Hieronymus Bock schreibt über den Weißdorn: Unter allen Dornen ist kaum ein lieblicher Gewächs, als der Hagedorn.
Er bezieht sich bei seinen Ausführungen auf das wunderschöne Äussere des Weißdorns, das besonders im Mai mit einem Meer an weißen Blüten zu betören mag. Doch der darauf folgende Bericht über die Heilkräfte dieser Pflanze, fällt im Vergleich recht dürftig aus. Innerlich hält er die in Wein gebeizten Weißdornfrüchte und Weißdornblüten zur Behandlung von Stechen, Schmerzen und Bauchfluß für wirkungsvoll. Äußerlich lobt er die Zweige des Hagedorn als besonders wirkungsvoll zur Züchtigung der Bediensteten. Eine denkbar grausige Art der Bestrafung, wenn man bedenkt, dass die Zweige lange Stacheln “zieren”.
Lange vor der Beschreibung durch Hieronymus Bock liest man bei den römischen Gelehrten über den Weißdorn, der ihnen als Hundsdorn geläufig war.
Weißdorn Bedeutung für unsere Ahnen
Unsere frühen Ahnen bezeichneten den Weißdorn, wie Bock, als Hagedorn. Wobei die Abgrenzung zu anderen Dornengebüschen nicht ganz eindeutig war. Sie alle wurden zur Einhegung der Siedlung verwendet. Denn damals sah die Landschaft noch vollkommen anders aus. Sie bestand überwiegend aus dichten Wäldern. Baute man eine Siedlung auf einer Lichtung, war das oberste Gebot, sich einzuhegen. Eine Dornenhecke rund um die Siedlung zu pflanzen, die nicht nur vor wilden Tieren, sondern auch vor feindlichen Stämmen Schutz bot. Man verwendete den Hagedorn oder die Hagebutte und weitere Dornensträucher, die obendrein als Dorfapotheke und Nahrungsquelle genutzt wurden.
Karl der Große
Während der Christianisierung unserer animistischen Vorfahren durch Karl den Großen, wurde der Weißdorn als bedeutende Schutz- und Heilpflanze der Germanen durch das Christentum vereinnahmt und umgedeutet.
Man behauptete, sowohl das Kreuz, als auch die Krone, die man Jesus aufsetzte, stammten vom Weißdorn. Der Strauch trauerte seither jeden Karfreitag über seine Beteiligung, woraufhin er als Trost seine Blütenpracht durch Gott geschenkt bekam.
Am 15. August 778 wurde die Nachut eines Heeres von Karl dem Großen in der Schlacht von Roncesvalles vernichtend durch die Basken geschlagen. Das Hauptheer Karl des Großen kehrte zwar zeitnah um, kam aber zu spät am Kampfplatz an. Die Basken hatten sich bereits wieder in die schützenden Berge zurückgezogen. Das Schlachtfeld war voll mit Toten, bei denen Freund von Feind kaum zu unterscheiden war.
Als Bekennender Christ wollte Karl der Große die gefallenen Franken beerdigen lassen, sah aber keine Möglichkeit sie von den Basken zu unterscheiden. Daraufhin geschah ein Wunder. Durch die gefallenen baskischen Heiden wuchsen über Nacht Weißdornsträucher mit einem Ausmaß, als wären sie 6 Jahre alt.
Neben jeden fränkischen Christen soll jedoch am Kopfe lediglich eine weiße Blüte gestanden haben.
Alte Vorstellungen
Man kann sich gut vorstellen, wie diese Geschichte auf die noch heidnisch lebenden Sachsen gewirkt haben musste. Ihnen war der Weißdorn heilig. Er schützte sie nicht nur vor wilden Tieren und Feinden, sondern auch vor Dämonen. Durch diesen Schutz brachte er ihnen den ruhigen Schlaf. Eine Symbolik, die sich in Märchen wie Dornröschen wiederfindet oder im Heldenlied Sigrdrífas Rede, in dem Odin die Walkyre Brynhilda sticht, um sie in tiefen Schlaf zu versetzen.
Unsere Ahnen wussten auch um eine andere Bezeichnung für den Weißdorn. Sie nannten ihn Adildorn -> Edeldorn und drückten so ihre Ehrerbietung gegenüber dieser heiligen Pflanze aus. Die Samen der Früchte gaben sie bei Rachitis und Zahnsiechtum den Kindern. Ein Amulett aus dem Holz sollte Kinder schützen und so das Schreien verhindern.
Weißdorn Anwendung und Wirkung
Im Mittelalter und der Rennaissance spielte der Weißdorn als Heilpflanze eine untergeordnete Rolle. Erst in der jüngeren Zeit wurde er in der Volksheilkunde als regulierende Heilpflanze auf Herz und Gefäße genutzt. Und welche Pflanze könnte dazu besser geeignet sein, als der Weißdorn? Die Wirkung zeigt sich jedoch erst nach längerer Zeit der Einnahme in Form von Weißdorntee aus Blüten oder Weißdornfrüchten.
Den über Monate getrunkenen Tee verabreichte man bei hohen Blutdruck, Herzklopfen, Herzfehlern und Herzschmerzen. Weißdorn gilt als Herztonikum dessen Wirkung sich bei regelmäßiger Einnahme zeigt.
Weißdornmarmelade herstellen
Selber bereiten wir Weißdornmarmelade aus den roten Früchten. Wir sammeln sie, waschen sie anschliessend und kochen sie mit Wasser in einem großen Topf. Nach dem kochen lassen wir sie über Nacht mazerieren. Am nächsten Tag streichen wir die Masse durch ein Sieb, kochen sie erneut mit Zucker, Agar und etwas Zitrone auf und füllen sie in Marmeladengläser. Fertig ist die überaus gesunde Weißdornmarmelade.
Weißdorn kaufen
Weißdorn können Sie in verschiedensten Zubereitungen kaufen. Da dieser Strauch sehr häufig anzutreffen ist, lohnt es sich, die Blüten im Mai und die Früchte im Herbst selber zu sammeln.
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