Das wohl am häufigsten in der Landschaftspflege eingesetzte Tier, ist das Schaf. Schafe sind sehr anpassungsfähig und robust. Durch das in ihrer Wolle befindliche Lanolin, sind sie auch an feuchte Witterungen in unseren Breiten bestens angepasst. Durch ihr geringes Gewicht schädigen Schafe die Grasnabe nur unwesentlich.
Bei all diesen Vorzügen, die eine Landschaftspflege mit Schafen bietet, stellt sich die Frage, warum man die Landschaftspflege mit Schafen durch Ziegen ersetzen sollte. Ein trifftiger Grund ist sicher der Verbiss und somit die Pflegeleistung. Schafe können einer allmählichen Verbuschungs- und Baumentwicklung nicht entgegenwirken. Schafe fressen zwar ebenfalls erreichbare Neutriebe von bestimmten Bäumen und Sträuchern, sie verschonen dabei jedoch meist eng an die Grasnabe anliegende Triebe. Hinzu kommt, dass Schafe im Gegensatz zu Ziegen ein eher einseitiges Futterspektrum aufweisen.
Auch Rinder werden in der Landschaftspflege eingesetzt. Bei Rindern ist der Verbiß deutlich schonender als bei Schafen oder Ziegen, denn Rinder umschlingen die Gräser und reißen sie ab. Einer Verbuschung haben Rinder jedoch nichts entgegnzusetzen. Hinzu kommt, dass Rinder durch ihr hohes Gewicht, die Grasnabe weitaus mehr schädigen, als beispielsweise Schafe oder Ziegen.
Auch Pferde können und werden in der Landschaftspflege eingesetzt. Dabei ist hier die Rede von robusten Kleinpferden. Sogenannte Freizeitpferde sind dafür ungeeignet. Sie besitzen einen relativ kleinen Magen und benötigen eine hohe Energiekonzentration des Futters, die bei der Landschaftspflege meist nicht gegeben ist. Aber auch bei kleinen robusten Pferden stellt sich die Frage nach dem Nutzen. Sie können einer aufkommenden Verbuschung nicht entgegenwirken. Sie schädigen die Grasnabe massiv und nutzen spezifische Kot- und Urinstellen, die durch die hohen Nährstoffgaben eutrophieren. Ohne weiteres Beweidungsmanagement ist an eine Landschaftspflege durch Pferde kaum zu denken.
Eine eher selten in der Landschaftspflege anzutreffende Nutztierart stellt das Schwein dar. Es bietet durchaus interessante Aspekte. So können Schweine durch ihr Wühlen und dem damit einhergehenden veränderten Deckungsgrad die Pflanzenvielfalt um bis zu 20% erhöhen [Mathes1996]. Einer Verbuschung haben jedoch auch Schweine nichts entgegenzusetzen.
Von all den aufgeführten Tieren ist, bei dem Ziel eine Verbuschung zu vermeiden oder zurückzudrängen, die Ziege als einziges Nutztier geeignet. Ziegen weisen ein weites Futterspektrum auf. Sie fressen fast alle Pflanzen, Blätter, Triebe und Rinde. Durch ihren tiefen Verbiss schaffen sie lichtbedürftigen Pflanzenarten eine Lebensgrundlage und verhindern eine erneute Verbuschung. Auf der Suche nach Abwechslung schaffen es Ziegen auch ohne weiteres auf Bäume zu klettern oder sie stellen sich auf die Hinterbeine und erreichen so einen Fresshorizont von bis zu 2 Metern. Dabei nehmen sie mehrere Kilo Trockenmasse auf, wie im Kapitel zu den Rassen dargestellt wurde.
Es scheint paradox zu sein, das gerade das Nutztier bestens für die Landschaftspflege geeignet ist, das über Jahrhunderte hinweg als Forstschädling verfolgt wurde. Seinen Ruf hat die Ziege jedoch ungerechter Weise erhalten. Durch Fehlnutzung und Abholzung hat der Mensch weite Landstriche zerstört. Oft war die Ziege mit ihre Anspruchslosigkeit das einzige Nutztier, dass unter diesen kargen Verhältnissen noch existieren und Leistung erbringen konnte. Dass unter diesen Verhältnissen eine noch dazu kommende hohe Besatzdichte der Landschaft abträglich war, ist sicher kein Wunder.
(270 mal besucht, 1 mal heute)
Schreibe einen Kommentar