Mittelalterliches Antibiotikum tötet multiresistenten Krankenhauskeim.
Lange meinte die evidenzbasierte Medizin, dass alte Rezepturen im besten Fall wirkungslos seien. Bis sich Dr Christina Lee mit einem Team von Mikrobiologen der Nottingham Universität daran machte, die Augensalbe eines mittelalterlichen Heilbuches, auf den Prüfstand zu stellen.
Getestet wurde die Augensalbe an Methicillin-Resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) Keimen. Was sich den Forschern dabei zeigte, war erstaunlich, denn die Rezeptur zeigte sich allen bekannten Antibiotikas gegenüber gleichwertig oder überlegen.
Sowohl Staphylococcus aureus als auch Staphylococcus epidermidis und Pseudomonas aeruginosa tötete das mittelalterliche Antibiotikum zu 99,9% ab. Selbst stark verdünnt zeigte das mittelalterliche Antibiotikum noch eine hemmende Wirkung, indem es die Kommunikation zwischen den Zellen störte. Ein Ansatz, den Forscher verfolgen um die Resistenzbildung von Keimen zu verhindern.
So liefert ein Rezept aus dem 9. Jahrhundert den Forschern ein vermeintlich hochmodernes Antibiotikum und einen Schlüssel zum akuten Problem der Resistenzbildung.
Das mittelalterliche Buch, in dem Dr Christina Lee das Rezept gefunden hat, wurde von der British Library im Internet veröffentlicht und somit jedem zugeänglich gemacht. Sie finden es unter der Adresse Bald’s Leechbook – Bald’s Blutegelbuch.
Die Seite mit dem Rezept für die Augensalbe finden Sie unter: Augensalbe Rezept aus den 9. Jahrhundert
Rezept für das mittelalterliche Antibiotikum
Die meisten werden Schwierigkeiten haben, den Text im Originalbuch zu entziffern. Dr Christina Lee liefert uns für diesen Text eine Übersetzung. Sie schreibt:
Take cropleek and garlic, of both equal quantities, pound them well together, take wine and bullocks’ gall, of both equal quantities, mix with the leek, put this then into a brazen vessel, let it stand nine days in the brass vessel, wring out through a cloth and clear it well, put it into a horn, and about night time apply it with a feather to the eye.
Leider könnte “cropleek” sowohl Zwiebel, als auch Schalotte oder Lauch bedeuten. Man kann davon ausgehen, dass es sich um eine ursprüngliche Zwiebel handelt. Wahrscheinlich kommt man mit der Verwendung von Lauchzwiebeln, der ursprünglichen Zutat am nächsten.
Lauchzwiebeln und Knoblauch werden also im Verhältnis 1:1 kleingeschnitten und zerstampft. Dann gibt man im Verhältnis 1:1 Wein und Ochsengalle hinzu. Sowohl bei dem Verhältnis der Lauchmischung zur Wein Ochsengallenmischung, als auch bei der Art des Weins ist der Text ungenau. Allerdings kann man getrost davon ausgehen, dass es sich um einen einfachen Weißwein handelt, wie ihn unsere alten Kräuterkundigen auch verwendeten. Dafür spricht auch, dass rote Weintrauben in nördlicheren Regionen in der Regel schlecht gedeihen.
Bei dem Verhältnis Lauchmischung zur Flüssigkeit kann man nur raten. Ähnlich sind die Forscher in ihrem Versuch vorgegangen. Vermutlich ebenfalls eine Mischung im Verhältnis 1:1.
Alle miteinander vermengten Zutaten werden in ein Kupfergefäss gefüllt und darin 9 Tage stehen gelassen. Das Kupfer ist sehr wichtig, weil es zusammen mit den anderen Zutaten das wirksame Antibiotikum bildet.
Nach 9 Tagen wird das mittelalterliche Antibiotikum durch ein Geschirrtuch gefiltert und in ein Horn gefüllt. Da es sich um eine Augensalbe handelt, soll diese jeden Abend mit einer Feder auf die Augen aufgebracht werden.
Es kann sicher nicht schaden, sich solch ein starkes, mittelalterliches Antibiotikum anzufertigen um es in der eigenen grünen Apotheke zu verwahren.
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schneehuhn meint
Was für eine tolle Medizin, vor allem weil sie wirksam gegen MRSA ist.
dawolf meint
Vielleicht ist diese Medizin nicht nur als Augentropfen wirksam
Kai Hagemeister meint
Laut Überlieferung wird das Antibiotikum nicht in die Augen getropft, sondern mit einer Feder über die geschlossenen Augenlider gestrichen. Es scheint mir daher keine gute Idee zu sein, das Antibiotikum in die Augen zu tropfen.