Die Bärwurz ist eine sehr alte Heilpflanze, die heute in Vergessenheit geraten ist. In den meisten Kräuterbüchern dieses Jahrhunderts sucht man die Bärwurz vergebens. Dabei wurde die Wurzel der Bärwurz bereits von Galenus und Dioskurides geschätzt und gegen Harnverhalten, Magenbeschwerden, Gelenkleiden, hysterische Zustände und Brustrheumatismus empfohlen.
Wen wundert es da, dass die Bärwurz in allen wichtigen Kräuterbüchern des Mittelalters und der Renaissance aufgeführt wird. Von Matthiolus liest man, dass die Bärwurz, die seiner Zeit in den Apotheken unter der Bezeichnung Meum vertrieben wird, nicht das wahre, durch Dioskurides beschriebene Meo sei. Bezüglich der Wirkung und Anwendung stellt die Darstellung von Matthiolus eine Übersetzung von Dioskurides dar.
Hieronymus Bock schreibt 1539 in seinem Kräuterbuch über die Bärwurz:
Hieronymus Bocks Schüler, Jacobus Theodorus, der sich selber Tabernaemontanus nannte, schrieb 1588 ebenfalls über die Bärwurz und stellt deren Kraft gegen Gift heraus indem er anführt, dass sie ein Bestandteil des Theriacks ist. Worauf im Übrigen auch schon Matthiolus verwies. Sowohl Galenus als auch Dioskurides schrieben über die Bärwurzwurzel, dass sie Kopfschmerzen bereitet, wenn man zu viel davon zu sich nimmt. Eine Aussage, die auch von den Ärzten und Botanikern des Mittelalters mehrheitlich geteilt wurde.
Bereits im 19. Jahrhundert wird die Bärwurz kaum noch als Heilpflanze genutzt, wenn man von der Verwendung in der Tierheilkunde absieht. Ihre Verwendung als aromatische Gewürzpflanze trat in den Vordergrund. In Bayern dient sie noch heute als Grundstoff zur Herstellung vom Bärwurz, einem magenstärkenden und verdauungsfördernden Likör.
Ich nutze diese vortreffliche Heilpflanze als Gewürz und fertige jedes Jahr ein Kräutersalz. Denn im Gegensatz zum Dill behält die Bärwurz ihr Aroma auch im getrockneten Zustand.
Botanik
Die Bärwurz ist eine ausdauernde, bis zu 30 cm hohe, aromatische Gebirgspflanze, aus der Familie der Doldenblütler. Der dunkelbraune, spindelige Wurzelstock ist oben schopfförmig. Aus dem Wurzelstock entspringt ein grundwärts hohler, an der Basis von alten Blattresten umgebener, gestreift-kantiger Stengel mit schönen, grünen, doppelt-fiederteiligen, weichen Blättern. Die Fiederchen der Bärwurz sind im Umriß rundlich und in viele spitze, haarfeine Zipfel geteilt. Die feine Blüte steht in Form einer Dolde. Die Blumenblätter sind weiß bis gelblich-weiß. Die Bärwurzelfrucht ist länglich walzig und stark gerippt.
Bärwurz Bezeichnungen
Der Ursprung des Namens Bärwurz ist nicht eindeutig geklärt. Hieronymus Bock vermutet, dass der oberste, einem Haarschopf nicht unähnliche, Teil der Bärwurzwurzel dem Bärenfell gleicht und sich der Name dahingehend herleiten liesse. Eine Erklärung die plausibel erscheint, von der aber nicht einmal Bock hinlänglich überzeugt ist, so dass er eine weitere Möglichkeit in Betracht zieht. Danach könnte sich der Name Bärwurz von der Verwendung der Bärwurzwurzel als schmerzstillendes Mittel für Gebärende ableiten. Wofür auch der gelegentlich zu findende Name Mutterwurz sprechen würde. Übrigens eine Annahme, die auch Matthiolus propagiert, der sie als Bärdillen aufführt. Wissenschaftlich wird die Pflanze als Meum athamanticum bezeichnet.
Weitere volkstümliche Bezeichnungen sind Bärenfenchel, Beerwurz, Herzwurzel, Bärendill, Meum, oder Mutterdill. Dioskurides bezeichnete sie als Meon.
Indikationen
In der Volksheilkunde wird die Bärwurzwurzel bei Menostase, Hysterie, Asthma, Blasenleiden, Nierenleiden, Gelenkrheumatismus, Harnverhalten, Bauchschmerzen, Ödemen, Husten und zur Blutreinigung verwendet. Darüber hinaus nutzt man die Bärwurzblätter mit ihrem feinen Geschmack in der Küche als aromatisches Gewürz und als Dillersatz. Wobei ich persönlich keine geschmackliche Verbindung zum Dill herzustellen vermag. Vielmehr schmecken die Blätter der Bärwurz wie eine Mischung aus Fenchel und Liebstöckel. Äußerlich dient die Bärwurz zur Behandlung von Geschwüren und Wunden.
Bärwurz Anwendung und Wirkung
Verwendung in der Volksheilkunde findet fast ausnahmslos die Bärwurzwurzel, die im Herbst ausgegraben, gesäubert und getrocknet wird. Sie wird in Wasser oder Wein gekocht oder zu Pulver vermahlen eingenommen. Bei Bauch- und Leibschmerzen wird aus der gepulverten Bärwurzwurzel und Honig ein Mus gekocht, Mischverhältnis 1:3. Von diesem Mus nahm man bei Beschwerden einen Teelöffel voll. Aus Sicht der Ayurveda, kann das Aufkochen von Honig nicht empfohlen werden, so dass es besser wäre, den Honig durch Rohrohrzucker und etwas Wasser zu ersetzen.
Äußerlich beschreibt Hieronymus Bock eine Rezeptur für eine, wie er meint, vortreffliche Wundsalbe. Das Rezept findet man ebenfalls bei Tabernaemontanus wieder:
Wobei ein Loth ca. 17g entspricht.
Bärwurz in der Schulmedizin
In der Schulmedizin spielt die Bärwurz keine Rolle.
Gegenanzeigen und Nebenwirkungen
Bei massvoller Verwendung sind keine Nebenwirkungen für die Bärwurz bekannt. Nach Überlieferung älterer Schriften, sollen größere Mengen der Bärwurzwurzel zu Kopfschmerzen führen.
Anbieter und Preis
Bärwurz-wurzel bietet der Kräuterhandel zum Kauf an. 100g Bärwurzwurzel kosten im Durchschnitt 35 Euro.
Inhaltsstoffe
Ätherisches Öl (0,7%), Phenylacrylsäuren, Phthalide.
(1.001 mal besucht, 1 mal heute)
Schreibe einen Kommentar