Bei dem so viel, durch die alten Griechen, gerühmten Pyrethron handelt es sich nicht, wie so oft behauptet, um den Bertram sondern um ein Doldengewächs. Die durch Dioskurides bezeichnete Pflanze Pyrethron wird als Schirmpflanze abgebildet, so dass man davon ausgehen muss, dass Pyrethron ein Doldengewächs mit scharf schmeckender Wurzel ist. Mathiolus glaubte im Mittelalter diese Pflanze wiedergefunden zu haben und lieferte eine Zeichnung. Caspar Bauhin sah Pyrethron im Garten zu Padua und nahm sie in seinen Pinax unter der Bezeichnung Pyrethrum umbelliferum auf. Pyrethrum umbelliferum kennt man heute nicht mehr.
Nun, wie ist es geschichtlich um den Bertram bestellt. Bei dem wahren Bertram der Alten, den man als Pyrethrum verum bezeichnete, handelt es sich zumindest nicht um die heute als Bertram bekannte Heilpflanze. Zeichnungen von Matthiolus und Dalechamp und die genaue Beschreibung von Caesalpin entwerfen das Bild einer Schirmpflanze, namentlich Sumpf-Haarstrang. Auch bei den durch Hildegard von Bingen beschriebenen Bertram, über den sie schreibt:
handelt es sich um den Sumpf-Haarstrang den man auch als Elsenich oder Oelnitz bezeichnete und nicht der heute als Bertram bezeichneten Pflanze. Auch vom Sumpf-Haarstrang verwendete man die Wurzel. Sie galt als ausgezeichnetes Mittel gegen Epilepsie und wurde aufgrund ihres scharfen Geschmacks als Gewürz, insbesondere als Ingwerersatz verwendet. Im 16. Jahrhundert führte man ein anderes Pyrethrum aus Afrika ein und dabei handelte es sich um die Stammpflanze des heute bekannten Bertrams. Sie wurde erstmals durch Poiret (Reise in die Barbarey) in Nordafrika beschrieben und später durch Linné als Anthemis pyrethrum bezeichnet.
In Frankreich eingeschleppt bezeichnete man die Pflanze als Römischen Bertram.
Deutsche Liebhaber für Pflanzen zogen die aus Südeuropa mitgebrachten Pflanzen in ihren Gärten und im Magdeburger Raum fing man an, Bertram in grossen Stil zu ziehen und aus der Wurzel einen kleinen Handelszweig zu machen. So entstand der Deutsche Bertram oder auch der Thüringische Bertram. Wissenschaftlich bezeichnete man ihn als Pyrethrum germanicum oder Anacyclus officinarum. Die Wurzel des Deutschen Bertram ist viel dünner und mit wenigen Fasern bedeckt.
Botanik
Der Bertram ist eine zur Famlie der Korbblütler gehörende Pflanze mit einzelnen, aufrecht stehenden, zum Teil zum Boden parallel wachsenden, Stengeln und kleinen zerstreut stehenden, bläulich-grünen, haarigen Blättern. Die von Juli bis September hervorgebrachten Blüten ähneln denen der Kamille mit weissen, unterseits rötlich gestreiften Strahlenblüten und gelber Scheibenblüte. Die in der Heilkunde verwendete Wurzel ist einfach, spindelförmig, längsfurchig und aussen braun, Frucht geflügelt. Bertram wurde im Vogtland und im Magdeburger Land angebaut. Zum Teil ist er verwildert.
Bertram Indikationen
Bertram wird in der Volksmedizin bei Zungenlähmung, Zur Anregung des Speichelflusses, Zahnschmerzen, rheumatischen Neuralgien der Kopf- und Gesichtsnerven, Lumbago, Ischias, postapoplekischen Lähmungen, Verdauungsschwäche, Verstopfung und Trockenheit im Mund eingesetzt.
Anwendung und Wirkung
Verwendet wird die Bertramwurzel. Sie wird erst im zweiten Jahr im Oktober gesammelt, wenn die Pflanze beginnt zu verkümmern. Die Wurzel wirkt stark speichelerregend, nervenreizend und verdauungsfördernd. In grösseren Dosen führt er zu Ekel, Durchfall, Erbrechen, Brennen im Magen und Leibschmerzen.
Bertramwurzel
Die Bertramwurzel wird traditionell bei Zungenlähmung oder Zahnschmerzen gekaut. Kocht man sie in einem halben Liter Wasser und Essig oder Rotwein, erhält man eine gutes Mittel gegen rheumatische Zahnschmerzen.
Bertramwurzel in einem halben Liter Wein gekocht ergibt einen Bertramtee, der in der Volksmedizin bei Zungenlähmung nach Schlaganfällen, Trockenheit in der Mundhöhle, Verdauungsschwäche, Verstopfung und Nervenschwäche verwendet wurde (2 kleine Tassen schluckweise über den Tag verteilt trinken).
Zwei Messerspitzen Wurzelpulver in einer Tasse Brennnesseltee vermischt und getrunken wird als hilfreich bei Verstopfung und Rheumatismus beschrieben (Eine kleine Tasse morgens und abends).
Bertramtinktur
75g Bertramwurzel in einem 3/4 Liter Branntwein angesetzt und 14 Tage in der Wärme stehen gelassen, ergibt eine ausgezeichnete Bertramtinktur, die bei allen zuvor beschriebenen Leiden in der Volksmedizin eingesetzt wurde. Dazu verabreichte man 2 mal täglich 15 bis 20 Tropfen der Bertramtinktur.
Anbieter und Preis
Bertramwurzel kann man über den Kräuterhandel beziehen. Dabei wird im Kräuterhandel zwischen Anacyclus pyrethrum und Anacyclus officinarum unterschieden. Bertramwurzel, Anacyclus pyrethrum kann man gemahlen im Schnitt zu einem Preis von 7,50 je 100g kaufen. Geschnitten erhält man ihn etwas günstiger. Bertramwurzel, Anacyclus officinarum kann man gemahlen zu einem durchschnittlichen Preis von 9,50 je 100g kaufen.
Gegenanzeigen und Nebenwirkungen
Bertramwurzel führt bei Überdosierung zu Ekel, Durchfall, Erbrechen, Brennen im Magen und Leibschmerzen. Das im Bertram enthaltene Pyrethrin wirkt neurotoxisch, so dass Bertram auf keinen Fall überdosiert werden sollte.
Inhaltsstoffe
Ätherisches Öl, Harz, Pyrethrin, Inulin.
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In den Büchern über die Heilpflanzen der hlg. Hildegard wird immer vom römischen Bertram geschrieben bzw wird der römische Bertram abgebildet. Was ist jetzt jetzt richtig.
Beschrieb Hildegard den “römischen Bertram” oder wie Sie schreiben, den “Sumpf-Haarstrang”??
Welche Angaben sind richtig? Wie kann man das überprüfen?
Hildegard von Bingen schrieb sicher nicht über den Römischen Bertram. Er fand erst im 16. Jahrhundert seinen Weg aus Nordafrika nach Spanien, Frankreich und Deutschland, siehe hierzu Guibourt.
Bei dem unseren alten Kräuterkundigen bekannten Pyrethrum handelt es sich um ein von Dioskurides beschriebenes Doldengewächs. Sowohl Abbildungen von Matthiolus aus dem 16. Jahrhundert, als auch die Anwendungsbeschreibungen und Vorkommen deuten auf den Sumpf-Haarstrang hin. Die von Ihnen angeführten heutigen Bücher entstehen sehr oft durch Abschreiben von einem bereits existierenden Buch, was es noch lange nicht zur Wahrheit macht. Sie können sich gerne an den Ursprung hervorarbeiten und sich das Bild von Matthiolus ansehen, das ein Doldengewächs zeigt. Genauso wie die Beschreibung von Dioskurides keine Ähnlichkeit mit dem Römischen Bertram zulässt. Hinzu kommen unendlich viele Quellen aus den darauf folgenden Jahren. Hierzu zählt beispielsweise Annalen der Pharmacie, Band 5, Seite 108, Bemerkungen über die Bertramwurzel der Apotkeken von Professor Dierbach” 1833.