Der Spitzwegerich ist wohl eine der bekanntesten Heilpflanzen. Bereits die Germanen nutzten ihn als uralte Heilpflanze und bezeichneten ihn als Lachenaere oder Läkeblad – Heilblatt. Dioskurides, Themison und Plinius erwähnten den Spitzwegerich bereits vor 2000 Jahren schriftlich und lobpreisten seine Heilkräfte. Dioskurides bezeichnete ihn als arnoglosson ? Lammzunge und nahm damit direkten Bezug zur Morphologie des Spitzwegerich. In den darauf folgenden Jahrhunderten gab es kaum einen Kräuterkundigen, der nicht um die wohltuende Wirkung des Spitzwegerichs wusste. Allen voran die gelehrte Äbtissin Hildegard von Bingen, Albertus Magnus und natürlich auch Hieronymus Bock.
Hieronymus Bock schrieb im Mittelalter über den Spitzwegerich:
Mitunter begegnet man in den alten Schriften aber auch Ausgeburten einer weit schweifenden Phantasie. Anweisungen, wie man sich mit Hilfe von Spitzwegerich vor unerwünschter Liebe schützen könnte oder wie man mit Spitzwegerich Liebe gewinnen könnte und dergleichen mehr. Mancherorts konnte der Spitzwegerich nur nütze sein, wenn er besprochen wurde. In der Bretagne kaute man noch bis in die 50-er Jahre des letzten Jahrhunderts hinein Spitzwegerich, weil man glaubte, sich dadurch giftfest zu machen.
Botanik
Der zur Familie der Wegerichgewächse gehörende Spitzwegerich ist eine ausdauernde Rosettenpflanze mit grundständigen, lanzettlichen, mit 3 bis 7 parallelen Nerven durchzogenen Blättern. Die Blüten stehen von Mai bis Oktober in dichten, walzähnlichen Ähren auf einem unverzweigten Schaft.
Bezeichnungen
Unzählige Sagen über den Spitzwegerich begegnen einem in der volkskundlichen Literatur vieler Länder und infolgedessen auch Namen über Namen, mit denen er belegt wurde. Mal beziehen sich die Namen auf das Aussehen, mal auf die vermeintlichen oder tatsächlichen Eigenschaften. Immer aber beweisen sie eine wache Beobachtungsgabe und ein unbegrenztes Vertrauen des Volkes zu dieser Heilpflanze und ihrer Heilkraft.
Der Name Spitzwegerich hat sicher etwas mit dem Äußeren der Pflanze zu tun und seinem bevorzugten Standort. Wegerich bedeutet dabei soviel wie Wegbeherrscher. Und wie wahr. Kaum ein Weg, an dem man den Wegerich nicht findet.
Die wissenschaftliche Bezeichnung Plantago lanceolata bringt zum Ausdruck, dass die Blätter einiger Wegericharten einer Fußsohle ähnlich, auf dem Boden angesetzt sind (Planta -> Fußsohle – agere -> angesetzt). Die Artbezeichnung lanceolata sagt aus, dass der Spitzwegerich von lanzettförmiger Gestalt ist.
Indikationen
Spitzwegerich ist adstringierend, fördert den Auswurf, wirkt blutreinigend, erweichend, harntreibend und wundheilend. Man verwendet ihn zur Behandlung von Akne, Asthma, Augenbindehautentzündung, Bronchitis, Durchfall, Insektenstiche, Wunden, Venenentzündung und Verstopfung, schleimige Luftwegekatarrhen, Asthma, Bettnässen, Blähungen, Koliken, Nasenbluten, starker Menstruation, neuralgischen Schmerzen der Ohren und Zähne, entzündliche Prozesse der Schleimhäute, Leberleiden, Fieber, Kopfweh und Keuchhusten. Ein Tee aus Spitzwegerich wird darüber hinaus als Blutreinigungsmittel oder äußerlich zur Behandlung von Hautunreinheiten verwendet.
In der Homöopathie bevorzugt man den Breitwegerich. Man verwendet ihn bei Wundschmerzen, Mittelohrkatarrh und Bettnässen.
Spitzwegerich Anwendung und Heilwirkung
Verwendet werden die Blätter. Neben dem Spitzwegerich kann man auch seine Brüder, den Breitwegrich und den Mittleren Wegerich für alle Heilanwendungen nutzen wobei der Spitzwegerich der heilsamste ist. Alle drei Wegericharten eignen sich zur Gemüsebereitung.
Spitzwegerichtee
Ein Spitzwegerichtee ist ein ganz vorzügliches blutreinigendes und schleimlösendes Mittel. Der Tee wirkt kräftig auf die Schleimhäute der Lunge, ist heilsam bei Durchfällen, Blasenschwäche, Kartarrhen mit viel Auswurf, Blutungen der Lunge oder der Bronchien, ferner Husten, Leberleiden und Sodbrennen.
Aus getrockneten Blättern bereiteter starker Tee wirkt besonders gut, wenn er mit Lungenkraut, Salbei und Tausendguldenkraut vermischt wird. Setzt man etwas Wermut hinzu, so dient er als Magentee. Mit einem Zusatz von Honig hat er eine sehr gute Wirkung bei allen inneren Verschleimungen, Halsleiden, Husten, Heiserkeit und Blasenschwäche.
Spitzwegerichwurzel
Gekochte oder frisch gekaute Spitzwegerichwurzel ist hilfreich bei Zahnschmerzen.
Spitzwegerichsaft
Spitzwegerichsaft ist ein ausgezeichnetes Mittel bei Krankheiten der Atmungsorgane. Äusserlich ist er sehr wirksam bei Insektenstichen und Wunden. Gerade bei Wespenstichen oder Bienenstichen kann man schnell Spitzwegerich zerdrücken und den Saft auf die Einstichstelle reiben. Es entsteht keine Schwellung und auch die Schmerzen kann man dadurch umgehen. Da Wegerich fast überall zu finden ist, ist er oft die Notfallhilfe der ersten Wahl.
Den schleimigen, klebrigen, aus den frischen Blättern gepressten Saft, kann man auch als Notverband auf frische Schnittwunden träufeln. Der Saft stillt das Blut, bewahrt die Wunde vor Entzündung und heilt die Wunde. Er ist aus diesem Grund auch sehr hilfreich bei Fußleiden.
Innerlich angewendet ist der Saft in Milch genommen ein blutreinigendes Mittel. Dazu nimmt man täglich 2 bis 3 Esslöffel. Darüber hinaus ist Spitzwegerichsaft ein vorzügliches Mittel zur Behandlung von Lungen- und Darmverschleimung, Schwindsucht, inneren Blutungen, Durchfall und Schüttelfrost.
Rezept Spitzwegerichsaft
Wegerichöl
Wegerichöl, insbesondere das des Breitwegerichs wird bei allen Hauterkrankungen verwendet. Insbesondere bei Jucken und Brennen. Es wird auch als hilfreich bei Ohrenschmerzen und Zahnschmerzen beschrieben. Bei Bedarf jedesmal 4 bis 7 Tropfen.
Spitzwegerich in der heutigen Medizin
Spitzwegerich hat sich besonders bei trockenem Reizhusten bewährt. Die im Spitzwegerich enthaltenen Schleimpolysaccharide dämpfen den Hustenreiz. Die im Spitzwegerich enthaltenen Gerbstoffe wirken adstringierend, Acetoside wirken entzündungshemmend und Aucubin antibakteriell. Im Gegensatz zu manch einem chemischen Hustenblocker wird das Abhusten von Bronchialsekret durch Spitzwegerich nicht behindert.
Für Wegerich wurden darüber hinaus krampflösende und blutgerinnungsfördernde Eigenschaften nachgewiesen. Auch wird der Wegerich zur Behandlung von Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenraum und äusserlich bei leichten Entzündungen der Haut eingesetzt. Für Spülungen der Mundhöhle und des Rachenraums verwendet man einen Kaltauszug.
Anbieter und Preis
Spitzwegerich ist fast überall zu finden. Es gibt eigentlich keinen Grund ihn in Apotheken oder beim Kräuterfachhandel zu kaufen. Zumal viele Anwendungen den Spitzwegerich-Saft nutzen. Im Kräuterhandel werden Spitzwegerichblätter zu einem Preis von ca. 3,50 Euro je 100g zum Kauf angeboten. In Bioqualität liegt der Preis bei um die 4 Euro. Im Kräuterfachhandel wird auch fertige Spitzwegerichtinktur zu einem Preis von ca. 8 Euro je 100ml angeboten. Spitzwegerichsamen gibt es bereits ab einem Preis von 6 Euro je 100g zu kaufen. Getrockneter Spitzwegerichsamen wurde in der Volksheilkunde bei Blasenblutungen gekaut. Frischer Spitzwegerichsamen bei Cholera.
Inhaltsstoffe
Iridoidglykoside wie Aucubin und Catapol, Phenylethanoide wie Acetosid, Schleimpolysaccharide, Flavonoide, Phenolcarbonsäuren, Gerbstoffe, Kieselsäure, Kalium und Zink.
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posch stefanie meint
Guten Tag wollte nur wissen wo ich den spetzwehrich als pflanze kaufen kann ich wohne in wien
Lg posch stefanie
Kai Hagemeister meint
Der Spitzwegerich ist eigentlich sehr leicht zu finden. Ich würde Ihnen daher nicht empfehlen, ihn zu kaufen. Davon abgesehen wird er von vielen Gärtnereien angeboten. Sie können natürlich auch gerne vorbei kommen und ich gebe Ihnen eine mit Kupfer ausgegrabene Pflanze mit.
Alexandra Bachem meint
Herzlichen Dank für die vielen guten Erklärungen hier. Meinem Kaninchen und auch mir bekommen die Kräuter bzw Tees sehr gut. Man muss ja nicht sofort mit Antibiotika auf “Spatzen ” schießen.