Die Johannisbeere nannten unsere alten Kräuterkundigen des Mittelalters St. Johannsträublein. Sie unterschieden die zahme, in Gärten kultivierte und die wilde Johannisbeere, die wir heute unter der Felsen-Johannisbeere kennen.
Geschichte der Johannisbeere
Unsere germanischen Vorfahren kannten die wilde Form der Johannisbeere und nutzten sie als Zukost und als Opfergabe an die Waldgeister. Ob sie die Beeren auch medizinisch nutzten, wie die Hollerbeeren, Weißdornbeeren oder Heide- und Schlehendornbeeren, kann ich nur vermuten. Doch spätestens im Mittelalter war die Johannisbeere auch medizinisch in Gebrauch, wovon unsere alten Kräuterkundigen zeugen.
Ihren heute gebräuchlichen Namen bekam sie indes in christlicher Zeit. So schreibt Jacobi Theodori Tabernaemontani, der Schüler von Hieronymus Bock:
Anwendung und Wirkung
Über die Verwendung der Johannisbeere als Heilpflanze weiss heute kaum ein Heilpflanzenbuch zu berichten. Dessen ungeachtet verwendeten sie unsere Ahnen bis in die Renaissance. Tabernaemontani beschrieb sie als kalt, trocken und leicht zusammenziehend.
Er empfahl die Beeren bei Magenentzündung, Bauchfluß, roter Ruhr, Fieber, Tripper, Leberentzündung, Durchfall, tränenden Augen, wackelnden Zähnen, unregelmäßigen Herzschlag und geschwollener Zunge.
Johannisbeersaft
Johannisbeersaft wurde zur medizinischen Verwendung auf verschiedene Art und Weise bereitet.
Johannisbeersaft ohne Zucker für medizinische Anwendung
Vier Pfund Johannisbeersaft lassen Sie auf einem kleinen Feuer köcheln, bis er dick wie Honig wird. Während des köchelns schöpfen Sie den entstehenden Schaum mit einem Löffel ab und entsorgen ihn.
Zum Kochen benötigen Sie eine nicht zu heiß werdende Feuerquelle. Wir nutzen dazu unseren Kamin, denn er erzeugt nur eine vergleichweise geringe Hitze. Geheizt wird bei uns, wie in alten Zeiten, mit Lindenholz. Herdplatten sind in der Regel ungeeignet.
Rob compositum
Daneben gibt es eine günstigere Alternative für die Herstellung des Saftes, die es im Mittelalter in Apotheken unter der Bezeichnung Rob compositum gab. Diese war lieblicher, allerdings längst nicht so wirksam, wie der zuvor beschriebene, reine geläuterte Saft.
Zur Herstellung von Rob compositum kochen Sie 4 Pfund Johannisbeersaft mit 2 Pfund Zucker. Auch hierbei schöpfen Sie den Schaum ab und köcheln den Saft so lange, bis er die Konsistenz von Honig aufweist.
Der so bereitete Johannisbeersaft wurde bei allen oben angeführten Beschwerden verabreicht.
Rob compositum mit Wegerichwasser
Mit Wegerichwasser vermischt diente er den Frauen bei zu starker Menstruation.
Rob compositum mit Sauerampferwasser
Mit Sauerampferwasser vermischt, nutzte man Rob compositum bei Magenentzündung, schlechter Verdauung und allgemein bei allen Beschwerden, die mit innerer Hitze einher gehen.
Rob compositum mit Borretschwasser
Mit Borretschwasser vermischt als Medizin gegen das Herzgespann, unregelmäßiges schlagen des Herzens mit einhergehenden Angstzuständen.
Rob compositum mit Endivienwasser
Mit Endivienwasser als Medizin zur Behandlung von Leberentzündung.
Äußerliche Verwendung
Bei geschwollener Zunge rieb man die Zunge mit dem beschriebenen Saft ein. Der Speichel und Schleim fliesst dadurch heraus.
Der Saft vermischt mit Rosenwasser diente als Gurgellösung bei geschwollenen Zäpfchen. Er sollte darüber hinaus die Zähne festigen und auf die Stirn aufgetragen den triefenden Augen hilfreich sein.
Johannisbeersirup
Johannisbeersirup stärkt den Magen, lindert Hitze und wird allgemein als hilfreich bei allen zuvor genannten Beschwerden beschrieben.
Johannisbeersirup Rezept aus dem Mittelalter
Läutern Sie 3 Pfund Johannisbeersaft indem sie den Saft aufkochen und, solange er entsteht, den Schaum mit einem Löffel abschöpfen.
Den geläuterten Saft vermischen Sie mit 2 Pfund Zucker und köcheln ihn auf die Konsistenz von Sirup ein.
Mit Hilfe von diesem Johannissirup kochte man im Mittelalter auch Johannisbeeren ein. Dazu wurden gereinigte Johannisbeeren dem Sirup zugegeben und in Gläser gefüllt. Statt Johannissirup können Sie auch geläuterten Zucker verwenden. Er wird auf die selbe Weise wie der Sirup hergestellt nur ohne die Zugabe von Saft.
Lattwerge mittelalterliche Medizin
Ein Lattwerge aus Johannisbeeren, wie es im Mittelalter als Medizin verwendet wurde, bereiten Sie auf folgende Weise.
Ernten Sie die Johannisbeeren zeitig und pressen sie aus. Früher verwendete man dafür in einfachster Weise ein Tuch, durch das die Beeren gepresst wurden.
Den so erhaltenen Saft können Sie als so bezeichnetes Salz eindicken, indem Sie es auf geringer Flamme einköcheln und als Lattwerge verwenden.
Alternativ wurde der Saft unter ständigen rühren eingekocht und vor dem Eindicken Zucker oder Honig nach Geschmack hinzugefügt.
Die meisten Kräuterkundigen des Mittelalters empfehlen ausdrücklich Zucker. Entgegen heutiger Vorstellung, Honig dem Zucker vorzuziehen. Erhitzter Honig führt nicht nur nach den Vorstellungen unserer Alten zu Giften im Körper.
Heutige Verwendung der Johannisbeere
Die Johannisbeere wird heute in keinem mir bekannten Heilpflanzenbuch mehr aufgeführt. Als Heilmittel scheint sie vollkommen in Vergessenheit geraten zu sein. Dabei wusste meine Großmutter sie noch umfangreich zu verwenden. Sie bevorzugte die schwarze Johannisbeere.
Eine Abkochung der Johannisblätter beschrieb sie als wirksam bei Rheuma, Gicht, Wassersucht, Herzleiden, Blasenleiden, mangelhafter Verdauung, Durchfall, Migräne und Koliken.
Für alle genannten Beschwerden empfahl sie auch die eingekochten Beeren, die sie darüber hinaus bei Keuchhusten und verkrampfenden Husten empfahl.
Eine Abkochung aus den getrockneten Johannisbeeren empfahl sie zum gurgeln bei Zahnfleischbluten, Husten und Entzündungen in Mund und Rachen, sowie bei Heiserkeit.
Johannisbeere kaufen
Johannisbeersträucher gibt es nahezu in jeder Gärtnerei zu kaufen. Ich empfehle Ihnen die schwarze Johannisbeere, Ribes nigrum, zu kaufen, der unsere alten Kräuterkundigen für medizinische Anwendungen den Vorzug gaben. Im Handel gibt es Johannisbeersaft und Knospenextrakt zu kaufen.
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Rapunzel meint
Warum ist eine Herdplatte ungeeignet? Also mir eschließt sich ja vieles und Homöopathie ist mir mir nicht fremd. Doch bitte nicht das Feuer wieder erfinden! Ein Kamin schädigt nachweislich die Umwelt sowie die Gesundheit. Also von vorn: Warum ist die beständige und zu regulierende Wärme einer Herdplatte ungeeignet? Um fundierte Antwort wird gebeten…
Kai Hagemeister meint
Eine Herdplatte ist aus vielen Gründen ungeeignet. Es beginnt mit der nicht unmittelbar regulierbaren Hitze. Denn Herdplatte benötigen lange Zeit, um die jeweilige Temperatur zu erreichen oder zu reduzieren. Ein Grund von mehreren Gründen, weshalb Köche Gasherde bevorzugen. Sollten Sie jetzt an einen Induktionsherd denken, möchte ich Ihnen versichern, dass Sie damit tatsächlich Ihrer Gesundheit schaden. Was die Umweltbelastung betrifft, gibt es wohl kaum eine schlechtere Energiebilanz, als bei einem Elektroherd. Und dieser Strom kommt nicht aus dem Nichts. Die Dauer zum einkochen bei kleiner Flamme ist enorm. So ist diese Variante nicht nur umweltschädlich und schwer zu regulieren, sondern auch noch teuer. Ein Kamin schädigt auch nicht die Umwelt. Er ist CO2 neutral und richtig befeuert wohl die ökologischste Art und Weise zu heizen. Wobei eine natürliche, für den Menschen angenehme Wärme erzeugt und keinerlei Strom zusätzlich benötigt wird. Wie beispielweise bei allen anderen Heizungsarten.
Für die Verarbeitung der Kräuter und Lebensmittel hat sich der Kamin bewährt. Nicht nur bei uns, sondern auch bei unseren alten Kräuterkundigen. Gleichwertig wäre heute allenfalls ein Gasherd. Ich kann Ihnen nur empfehlen, Mohn einmal mit einem Elektroherd zu rösten oder oben beschriebenen Johannisbeersaft auf einem Elektroherd einzudicken. Das Resultat wird weit entfernt sein von dem, was Sie mit einem Kamin erreichen.