben. Dabei tragen wir jedoch alle die Verantwortung. Solch ein Bauer ist kein hinterhältiger Lump, dem es Spass macht, die Umwelt mit Gift zu überschütten. Er ist einfach in einem Kreislauf gefangen, maximal und billig zu produzieren und Ausfälle tunlichst zu vermeiden. Obendrein müssen die Produkte dann noch diversen EU-Richtlinien entsprechen und auch die Supermärkte fordern optisch perfekte Ware. Und warum tun sie das? Weil es ansonsten nicht gekauft wird. Möchte man etwas am Verhalten des Bauern ändern, dann sicher nicht durch Verbote, sondern durch die Änderung des eigenen Konsumverhaltens. Makellose Lebensmittel nicht mehr zum absoluten Dumpingpreis einzufordern wäre da schon einmal ein Anfang. Besser noch wäre der Kauf von Bioware. Über diesen Weg hat der Konsument die Möglichkeit, das Verhalten des Bauern zu ändern und zwar zum Nutzen aller.
Nun ist nicht jeder in der Lage, biologisch angebaute Lebensmittel zu kaufen. Eine Tatsache die für sich genommen schon ziemlich bescheiden ist. Doch auch dann können Sie etwas tun. Denn Glyphosat alleine ist nicht der Grund für das Insektensterben.
Trostlose Gärten
Machen Sie sich einmal auf die Suche nach einer Naturwiese. Oder schauen Sie in die Gärten in Ihrer Nähe. All diese Gärten und Flächen sind den Vorstellungen der Menschen unterworfen und diese haben sich in den letzten Jahrzehnten massgeblich verändert. Die Menschen wollen leicht zu pflegende Flächen. Des Deutschen liebstes Kind ist der akurat gemähte Rasen. Solch ein totes Kunstobjekt wird in vielen Gemeinden geradezu eingefordert. Wer Natur freien Lauf lässt, wird an den Pranger gestellt. Doch auf solchen Kunstflächen können keine Insekten leben! Würden alle mit einem Garten wieder kleine Ökosysteme entstehen lassen, gäbe es auch viele Insekten. Auf unserem Hof finden sich beispielsweise unzählige Insekten. Darunter eine wahre Pracht an Schmetterlingsarten. Es hat einige Jahre gedauert, bis solch ein Garten Eden entstanden ist, aber Sie können das auch. Und zur Ermutigung kann ich Ihnen schreiben, dass wir anfangs auch ziemlich unter Druck gesetzt wurden, unsere Flächen akurat zu pflegen. Doch Jahre der Arbeit führten dazu, dass alte Kräuter- und Blumenwiesen wieder entstanden sind. Selbst die Arnika wächst wieder auf unseren Bergwiesen. Das Ergebnis ist so schön, dass Nachbarn sich ein Beispiel nehmen und aufgehört haben ihr Grundstück in einem künstlich, komatösen Zustand zu halten.
Sollten Sie also einen Garten haben, können Sie Verantwortung übernehmen. Wie das geht, erfahren Sie in diversen Artikeln auf dieser Seite.
Sie haben keinen Garten? Dann angagieren Sie sich in einem Verein. Wirken Sie auf Leute ein. Sprechen Sie mit Menschen, die einen Garten haben und ändern das Bewusstsein der Menschen, die sich in der Masse löngst von ohrer Lebensgrundlage entfernt haben. Damit bewirken Sie weitaus mehr, als auf eine Unterschrift unter eine Forderung zu setzen, die einzig das eigene Gewissen beruhigen soll, indem der Schwarze Peter einem Anderen untergeschoben wird.
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