Kalmegh, Andrographis paniculata, ist ein äußerst bitteres Kraut, das in Indien seit Jahrhunderten zur Entgiftung und Behandlung der Leber eingesetzt wird.
Synonyme
Justicia paniculata
Familie
Andrographis paniculata ist, wie das Adhatoda vasica, eine Pflanze aus der Familie der Acanthaceae (Akanthusgewächse).
Klassische Bezeichnungen
Bhunimba, Kalmegha.
Landestypische Bezeichnungen
- Eng. – King of bitter, Green chiretta, creat, Indian chinetta
- Deu. – Indische Echinacea
- Hindi – Kalmegh, Kiryat, Charayetah, Mahatita
- Malayalam – Nelaveppu, Nila-veppu, Kiriyattu
- Marathi -Ole-kirayat, Olikiryata
- Tamil – Nila-vembu, Shirat-kuchchi
Botanische Beschreibung
Kalmegh, Andrographis paniculata, ist eine einjährige, aufrechte, verzweigte, krautige Pflanze mit vierkantigen Stielen. Die dunkelgrünen Stängel erreichen eine Wuchshöhe von bis zu einem Meter. Die unbehaarten Blätter sind ca. 8 cm lang und 2,5 cm breit, spitz mit gewelltem Rand. Kalmegh bildet rosarote Blüten aus. Die gelblich braunen Samen befinden sich in länglichen, beidseitig spitz zulaufenden, Kapseln.
Verbreitung
Kalmegh bevorzugt schattige und feuchte Standorte. In Indien ist es insbesondere im Süden verbreitet. Im Norden findet man es zwischen Himachal Pradesh über Assam bis Mizoram.
Verwendete Teile
In der Ayurveda wird die ganze Pflanze verwendet.
Kalmegh Indikationen und Wirkungen
Das mittlerweile nachgewiesene Wirkspektrum der Kalmegh-Pflanze ist enorm. In Schweden wurde in einer Doppelblindstudie die Wirksamkeit gegen Grippe nachgewiesen. Bereits vier Tage nach der Gabe von Kalmegh, waren alle Anzeichen der Grippe verschwunden. Chinesische Studien zeigen bei chronischer Bronchitis eine nachhaltige Verbesserungen nach 2 Wochen. Bei Lungenentzündungen konnte eine Verbesserung bereits nach 3 Tagen nach der Gabe von Kalmegh nachgewiesen werden. In japanischen Studien konnte die Wirksamkeit gegen verschiedene Krebsarten bestätigt werden. So stoppte Kalmegh bei Magenkrebs das Wachstum der entarteten Zellen. Gleiche Wirkungen wurden bei malignen Tumoren, Hautkrebs sowie Brustkrebs nachgewiesen.
In der Ayurveda wird Kalmegh als adstringierend, schmerzstillend, stärkend, entgiftend, entkrampfend, und leberschützend beschrieben. Sie wird bei Leberbeschwerden, Gelbsucht, Durchfall, Cholera, Diabetes, allgemeiner Schwäche, Grippe, Bronchitis, Hämorrhoiden, Ruhr, Darmentzündung, Gastritis, Lungenentzündung, Nierenentzündung und Gonorrhö eingesetzt.
Blätter und Wurzel wirken antipyretisch, tonisierend, magenstärkend, wurmtötend und galletreibend. Ein Dekokt aus Kalmeghblättern ist hilfreich bei allgemeiner Erschöpfung und Verdauungsstörung.
Eine aus der Kalmeghwurzel erstellte Tinktur wirkt tonisierend, stimulierend und abführend.
Aus mazerierten Kalmeghblättern, Kalmeghpresssaft, Kardamom, Gewürznelken und Zimt werden in Indien Tabletten erstellt. Sie werden Kindern bei Magenbeschwerden verabreicht.
Dosierung in der Ayurveda
Pulver: 1 – 3 g
Saft: 5 – 10 ml
Flüssiger Extrakt: 0,5 – 1 ml
Dekokt: 20 – 40 ml
Doshas
Kalmegh reduziert Kapha und Pitta.
Chemische Bestandteile
Andrographolid, Neoandrographolid, Deoxyandrographolid, Andrographisid, Andropanosid, Andrographin, Panicolin, Apigenin, Methylwogonin, Andrographidine, ß-Sitosterol, Kaffeesäure, Panicolid, Myristinsäure, Carvacrol, Eugenol, Hentriacontan, Tritricontan, Andrographon, Homoandrographolid, Wogonin, Andrograpanin.
Pharmakologische Eigenschaften
Für Kalmegh wurden folgende Wirkungen durch Studien nachgewiesen: Leberentgiftend, leberschützend, cholinergisch, herzstärkend, entzündungshemmend, antiallergisch, fiebersenkend, immunsystemstimulierend, antimikrobiell, anti-HIV, geschwürhemmend, Bildung von Spermien hemmend, durchfallverhütend, filarientötend, hypotensiv, fruchtbarkeitshemmend, choleretisch, pilzhemmend, antibiotisch, Antioxidans, schmerzstillend, antihyperglykämisch, antityphös.
Toxikologie
Extrakte aus Andrographisblättern und Stielen können, oral in zu hoher Dosierung eingenommen, zu Magenbeschwerden und Erbrechen führen. Eine Injektion aus Extrakt kann zu einem Anaphylaxieschock führen. Tierversuche weisen auf eine fruchtbarkeitshemmende Wirkung von Bhunimba hin.
Die mittlere letale Dosis (LD50) eines Kalmegh-Extrakts lag in Versuchen mit Mäusen bei 215 mg/kg injiziert.
Studien
HIV
Eine Studie mit HIV-infizierten Patienten zeigte nach 6 Wochen einen signifikanten Anstieg der CD4(+)Lymphozyten. Die verabreichte Dosierung lag bei 10 mg Kalmegh-Extrakt je Kilo Körpergewicht. Nach 6 Wochen wurde die Studie abgebrochen, nachdem die Dosierung bei einem der Patienten zu einem Anaphylaxieschock führte.
Infektiöse Hepatitis
In einer klinischen Studie verabreichte man 10 Patienten mit infektiöser Hepatitis einen Dekokt aus Kalmegh. Die Dosierung lag bei 40-60ml zweimal täglich. Nach vier Wochen waren 6Patienten geheilt, bei den anderen 4 Patienten zeigte sich eine signifikante Verbesserung, sowohl klinisch als auch biochemisch.
Grippe
In einer Doppelblindstudie mit 61 Patienten konnte man nachweisen, dass Kalmegh – Andrographis paniculata – Erkältungen nicht nur vorbeugt sondern auch die Dauer der Erkältung massiv verkürzen kann. Verabreicht wurde ein getrockneter Extrakt aus Kalmegh in Form von Tabletten. Sie werden als Kan Jang bezeichnet. Bereits nach vier Tagen stellte sich eine signifikante Besserung ein.
Schweinegrippe
Studien zur Schweinegrippe liegen bisher nicht vor. Eine Wirksamkeit von Kalmegh – Andrographis paniculata – gegen Schweinegrippe ist jedoch, aufgrund der bisherigen Studien zur Wirksamkeit von Andrographiskraut gegen Grippeviren, naheliegend. Damit wären Kalmegh – Andrographis paniculata – und Cistus incanus eine der wenigen pflanzlichen Mittel zur Behandlung und zur Vorbeugung gegen die Schweinegrippe.
Rezepturen
- Nimbadi kvatha
- Bhunimbadi kvatha
- Tiktaka ghrita
- Pathyadi kvatha churna
Ersatzstoff und Fälschungsmittel
Andrographis echioides wird ersatzweise statt Andrographis paniculata genutzt.
Vermehrung und Kultivierung
Die Vermehrung von Kalmegh erfolgt durch Samen. Aussaat von Mai bis Juni.
Bezugsquellen
Kalmeghpflanzen sind in Deutschland kaum zu bekommen. Ein Grund ist, dass es sich um ein in unseren Breiten wenig bekanntes, einjähriges Kraut handelt. Die Pflanze ist jedoch recht leicht zu ziehen und Samen sind von ausgesuchten Gärtnereien zu beziehen. Die Kultivierung der Pflanze im eigenen Garten oder Gewächshaus ist unproblematisch.
In Form von Pulver kann man Kalmegh über den Kräuterversand beziehen.
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