Probleme mit Wolfshunden resultieren meist aus einer falschen Vorstellung über das Zusammenleben mit ihnen. Dieser Ratgeber zeigt Ihnen, worin sich Wolfshunde von anderen Hunden unterscheiden.
Probleme mit Wolfshunden
Was durfte ich nicht schon alles über Wolfshunde lesen. Die meisten Aussagen könnten nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein. Das wohl größte Problem im Leben mit einem Wolfshund ist die Inkonsequenz des Besitzer. Die meisten Probleme würden beispielsweise auch mit einem Terrier auftreten. Nur sind Wolfshunde sehr intelligent und sind bei einem inkonsequenten Herrchen bestens in der Lage ihre Wünsche durchzusetzen.
Hinzu kommen wolfstypische Eigenschaften, die ein unvorbereitetes Herrchen in die Verzweiflung führen können. Dazu gehört beispielsweise die oft auftretende Unsauberkeit.
Nachfolgend gehe ich auf ein paar Aussagen zu Tschechoslowakischen Wolfshunden ein, die ich für irreführend oder sogar falsch halte.
Tschechoslowakische Wolfshunde fressen nicht viel
Diese Aussage ist erst einmal vollkommener Unfug. Wer behauptet, ein ausgewachsener Tschechoslowakischer Wolfshund würde oder sollte nicht mehr als 300g Fleisch am Tag fressen, der hat entweder ein grundsätzliches Problem mit seinem Wolfshund oder ist bestrebt ihn aufgrund von Schönheitsidealen sehr dünn zu halten.
Grundsätzlich sollten Welpen 5% ihres Körpergewichts als Frischfleisch bekommen. Ausgewachsene Wolfshunde zwischen 2% und 3% ihres Körpergewichts. Dabei sollten Knochen und Knorpel nicht fehlen. Beispielsweise Entenhälse. Sie sind ein sehr wichtiger Kalziumlieferant. Frisst der Welpe nicht, sollte abgeklärt werden, woran es liegt. Beispielsweise könnte ein Befall mit Kokzidien oder Giardien vorliegen. Wird solch ein Befall nicht erkannt und nicht behandelt, werden Magen und Darm angegriffen. Die Folge sind Hunde, die äusserst sensibel auf Futter reagieren, vieles nicht vertragen und kein Gewicht aufbauen können.
Tschechoslowakische Wolfshunde vertragen kein Trockenfutter
Es gibt durchaus Wolfshunde, die kein Trockenfutter vertragen. Nach meiner Erfahrung liegt die Ursache jedoch an einem zerstörten Darmmilieu. Oft im Welpenalter durch Kokzidien und/oder Giardien verursacht. Ein gesunder Wolfshund hat keine Probleme mit Trockenfutter. Trotzdem würde ich in jedem Fall BARF empfehlen.
Warum?
Nun, angenommen ich würde einen Ernährungsdrink anrühren in den ich so ziemlich alles rein packe, was Sie zum täglichen Leben benötigen. Würden Sie ausschliesslich diesen Drink für den Rest Ihres Lebens täglich einnehmen wollen und es frisch zubereiteten Lebensmitteln vorziehen? Würden Sie glauben, das wäre eine gesunde Ernährung? Nein? Dann werden Sie verstehen, dass Trockenfutter nicht die richtige Ernährung für Ihren Wolfshund ist.
Noch ein kleiner Tipp. Besucher von uns sind immer wieder überrascht, dass unsere Wölfe nicht riechen. Auch nicht wenn sie nass sind! Der Grund liegt auf der Hand. Gesunde Hunde und Wölfe riechen nicht. Unsere Wölfe bekommen ausschliesslich BARF. Wer bemerkt, dass sein Hund müffelt, sollte einmal 4 Wochen lang BARF füttern und sich überraschen lassen, wie schnell jeglicher Geruch verschwindet.
Tschechoslowakische Wolfshunde gehen nicht zu Fremden
Hier muss man zwischen erwachsenen Tieren und Welpen unterscheiden. Welpen gehen meist sehr gerne und freudig zu Fremden. Das ist auch nicht ungewöhnlich, sondern vollkommen normal. Der Grund liegt im natürlichen Verhalten von Wölfen. Es passiert recht häufig, dass Wölfe ein Rudel für einige Zeit verlassen und später wieder zum Rudel hinzustossen. Welpen, die in dieser Zeit zur Welt kommen geben sich den hinzustossenden Wölfen als Welpen zu erkennen und begrüssen sie überschwenglich. Man sollte sich also keine Sorgen machen, wenn der kleine Wolfshundwelpe zu Fremden läuft. Als erwachsene Tiere gestaltet sich das Verhalten gegenüber Fremden gänzlich anders. Sie zeigen, je nach Ausprägung des wölfischen Verhaltens, eine Scheu gegenüber Fremden. Allerdings gibt es durchaus auch Wolfshunde, die keinerlei Scheu zeigen und auch im Erwachsenenalter auf Fremde zugehen.
Wolfshunde können nicht alleine bleiben
Auch diese Aussage stimmt nicht. Bringt man es ihnen bereits früh bei, können Wolfshunde ohne Probleme auch längere Zeit alleine bleiben. Man sollte ihnen jedoch eine Beschäftigung bieten. So kann man beispielsweise “gut riechende” Leckerreien verstecken. Wobei auch hier anzumerken ist, dass Wolfshunde sehr verschieden sind. Manchen fällt es wesentlich leichter als anderen. Wie gut es am Ende klappt, liegt nicht am Wolfshund, sondern am konsequenten und richtigen Handeln des “Herrchens”. Das alleine bleiben sollte immer als positive Erfahrung gestaltet werden. Allerdings kann ich Ihnen aus Erfahrung empfehlen, Ihren Wolfshund nicht über längere Zeit alleine in Ihrer Wohnung zu lassen. Die Räumlichkeiten sollten so ausgestattet sein, dass so wenig wie möglich zerstört werden kann. Unsere Wolfshund leben ausschliesslich draussen und das hat seinen Grund. Eine durch Wolfshunde umdekorierte Wohnung können Sie danach nicht renovieren sondern sanieren.
Wolfshunde sind schwer zu erziehen
Wie es zu solch einer Aussage kommen kann, ist mir vollkommen schleierhaft. Meine Wolfshunde liefen bei mir vom ersten Tag an ohne Leine und hörten bereits nach kurzer Zeit. Auch hier kommt es auf den richtigen Umgang an. Wichtig ist konsequentes Handeln. Rufen Sie Ihren Wolfshund, dann sollten Sie, gerade im Welpenalter, in der Lage sein, diese Aufforderung auch durchzusetzen. Allerdings ist das nichts was einzig für den Wolfshund typisch ist. Er ist nur äusserst intelligent und wird sich merken, wenn er mit seinem Verhalten durchgekommen ist. Bitte konsequentes Handeln nicht mit agressiven Handeln verwechseln. Je nach dem Wesen des Wolfshundes werden Sie durch Aggression nur Aggression oder Angst erzeugen.
Wolfshunde sind schwer stubenrein zu bekommen
An dieser Aussage ist etwas dran. Sie müssen bedenken, dass Wölfe grundsätzlich überhaupt nicht stubenrein zu bekommen sind. Ein Wolf macht in seinen Bau und das stört ihn herzlich wenig. Vor diesem Hintergrund ist es sicher nachvollziehbar, dass ein höherer Wolfsanteil auch zu mehr Schwierigkeiten führt, wenn es darum geht, einen Wolfshund stubenrein zu bekommen. Wir hatten schon einen Rüden, der überhaupt nicht stubenrein zu kriegen war!
Hinzu kommen andere Einflüsse. Die sind jedoch nicht mehr rein wolfshundtypisch. Welpen, die im Haus in einer Kiste aufgezogen werden, sind nicht nur schwer stubenrein zu bekommen, sondern darüber hinaus auch oft sozial gestört.
Selbiges gilt für einen Zwinger in dem keine klare, räumliche Trennung besteht.
Wachsen Welpen zusammen mit “stubenreinen” Elterntieren frei auf, sind Hundewelpen bereits mit wenigen Wochen stubenrein. Die Erziehung zur Sauberkeit übernimmt hierbei die Hündin. Anfangs leckt sie bei den Kleinen Welpen die Ausscheidungen noch feinsäuberlich auf. Sind die Welpen groß genug, die Höhle zu verlassen, sorgt die Hündin dafür, dass das auch geschieht. Im späteren Verlauf übernimmt der Rüde die Erziehung der Welpen.
TWH bilden eine sehr enge Bindung zu ihrem Halter aus
Sie haben sicher schon gelesen, dass Wolfshunde eine sehr enge Bindung zu ihrem Halter ausbilden. Sie sollen ihm wie ein Schatten auf Schritt und Tritt folgen.
Es gibt durchaus Wolfshunde, bei denen das der Fall ist, doch gibt es sicher auch ähnliche Bindungen zwischen anderen Hunderassen und ihrem Halter. Die Bindung wird oft aufgebauscht, um sich interessanter zu machen. Schliesslich gibt es viele Halter, die durch solch ein Tier etwas ins Aussen tragen wollen. Ein Wolf steht für das Ursprüngliche und Ungezähmte. So finden sich viele Aussagen im Internet, die Rassen wie dem TWH nachträglich schaden. Denn es sind diese übersteigerten Aussagen, die Interessenten zur Anschaffung eines Wolfshundes bewegen. Ein Wolf, der Ihnen auf Schritt und Tritt folgt und sein Leben lang niemand anderen mehr beachten wird, schafft Traumwelten. Die Realität sieht anders aus.
Auch ältere TWH bauen durchaus auch zu neuen Haltern eine enge Beziehung auf. Und nicht jeder Wolfshund wird Ihnen auf Schritt und Tritt wie ein Schatten folgen.
Für wen ist ein Wolfshund geeignet?
Nach den bisherigen Ausführungen, können Sie sich vielleicht schon ein Bild darüber machen, ob ein Wolfshund der richtige Begleiter für Sie ist.
Sollten Sie auf der Suche nach einem Wolf für Ihre Wohnung sein, dann vergessen Sie es. Einige der vermeintlichen Wölfe in Deutschland sind sicher ausgesetzte Wolfshunde. Glauben Sie mir, es gibt einen Grund, weshalb der Mensch den Wolf zum Hund domestiziert hat.
Einem Wolfshund sollten Sie ein befriedetes Grundstück und viel Zeit bieten können. Er braucht viel Beschäftigung und ist kein Tier, das nebenher laufen könnte.
Sie haben ein befiedetes Grundstück, viel Zeit und suchen einen Wolf, der über Ihr Eigentum wacht?
Sein Sie nicht enttäuscht, wenn Ihr TWH zwar optisch etwas her macht, aber bei der kleinsten Gefahr panisch davon rennt. Er folgt damit nur der Verhaltensweise seiner Vorfahren. Er wäre also auch in diesem Fall nicht für Sie geeignet.
Sie suchen einen Gefährten und können ihm viel Zeit und Auslauf bieten. Und wenn Probleme auftauchen, dass Ihr neuer Gefährte beispielsweise nicht stubenrein wird, können Sie ihm dennoch durch ein befriedetes Grundstück gerecht werden?
Dann könnte ein Wolfshund der richtige Gefährte für Sie sein.
(695 mal besucht, 1 mal heute)
Andree meint
Der Tschechoslowakische Wolfhund ist im Übrigen das Ergebnis eines Kreuzungsprojekts zwischen einem Deutschen Schäferhund und einem Karpatenwolf. Er ist grundsätzlich ein sehr zurückhaltendes, ja fast schon scheues Wesen und gerade als Welpe natürlich auch verdammt süß! Ein toller Weggefährte, auf den man sich verlassen kann.