Der Begriff Hormesis, tauchte das erste mal im Jahre 1943, in einem Beitrag einer wissenschaftlichen Zeitschrift auf. Verfasst wurde er von Southam und Ehrlich. Er bezeichnet, die positive Wirkung geringer Mengen Gift auf biologische Prozesse. Eine Erkenntnis, die für unsere alten Kräuterkundigen selbstverständlich war. Den meisten dürfte diesbezüglich Paracelsus bekannt sein, der jedoch fälschlich davon ausging, dass alle giftigen Substanzen in geringen Dosen förderlich sein könnten. Dabei unterschied er nicht zwischen hormetischen Pflanzeninhaltsstoffen und nicht-hormetischen Giften. Am Ende starb Paracelsus an einer Quecksilbervergiftung, einem nicht-hormetischen Gift, das, in welcher Dosierung auch immer, keine positiven Wirkungen auf unseren Organismus zeigt.
Welche Bedeutung hormetische Pflanzeninhaltsstoffe für ein gesundes und langes Leben haben, erschliesst sich nun Stück für Stück wissenschaftlichen Untersuchungen. Lange glaubte man, dass Radikalfänger, sogenannte Antioxidantien, unseren Körper schützen würden und somit der Schlüssel zu einem langen und gesunden Leben wären. Eine Theorie, die nach und nach wie ein Kartenhaus in sich zusammenbricht. Bis auf ein paar ewig gestrige Ernährungsberater und finanziell am Verkauf solcher Nahrungsergänzungsmittel Interessierter hält wohl kaum noch jemand ernsthaft an dieser Theorie fest. Wurde sie doch durch etliche Studien widerlegt. Ganz im Gegenteil erweisen sich sogenannte Antioxidantien, wie Vitamin C, Vitamin E, Resveratrol, die Liste liesse sich beliebig lang fortführen, als schädlich.
Warum sind dann Obst und Gemüse gesund? Bisher ging man davon aus, dass es an den darin zahlreich enthaltenen Antioxidantien liegen würde. Nun zeigt sich immer deutlicher, dass der Schlüssel ihrer, die Gesundheit fördernden Wirkung, in den darin enthaltenen Giften liegt, mit denen sich die Pflanzen vor Fressfeinden zu schützen suchen. In unserem Körper lösen diese Gifte in geringen Dosen zellularen Stress aus, woraufhin zelluläre Überlebensmechanismen in Gang gesetzt werden, aus denen der Organismus am Ende gestärkt hervorgeht. Dieser Prozess wird als Hormesis bezeichnet. Wichtig bei diesem Mechanismus ist die Dosis und die auf den Stress folgende Ruhephase. Ein Wechselspiel, dass sich in vielen Prozessen unseres Lebens wiederfindet.
Mark Mattson, leitender Neurowissenschaftler am National Institute on Aging weist darauf hin, dass pflanzliche Nahrung mit der darauf folgenden Ruhephase die Bildung neuer Nervenzellen stimuliert, die aus Stammzellen hervorgehen und sieht die Entstehung vollkommen neuer Ansätze in der Behandlung von neurodegenerativer Erkrankungen. Andere Wissenschaftler haben eine Verdopplung der Lebenserwartung von Würmern nachgewiesen. In der Sichtweise der Wissenschaft ist eine Änderung im Gange, bei der ein gesunder Organismus nicht dadurch erhalten wird, dass man ihn bestmöglichst zu schützen und schonen sucht, sondern ihn fordert und trainiert.
Und welche Erkenntnis können Sie aus diesen Forschungen ziehen. Einerseits, dass es meist ungesund ist, vermeintlich neuen Erkenntnissen über die gesunde Wirkung isolierter Stoffe zu vertrauen. Was heute im allgemeinen wissenschaftlichen Konsens gesund ist, kann sich bereits morgen als äusserst ungesund erweisen. Andererseits, dass die Erkenntnisse unserer alten Heilkundigen sich lange bewährt haben und der Garant für ein gesundes Leben sind. Dazu gehört eine moderate Forderung unseres Körpers durch fasten, Bewegung und pflanzliche Ernährung, wobei die Dosis darüber entscheidet inwieweit unser Körper daran wachsen und gestärkt hervorgehen kann. Und wie der Organismus eine ausreichende Ruhephase nach Bewegung benötigt, benötigt er diese auch nach dem Konsum von Obst und Gemüse. Man kann davon ausgehen, dass bereits die Nacht ausreicht um aus dem zellulär verursachten Stress gestärkt hervorzugehen. Die wichtigste Erkenntnis dürfte jedoch eine sein, die eigentlich niemanden verwundern sollte. Es ist die Dosierung. Übertrieben viel Obst und Gemüse mit Bitterstoffen ist genauso schädlich wie ein übertriebener Sport oder Dauerfasten. Denn in all diesen Fällen wird dem Organismus die Möglichkeit entzogen, sich zu erholen und daran zu wachsen.
Sie sind an dem Thema interessiert? Dann schauen Sie sich doch einmal den Beitrag: Antioxidantiengehalt vieler Lebensmittel vermutlich um ein vielfaches höher an. Er geht auf die verschiedensten Studien zu diesem Thema genauer ein.
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mel meint
hallo kai,
wird hier unterschieden zwischen natürlichen und künstlichen antioxidantien?
ich nehme traubenkernmehl und acerolasaft aus verschiedenen gründen ein und bin der meinung, dass das nicht schädlich sein kann
ich informiere mich häufig auf der “zentrum der gesundheit” seite und dort wird über das thema “antioxidantien schädlich” auch diskutiert mit dem schluß, dass es darauf ankommt, ob natürlich oder künstlich, zudem natürlich noch auf die menge (zur info ich kaufe dort nicht ein, sondern lese die beiträge, die ich für sinnvoll halte)
https://www.zentrum-der-gesundheit.de/antioxidantien-schuetzen-vor-krebs-ia.html
liebe grüße
Kai Hagemeister meint
Die Seite “Zentrum der Gesundheit” ist mit Vorsicht zu geniessen. Ich habe dort nicht nur vollkommen widersprüchliche Aussagen gelesen, sondern auch Empfehlungen, welche gerade bei bestehenden Beschwerden zu massiven Problemen führen können. Beispielsweise die Einnahme von Natron oder die vermeintliche Gallensteinentfernung mit Olivenöl und Grapefruitsaft. Es liessen sich noch etliche weitere Beispiele finden. Die Verknüpfung mit einem Shop, in dem dann die “Panazeen” angeboten werden ist aus meiner Sicht auch nicht seriös. Am Ende steht hinter der Seite eine AG, die Schweizer Firma Neosmart Consulting AG.
Zu Deiner Frage. Ich habe nicht geschrieben, dass Antioxidantien schädlich sind. Ich habe geschrieben, dass Ihr Nutzen unter einer falschen Prämisse eingestuft wurde. Dem Glauben, dass sich der Mensch schützen müsste, um gesund zu bleiben. Unsere Alten und aktuelle Studien zeigen jedoch, dass diese Annahme falscher nicht sein könnte. Der Apfel ist ein schönes Beispiel. Studien stellten fest, dass ein Apfel gesund ist. Aufgrund einer falschen Grundannahme suchte man daraufhin nach schützenden Inhaltsstoffen und fand Vitamine und Antioxidantien. Mittlerweile gilt es jedoch als sicher, dass die Gifte, das Gesunde im Apfel sind.
Das Schöne an der Hormesis ist die Grundaussage. Und diese Grundaussage entzieht Unternehmen wie der Neosmart Consulting AG das Geschäft. Es gibt keine Panazee und egal was man isst, man sollte es nie übertreiben. Und wenn man sich heute ansieht, wer gesund sehr alt wird, dann sind es Menschen, die sehr vielseitig essen und selten über die Stränge schlagen.
Was den Acerolasaft und das Traubenkernmehl betrifft. Wenn Du noch nicht verlernt hast, auf Deinen Körper zu hören, dann wird der Dir mitteilen, ob es Dir gut tut. Leider wird durch Seiten, wie “Das Zentrum der Gesundheit”, der Körper zum schweigen gebracht und der Kopf übernimmt die Regie.
mel meint
auf was hören: körper oder kopf? – ist nicht immer so eindeutig zu beantworten für mich
einerseits sagt mir mein verstand, dass ich acerolasaft dem künstlich hergestellten vit. c bevorzugen sollte-
und auch dass ich aus moralischen und ethischen gründen vegan leben möchte … dann meldet sich der körper, der in bestimmten abständen auf fleisch (bio, jaja …) besteht
andererseits muß ja irgendwer die auswahl treffen und das geschieht, indem ich mich geistig mit den verschiedensten im internet kursierenden theorien auseinandersetze und mich dann entschließe, dieses oder jenes für plausibel zu halten, um es dann auszuprobieren
was spricht mein körper dann? “ich mag nicht auf jedem salat soviel muffiges kurkuma haben!”?
jeden 2. tag nicht zu essen, wie ich soeben von dir gelesen habe, fände ich auch gut und halte fasten für eine effektive maßnahme, sich gesund zu halten oder gesund zu werden
aber ich habe es bisher mit einem fastentag/ woche nicht sehr weit geschafft
der hype um die ernährung und die nahrungsergänzungsmittel ist schon verrückt
er hakt genau dort ein, wo wir nicht genauer hinsehen wollen: bei der angst vor dem tod
kannst du mir noch eben sagen, ob es sich bei den studien, die du erwähnst, um natürliche oder künstliche antioxidantien und in welcher menge handelt?
“Zu Deiner Frage. Ich habe nicht geschrieben, dass Antioxidantien schädlich sind.”
du schreibst
“Dabei zeigen jüngere Studien, dass Antioxidantien in hohen Dosierungen keineswegs verjüngend wirken oder gesund sind. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein.”
“Ähnlich wie ein steriles Umfeld in der Kindheit zu Allergien führt, führt die übertriebene Einnahme von Antioxidantien zu früherer Alterung und frühen Tod. ”
“Längst weiss man, dass sogenannte Radikalfänger, die auch als Antioxidantien bezeichnet werden, jeglichen Gesundungsprozess blockieren können.”
das klingt mir schon nach schaden, zumindest die übertriebene einnahme
… verzeih mir meine hartnäckigkeit, ich lese heute zum ersten mal, dass antioxidantien schädlich sein sollen …. seufz!
Kai Hagemeister meint
Der Kopf trifft bei der Ernährung meist Fehlentscheidungen. Wenn Du etwas isst, dann wandelt es Dein Körper in Dich um. Die meisten haben es verlernt, solche Wunder überhaupt wahrzunehmen. Doch genau das ist es. Ein Wunder, das auf einer hohen Intelligenz beruht, zu der Dein Verstand nicht einmal im Ansatz in der Lage wäre. Dein Körper weiss viel besser, was Dir gut tut und was Du brauchst, wenn das Umfeld und Dein Kopf ihm das nicht durch permanentes darüber hinwegsetzen, ausgetrieben haben. Wer auf seinen Körper hört und feinste Signale wahrnimmt, der braucht die Nahrungsmittel nicht einmal mehr probieren. Ein Blick reicht bereits um festzustellen, ob das Nahrungsmittel gut oder weniger gut in der aktuellen konstitutionellen Verfassung ist.
Warum möchtest Du aus moralischen und ethischen Gründen vegan leben? Es gibt keine Gesellschaft in der Geschichte der Menschheit, die vegan gelebt hat. Der Grund ist, dass es einen Vitamin B12 Mangel geben würde. Nur sehr wenige Pflanzen enthalten ausreichend Vitamin B12. Genaugenommen nur eine Alge und ein Heilpilz. Persönlich halte ich es ohnehin für fraglich, Tiere über Pflanzen zu stellen. Pflanzen sind genauso Teil der Schöpfung. Sie werden erst seit der Zeit der Aufklärung gering geschätzt. Ein Zustand, der in den letzten Jahren durch ein wachsendes Verständnis revidiert wird. Aus meiner Sicht sind Pflanzen lediglich langsame Tiere. Sie leben in einer anderen Zeitdimension. Doch grundsätzlich fliesst in allem die selbe Lebensenergie. Und diese Lebensenergie kann weder neu erschaffen noch verbraucht werden. Nichts kann der Mensch aus dieser Gesamtschöpfung tilgen. Du kannst ja einmal versuchen, einen Wassertropfen “sterben” zu lassen. Das ist schlichtweg unmöglich. Du kannst ihn lediglich wandeln. Er ist ein unentbehrlicher Bestandteil der Gesamtschöpfung. Ohne ihn gäbe es weder Dich, die Erde oder das Universum. Genauso verhält es sich mit Dir. Weshalb der Tod schlichtweg eine menschengemachte Gerade ist, die einem Kreislauf entnommen wurde. Stell Dir einmal vor, es wäre nicht so. Wie grausam wäre diese Welt, in der die Lebewesen dazu verflucht sind, einander auszulöschen um selber leben zu können.
Davon abgesehen bin ich Vegetarier. Allerdings hat es einen ganz anderen Grund. Es ist mein Körpergefühl. Es zeigt mir, dass eine überwiegend vegane Ernährung die richtige Ernährung für mich ist.
Zu Deiner Frage bezüglich der Antioxidantien. Ein Bild der Nature verdeutlicht sehr schön, was die Hormesis beschreibt.
Du kannst hier anschaulich sehen, was das Problem der Antioxidantien ist. Sie schützen den Körper. Dabei gilt die Grundannahme, dass freie Radikale den Körper altern lassen und zerstören. Doch diese Grundannahme ist falsch, wie die Studien von Siegfried Hekimi zeigen: Taking a “good” look at free radicals in the aging process. Freie Radikale fordern den Körper. So ist er in Ruhephasen gezwungen, sich stärker aufzubauen um für den nächsten Angriff gewappnet zu sein. Genau diese Reize sind jedoch das Geheimnis für ein langes und gesundes Leben.
Das Bild habe ich der Nature entnommen. Es entstammt einer Studie von Wen Yang aus dem Jahre 2010.
mel meint
dass keine gesellschaft bisher vegan gelebt hat, ist ja kein argument für uns, es heute nicht zu tun
pflanzen als langsame tiere zu sehen hat etwas mystisches, poetisches und naives 🙂
ja, eigentlich würde man auschließlich als frutarier keinem lebewesen seinen willen aufzwingen, was auch nicht stimmt: man dürfte nichts und niemanden essen, auch keine vom baum gefallene frucht, denn vielleicht möchte diese ja im gras so vor sich hinliegen und die sonne genießen …
also etwas muß ich essen, denn ich habe hunger und möchte leben und tatsächlich ist es so, dass heute wissenschaftlich „bewiesen“ wird, dass xy richtig und somit wichtig ist und morgen das genaue gegenteil –
der eigene körper sollte da vielleicht doch immer mehr zur verläßlichen quelle werden, ist er schon – aber es gibt noch viele fragen
(ich frage mich, wie würmer dazu veranlaßt werden, besonders viele freie radikale zu produzieren … (kein regen, kein fressi, kein partner? ))
wie ist es, wenn du nach einem tag ohne essen wieder ißt? hast du dann sehr großen hunger oder ist es wie vorher mit jedem tag essen? und hast du gleich angefangen, jeden zweiten tag zu essen oder dich von einem tag in der woche „hoch gearbeitet“?
Kai Hagemeister meint
Es zeigt, dass der Mensch nicht für eine rein vegane Ernährung geschaffen ist.
Was sollte daran naiv sein, Pflanzen als langsame Tiere zu sehen? Wenn man erst einmal erfahren hat, wie liebevoll sich beispielsweise Buchen um ihre Nachkommen kümmern. Wie altruistisch sie einander zur Seite stehen, wird man kaum noch auf den Gedanken kommen, Pflanzen in einer Hierarchie der Wertigkeit unter Tiere zu stellen. Ohnehin eine Eigenschaft des Menschen, die sein absurdes Weltbild offenbart.
Was meine Ernährung betrifft. Es hat sich so ergeben. Begonnen hatte ich damit, einen Tag in der Woche nur Wasser zu trinken. Der Körper ist erstaunlich. Er passt sich den Gegebenheiten an, denn Hunger verspüre ich überhaupt keinen mehr. Hinzu kommt, dass der Stoffwechsel heruntergefahren wurde. Ich kann also von wesentlich weniger Nahrung leben als zuvor, ohne abzunehmen. Ganz im Gegenteil, ich habe zugenommen. Weshalb Fasten sicher kein Weg ist, Gewicht zu verlieren.
mel meint
naiv in positivem sinne, es könnte die sichtweise eines kindes sein
kinder sehen die welt noch nicht mit den filtern, die erwachsene im laufe ihres lebens annehmen
danke, dass du so offen bist, was deine weltsicht und erfahrungen angeht